Wie hat sich die Bauteilversorgung in den letzten Monaten entwickelt, speziell im Bereich MOSFETs? Sehen Sie eine Verbesserung oder rechnen Sie mit einer Verlängerung der angespannten Lage?
Vor zwei Jahren lag unser Planungshorizont bei 6 bis 9 Monaten; inzwischen sind wir bei eineinhalb Jahren angekommen. Wir haben darauf mit einer massiven Aufstockung unserer Lager reagiert. Der Wert unseres Bauteillagers hat sich gegenüber 2016 um 50 Prozent erhöht. Das Volumen unseres Gerätelagers hat um 30 Prozent zugenommen. Aber auch diese Vorbereitungen schützt einen nicht davor, von der Entscheidung eines Herstellers überrascht zu werden. So liefert Infineon seit Kurzem fast keine CoolMOS-Bausteine der C3-Technologie mehr aus. Das betrifft auch lang laufende Aufträge! Diese Produkte waren nicht als obsolet gekennzeichnet! Wir haben interveniert, aber mit wenig Erfolg. Als Konsequenz daraus werden wir in Zukunft auf andere MOSFET-Lieferanten setzen. Neben chinesischen Herstellern gibt es in diesem Bereich ja auch noch andere wie On Semi, Toshiba, Rohm Semiconductor oder STMicroelectronics. ST hatte in den letzten zwei Jahren auch Probleme, aber die haben das relativ schnell geradegezogen.
Sie haben vor einem Jahr das neue Puls-Headquarter in München bezogen, eine Arbeits- und Büroumgebung, die sich deutlich vom heutigen Standard abhebt. Haben die Investitionen in dieses spezifische „gallische Dorf“ Ihre Erwartungen erfüllt?
Absolut! Wir bekommen die hochqualifizierten Mitarbeiter, die wir benötigen. Die Leute sagen sich, „in einem Unternehmen, das so tickt, will ich unbedingt arbeiten!“ Es ist klar, das ist nicht nur hübsche Deko, das ist gelebter Spirit unseres Unternehmens. Und das spüren die Leute, auch unsere Kunden bestätigen uns, dass wir damit noch einmal ein neues Level erreicht haben. Aber es betrifft nicht nur die Leute, die neu zu uns kommen, die veränderte Arbeitswelt in unserem neuen Headquarter verleiht auch der Arbeit unserer bisherigen Mitarbeiter eine ganz neue Dynamik. Die Konzeption und Umsetzung unserer neuen Arbeitswelt zieht inzwischen erstaunliche Kreise. Wir haben hier Besuch von Human-Resources-Managern globaler Player; vor Kurzem war der größte japanische Büromöbelhersteller hier, um Kunden zu zeigen, was heute bei entsprechender Konzeption möglich ist, und vor drei Wochen haben wir den European Property Award für das beste Office-Design in ganz Deutschland erhalten!
Abschließend noch einmal eine Frage zu China. Stromversorgungs-Hersteller wie Mornsun eröffnen inzwischen in Deutschland eigene Niederlassungen. Rechnen Sie damit, dass über kurz oder lang auch chinesische Hutschienen-Netzgeräte-Hersteller in Deutschland und Europa Präsenz zeigen?
Ich rechne eher nicht damit, dass das eintritt. Das Segment Hutschiene wird schon von Mean Well als taiwanesischem Stromversorgungshersteller mit starker Produktionspräsenz in China bedient. Ich denke, wenn, dann wäre das aus Sicht potenzieller Kunden nur interessant, wenn sich in China ein Automatisierungsanbieter von internationalem Rang entwickelt, der dann ein Komplettpaket aus Automatisierungskomponenten wie SPS-Lösungen und entsprechenden Stromversorgungen anbietet. Bisher sind wir in China noch nicht auf ein solches Unternehmen gestoßen. Als chinesischer Neuanbieter nur mit Hutschienenstromversorgungen auf den Markt zu kommen und damit den europäischen Markt anzugehen, halte ich für unternehmerisch nicht sehr erfolgsversprechend.