Si vs. SiC

Wie leistungsfähig sind SiC-MOSFETs?

2. Oktober 2013, 11:29 Uhr | Jimmy Liu, Kin Lap Wong, Scott Allen und John Mookken
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Zweikanaliger Aufwärtswandler im Interleaved-Betrieb

Bild 6. Unterschiedliche differenzielle Störungen im einphasigen Betrieb ohne Interleaving und im zweiphasigen Betrieb mit Interleaving.

Bild 6 zeigt die unterschiedlichen differenziellen Störungen zwischen zwei Phasen im Interleaved-Betrieb und im einphasigen Betrieb ohne Interleaving. Im Interleaved-Betrieb treten die differenziellen Störungen erster Ordnung beim Doppelten der Schaltfrequenz auf und die ein- und ausgangsseitige Welligkeit können sich aufheben. Die Frequenz des EMI-Filters kann deshalb im Interleaved-Betrieb höher angesetzt werden. Das Filter kommt mit weniger Dämpfung aus und kann die Vorgaben auch mit kleineren Abmessungen erfüllen. 

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
Bild 7. Ansicht des 10-kW-Interleaved-Aufwärtswandlers in reiner SiC-Technik.

Um die Eigenschaften der SiC-MOSFETs der zweiten Generation zu verifizieren, wurde der in Bild 7 gezeigte, hart geschaltete und im Interleaved-Modus arbeitende Aufwärts-Gleichspannungswandler mit 10 kW Leistung entwickelt. Zu Vergleichszwecken wurde die Schaltung alternativ mit dem schnellen Silizium-IGBT des Typs IGW40N120H3 bestückt. Die Leiterplatte hat die Maße 240 × 140 × 90 mm³. Als Controller dient der Interleaved-PWM-Baustein UCC28220 von TI, für die Gate-Ansteuerung das IC IXDN609 von IXYS. In Tabelle 2 sind einige Eckdaten des Designs aufgeführt.

 Eingangsspannung  450 VDC
 Ausgangsspannung  650 VDC
 Nenn-Ausgangsleistung  10 kW
 Schaltfrequenz

 100 kHz (SiC-MOSFET)

 20 kHz (Si-IGBT)

 Abmessungen der Leiterplatte  240 × 140 × 90 mm3
 Abmessungen der Drossel

 Für 100 kHz: 63 × 26 mm2 (Durchmesser × Höhe)

 Für 20 kHz: 140 × 108 × 68 mm3

Tabelle 2. Eckdaten des Designs


Wirkungsgrad und Schaltverluste

Bild 8 zeigt die Wirkungsgrad-Daten für den SiC-MOSFET mit 100 kHz Schaltfrequenz (SiC-MOSFET CMF20120D der ersten Generation und SiC-MOSFET C2M0080120D der zweiten Generation) sowie mit 20 kHz Schaltfrequenz (Si-IGBT IGW40N120H3).

Bilder 8 - 14

Alle Bilder anzeigen (7)

Als Ausgangsdiode wurde in beiden Fällen auf die 1.200-V-SiC-Schottky-Diode C4D10120D von Cree zurückgegriffen, um einen fairen Vergleich zu ermöglichen. Alle Daten basieren zudem auf einem externen Gate-Widerstand von 2 Ω. Die Tests ergaben, dass die SiC-Implementierung trotz der fünfmal höheren Schaltfrequenz auf einen maximalen Wirkungsgrad von 99,3 % (bei 100 kHz) kam, womit die Verluste um 18 % geringer ausfielen, verglichen mit dem höchsten Wirkungsgrad der IGBT-Lösung bei 20 kHz. Im Betrieb mit geringer Last - in dem beide Designs die niedrigsten Wirkungsgrade erzielten - kam die mit 100 kHz getaktete SiC-Lösung immer noch auf den gleichen Wirkungsgrad wie die Silizium-Lösung mit 20 kHz Schaltfrequenz. Dies bestätigt die sehr geringen Schaltverluste der SiC-MOSFETs (Bild 8).

Niedrigere Schaltverluste sind die entscheidenden Pluspunkte von SiC-MOSFETs bei hohen Schaltfrequenzen. Die Kurven in den Bildern 9 und 10 geben das Einschaltverhalten der Bausteine C2M0080120D und IGW40N120H3 wieder. Der Eon-Wert beträgt 54,5 µJ für den SiC-MOSFET und 115,1 µJ für den Si-IGBT. Die Bilder 11 und 12 zeigen dagegen das Abschalt-Verhalten des C2M0080120D und des IGW40N120H3. Dem Eoff-Wert des SiC-MOSFET von 83,3 µJ steht ein höherer Eoff-Wert des Si-IGBT von 911,5 µJ gegenüber. Aus den während der Tests aufgezeichneten Kurven geht hervor, dass die Gesamt-Schaltverluste des SiC-MOSFET bei 100 kHz ungefähr 13,8 W betragen, während die Schaltverluste des Si-IGBT bei 20 kHz mit rund 20,5 W um ungefähr 7 W höher ausfallen. Es zeigt sich, dass ein SiC-MOSFET niedrigere Schaltverluste aufweisen kann als ein Si-IGBT - auch wenn seine Schaltfrequenz fünfmal höher ist. Dies gilt insbesondere beim Abschalten: Obwohl hier ein spezieller High-Speed-IGBT verwendet wurde, entstehen beim Si-IGBT speziell beim Abschalten hohe Verluste durch das Tailstrom-Phänomen (Stromschwanz).

Thermische Eigenschaften

Die Bilder 13 und 14 erlauben einen Vergleich der thermischen Eigenschaften der Implementierungen mit dem SiC-MOSFET C2M0080120D und dem Silizium-IGBT IGW40N120H3. Die Testergebnisse beziehen sich auf eine Eingangsspannung von 450 VDC und eine Ausgangsspannung von 650 VDC bei Volllast mit 2 × 5 kW. Der Betrieb erfolgte bei einer Umgebungstemperatur von 25 °C ohne Kühlsystem am Kühlkörper und in Open-Frame-Bauweise. Als Ausgangsdiode diente in beiden Fällen die SiC-Schottkydiode C4D10120D von Cree. Aufgrund seiner niedrigeren Verluste weist der Siliziumcarbid-MOSFET eine um 40 °C geringere Gehäusetemperatur auf als der Si-IGBT, so dass er mit einem leichteren, dünneren und kostengünstigeren Kühlkörper auskommt. Die Abbildungen machen außerdem die großen Abmessungen der Drossel für die Silizium-IGBT-Lösung deutlich, die eine geringere Leistungsdichte ergibt als bei der Siliziumcarbid-MOSFET-Implementierung.


  1. Wie leistungsfähig sind SiC-MOSFETs?
  2. Überlegungen zur EMV
  3. Zweikanaliger Aufwärtswandler im Interleaved-Betrieb
  4. Vorteil SiC

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Cree Europe GmbH

Weitere Artikel zu Cree Inc.

Weitere Artikel zu Leistungshalbleiter-ICs