Interview mit Prof. Leo Lorenz

»Renault setzt auf GaN«

4. Mai 2017, 17:30 Uhr | Ralf Higgelke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Fortschritte bei der Ausbildung?

Unser letztjähriges Interview hat in der Academia recht hohe Wogen geschlagen.

Man hätte meine Ausführungen auch missverstehen können als Kritik an den deutschen Professoren, sie seien nicht gut genug, um sich um ihre Doktoranden zu kümmern. Vielmehr ging es darum, dass die Lehrstühle mit zu wenig Mitteln ausgestattet sind, damit sich ein Professor adäquat um seine Doktoranden kümmern kann. In anderen europäischen Ländern wie auch in China sind an einem Leistungselektronik-Lehrstuhl beispielsweise bis zu vierzig Professoren angestellt – neben dem Chair Professor noch Associate und Assistant Professors –, und dieses ganze Team betreut die Doktoranden. Und in solchen Ländern ist es normal, dass ein Lehrstuhlinhaber maximal nur zwei Doktoranden pro Jahr annimmt. Eine Promotion dauert fünf Jahre, sodass ein Professor höchstens zehn Doktoranden gleichzeitig betreut; in der Praxis sind es aber weniger, vielleicht vier bis sieben. Eine solche Zahl an Doktoranden kann ein Professor dann wirklich adäquat betreuen. Jede Woche hat jeder Student ein sogenanntes Follow-up-Meeting mit seinem Professor.

Leo Lorenz, PCIM
Prof. Leo Lorenz (rechts) im Gespräch mit unserem Power-Redakteur Ralf Higgelke.
© Lisette Hausser

In Deutschland ist das System etwas anders. Es gibt den Lehrstuhlinhaber, aber meist keinen Unterbau. Den hat man abgeschafft, weil solche fest angestellten Associate und Assistant Professors ein Leben lang dort beschäftigt werden müssen. Wenn nun ein neuer Lehrstuhlinhaber kommt und eine neue Richtung einschlagen möchte, dann kann man nicht zu den Associate und Assistant Professors sagen: »Sorry, der neue Lehrstuhlinhaber hat ein neues Forschungsthema. Du musst jetzt gehen.« Wenn man also in eine neue Forschungsrichtungen gehen will, kann dieser Unterbau eine Last sein, wenn dieser nicht mitgeht. Daher ist das System in Deutschland nachvollziehbar anders, aber eben nicht nützlich, wenn es um die adäquate Betreuung der Doktoranden geht.

In einer Diskussionsrunde sagte Dr. Peter Friedrichs, Senior Director SiC bei Infineon, er habe große Bauchschmerzen, dass, wenn beispielsweise jemand wie Professor Albach aus Erlangen emeritiert, die Hochschule den Lehrstuhl Magnetische Felder nicht neu besetzt, sondern lieber einen weiteren »Digital-Professor« holt, weil das in der Wirtschaft so stark nachgefragt wird. Dadurch ginge viel Wissen verloren.

Da sprechen Sie einen weiteren wichtigen Punkt an. Wenn alles an einer Person hängt, und diese emeritiert, dann ist auch das aufgebaute Knowhow weg, weil es keinen Unterbau gibt, der dieses Wissen weitergeben kann. Da muss sich aus meiner Sicht etwas ändern. Insgesamt aber ist es erfreulich, dass in Deutschland die Zahl der Studenten im Bereich Leistungselektronik wieder steigt.

Besten Dank für dieses Gespräch.


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