Interview mit Klaus Kluger von Omron
»Cobots sind als Helfer in der Produktion zu sehen«
Fortsetzung des Artikels von Teil 1
Produktportfolio der Robotik wird vervollständigt ...
Welche Rolle spielen die Produkte von Techman Robot im Portfolio von Omron?
Mit der Cobot-Serie von Techman vervollständigt Omron das Produktportfolio der Robotik. Cobots, Leichtbauroboter, sind in immer mehr Applikationen der Endkunden zu finden. Treiber dieser Entwicklung sind der generelle, schon vorhandene und in den nächsten Jahren wachsende Mangel an Arbeitskräften und Spezialisten bei zugleich hohen Anforderungen an die Qualität der gefertigten Produkte und die Flexibilität der Produktionsabläufe.
Cobots sind hier eine geeignete Wahl, um die Menschen in der Produktion von körperlich belastenden, monotonen und sich ständig wiederholenden Arbeiten zu entlasten. Cobots können diese Arbeiten übernehmen, die Menschen entlasten und ihnen die Möglichkeit geben, sich auf spezielle Aufgaben zu konzentrieren.
Zusätzlich zu den Standardausführungen der kollaborativen Roboter der TM-Serie wird Omron auch neue Modelle anbieten, die »mobil-kompatibel« sind, sich also leicht in die mobilen LD-Roboter von Omron integrieren lassen. Omron und Techman haben außerdem gemeinsam den Mobile Manipulator entwickelt.
Plant Omron, weitere Anteile von Techman Robot zu übernehmen?
Der Kauf der Anteile von Techman Robot durch Omron zeigt, wie wichtig dieser Bereich der Robotik für Omron ist. Gleichzeitig möchte Omron nicht nur Vertriebspartner sein, sondern auch bei Neuentwicklungen Einfluss haben, und hat die 2018 begonnene Partnerschaft durch den Erwerb der Anteile eindeutig bekräftigt. Techman Robot ist ein Spezialist für die Entwicklung von Cobots mit zukunftsweisender Technologie, Omron hat ein großes weltweites Vertriebs- und Servicenetz. Die Verbindung und Zusammenarbeit beider Unternehmen ist in der gegenwärtigen Konstellation stark und effizient.
Welche Aspekte der Leichtbaurobotik von Techman Robot und Omron betrachten Sie als Alleinstellungsmerkmale gegenüber Ihren Wettbewerbern, und aus welchen Gründen?
Omron ist ein Automatisierungsunternehmen mit einem weitreichenden Produktportfolio. Wir können unseren Kunden zusammen mit den Leichtbaurobotern von Techman weitere Komponenten für die Automatisierung anbieten, etwa Maschinensteuerungen, Inspektionssysteme und Safety-Komponenten. Damit haben die Kunden nur einen Ansprechpartner bei Fragen, Problemen und auch beim Service. Natürlich gehen wir aber noch ein Stück weiter, als den Kunden nur die einzelnen Komponenten zu verkaufen.
Ein wichtiges Augenmerk liegt hier auf der einfachen Umsetzung der Automatisierungslösung und der möglichst kurzen Inbetriebnahmezeit. Das schaffen wir dadurch, dass die Komponenten auf dem Level der Applikation aufeinander abgestimmt sind und fertige Softwaremodule zur Integration des Zusammenspiels der einzelnen Komponenten bereitgestellt werden.
Inwieweit wirken sich die weltweiten Lieferschwierigkeiten und Lieferkettenprobleme auf den Markt für Cobots aus?
Omron ist bemüht, mögliche Lieferschwierigkeiten so gering wie möglich zu halten. Aber auch wir sind natürlich auf Komponenten anderer Anbieter angewiesen und mussten die Neueinführung der nächsten Cobot-Generation, die für den Sommer 2022 geplant war, um ein Jahr verschieben. Für unsere Kunden bedeutet das leider, dass sie länger auf neue Features warten müssen, die gerade mit der neuen Steuerung kommen.
Für unsere Kunden tut sich allerdings noch ein weiteres Problem auf. Weil in einer Maschine Komponenten verschiedener Hersteller verbaut werden, reicht es nicht, wenn ein Hersteller rechtzeitig liefern kann. Dadurch stehen Maschinen länger als geplant beim Maschinenbauer/Systemintegrator, und die Fläche lässt sich nicht für weitere Projekte nutzen. Letztendlich kommt die beauftragte Maschine später beim Endkunden an, auch hier entstehen Verluste, oder es können neue Produkte nicht produziert werden.
Wie wird sich der Markt für Cobots in diesem Jahr und darüber hinaus entwickeln?
Sicher ist, dass sich der Cobotmarkt weiter entwickeln wird. Dies ist schon aus wirtschaftlicher Sicht notwendig.
Cobots mit größeren Traglasten bis 25 oder 30 kg werden auf den Markt kommen und weitere einfache Tätigkeiten der Menschen übernehmen, um diese zu entlasten. Auch Omron bringt in Kürze einen Cobot mit einer Traglast von 20 kg auf den Markt, um der Nachfrage unserer Partner nach Cobots in diesem Traglastbereich gerecht zu werden. Das schon angesprochene System der Plug&Play-Komponenten wird weiterwachsen und weitere Anwendungen ermöglichen.
Die Umsetzung der Applikationen wird einfacher werden, was bedeutet, dass ein Roboter-Bediener zwar generelle Kenntnisse über Cobots haben muss, aber kein Spezialist erforderlich ist, um Anwendungen umzusetzen und in Betrieb zu halten.
Dies ist der richtige Weg, um Unternehmen auf den Weg zur notwendigen Automatisierung zu führen.
In welchen Anwendungen werden künftig eher Cobots zum Einsatz kommen, in welchen klassische Industrieroboter, in welchen SCARA-Roboter und in welchen Delta-Roboter?
Hier ist zu beachten, dass die typischen Einsatzgebiete der Robotik nicht vermischt werden. SCARA-Roboter sind präzise und schnelle Montageroboter, Delta-Roboter sind typische Verpackungsroboter, und Sechs-Achs-Roboter sind meistens in Handling-Aufgaben oder auch Schweißanwendungen zu finden. Die meisten dieser Anwendungen erfordern eine kurze Taktzeit und eine hohe Genauigkeit und werden mit den zuvor beschriebenen Robotern auch in Zukunft umgesetzt werden.
Cobots sind eher als Helfer in der Produktion zu sehen. Sie können viele monotone und sich wiederholende Tätigkeiten übernehmen. Palettieren oder Kommissionieren der fertigen Produkte für den Versand, die Be- und Entladung von Maschinen, aber auch einfache Schweiß- und Lackieraufgaben sind typische Anwendungen für Cobots.
Die Taktzeit ist hier nicht unbedingt das Kriterium; wichtiger ist, dass die Arbeiten konstant mit gleichbleibender Qualität ausgeführt werden. Handling-Aufgaben wie etwa das Zuführen von Produkten aus der Gitterbox auf den Arbeitsplatz des Menschen und die damit einhergehende Reduzierung zeitraubender Nebentätigkeiten des Spezialisten stellen ein hohes Anwendungspotenzial für Cobots dar.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf den vorhandenen und wachsenden Arbeitskräftemangel hinweisen. Dem müssen wir entgegenwirken, um weiterhin unsere Wirtschaftskraft stark zu halten.
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