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Ohne Energieeffizienz drohen ab 2023 Stromversorgungsengpässe

7. November 2014, 13:50 Uhr | Hagen Lang
Wird die Energiewende ohne Energieeffizienz ein Schuss in den Solarofen? Laut pwc werden konventionelle Kraftwerke nicht nur immer unrentabler, sondern bleiben für die Versorgungssicherheit auch unverzichtbar. Statt Subventionen für Kraftwerke schlägt pwc Investitionen in Energieeffizienz- und Energiesparmaßnahmen vor.

Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (pwc) sieht in ihrem aktuellen Energiewende Outlook ohne intensivere Maßnahmen zur Stromeinsparung die Versorgungssicherheit gefährdet. Energieeffizienz in allen Bereichen sei der kostengünstigste Weg, diese zu gewährleisten.

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Regenerative Energien versagen nicht nur in Spitzenlastzeiten, wenn es gilt, Versorgungssicherheit herzustellen. Doch die Bundesregierung beharrt darauf, immer mehr Altkraftwerke stillzulegen. Während die Diskussion zur Lösung dieses Problems derzeit die Schaffung eines Kapazitätsmarktes favorisiert, also eines subventionierten »Marktes«, in dem Kraftwerke für die Bereitstellung von Versorgungssicherheit extra bezahlt werden, schlägt die Unternehmensberatung pwc einen anderen Weg vor.

»Die Debatte zur Versorgungssicherheit sollte sich dabei nicht nur auf die Frage der Stromerzeugung und der Notwendigkeit eines Kapazitätsmarktes beschränken, sondern weitere Optionen wie die Verknüpfung von Wärme- und Strommarkt, Kapazitätsaustausch mit den Nachbarländern, intensivere Nutzung der Biomasse oder neue Ansätze der Nachfragesteuerung umfassen«, sagt Dr. Norbert Schwieters, Leiter des Bereiches Energiewirtschaft bei pwc.

Ohne intensivere Einsparungen beim Stromverbrauch droht gemäß Studie bereits 2023 eine Kapazitätslücke durch das Abschalten alter Kraftwerke und fehlende Neuinvestitionen. Durch erhöhte Energieeffizienz könnte das Aufkommen der Kapazitätslücke jedoch um einige Jahre verzögert werden. Hingegen ignoriert das aktuelle Grünbuch des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zum künftigen Strommarkt die Bedeutung der Energieeffizienz und Energieeinsparung.

Neben der hohen Bedeutung der Energieeffizienz zeigt die pwc-Studie auf, dass die intensivere Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung zur Schließung der Kapazitätslücke im Strommarkt bis 2050 Kosten in Höhe von bis zu 30 Milliarden Euro und 210 Millionen Tonnen C02-Emissionen einsparen könnte.

Schwieters ist überzeugt: »Die Energieeffizienz zu erhöhen, ist der beste und kostengünstigste Ansatzpunkt, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die mit der Energiewende verbundenen Umweltziele zu erreichen. Allerdings steht das Thema in der politischen Diskussion zu sehr im Hintergrund. Gefragt sind klare Rahmenbedingungen und Konzepte zur Verbesserung der Energieeffizienz, um in stärkerem Maße als bisher Investitionen in innovative Technologien oder eine Anpassung des Verbraucherverhaltens voranzutreiben.«

Auch das Potential von KWK werde vom neuen EEG nicht genutzt. Der hier vorgesehene Bruttoausbaukorridor von 100 Megawatt pro Jahr der CO2-neutralen Energiegewinnungstechnik reicht nicht zur Abdeckung von Kapazitätslücken in größerem Umfang. Dagegen beginnen Länder wie Dänemark Biomasse als Backup-Kapazität für die wild schwankenden Erneuerbaren auszubauen.

Das Potential von Demand-Side-Management schätzt pwc wie das Grünbuch des BMWi als beträchtlich ein, nämlich im Winter für einige Stunden auf 12,5 bis 14 GW (BMWi: 20 GW). »Langfristig bietet dieses Konzept enorme Chancen, die Höchstlast zu senken«, sagt Schwieters.

Im Gegensatz zum BMWi-Grünbuch prognostiziert pwc für Kraftwerke künftig keine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. Ihre Benutzungsdauer geht mit zunehmenden Anteil Erneuerbarer Energien weiter zurück, sie werden teilweise in den Standby-Modus zwangsversetzt und können dadurch nicht mehr effizient arbeiten. Die Zahl der Stunden wird steigen, in denen ein teures Kraftwerk bei voller Belegschaft keinen Strom produzieren darf, weil andere Energiequellen bevorzugt werden (Merit Order Effekt).

Ohne den Ausbau eines europäischen Stromsystems, in dem auch ausländische Regenerativenergien nach Deutschland geleitet werden können, wäre die Versorgungssicherheit generell schwierig zu realisieren, so pwc. »Zwar verfolgt jedes Land in der Europäischen Union ein anderes Energiesystem mit eigenen Schwerpunkten und Fördersystemen, doch langfristig ist ein europäischer Strommarkt unverzichtbar«, so Schwieters.


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