500 Arbeitsplätze weniger in Freiberg

Meyer Burger schließt Modulproduktion für Solaranlagen

17. Januar 2024, 9:01 Uhr | Heinz Arnold
Von der Schließung wären rund 500 Beschäftigte betroffen. Eine endgültige Entscheidung müsste bis zur zweiten Februarhälfte 2024 getroffen werden, »sofern keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa, etwa durch Resilienzmaßnahmen, ergriffen werden.«
© Meyer Burger

Meyer Burger treibt das Wachstum des US-Geschäfts voran und bereitet aufgrund ausbleibender Maßnahmen der Politik zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen die Schließung der Modulproduktion in Deutschland vor.

Diesen Artikel anhören

Damit will das Unternehmen die nach eigenen Worten »unhaltbaren Verluste« abstellen: Meyer Burger rechnet für das Geschäftsjahr 2023 bei einem Gesamtumsatz von ca. 135 Mio. CHF mit einem EBITDA-Verlust von mindestens 126 Mio. CHF und einer Cash-Position zum Jahresende von ca. 150 Mio. CHF.

Die Produktion von Solarzellen in Deutschland wird fortgesetzt, um durch die führende Forschung und Entwicklung an den Standorten in Europa sowie die dort hergestellten Fertigungsanlagen den Hochlauf der Modulproduktion in den USA zu unterstützen.

Meyer Burger Solarmodule werden mehr und mehr in die USA verlagert

Meyer Burger konzentriert sich auf strategische Optionen, um ihr langfristiges Wachstumspotenzial und ihre Finanzierungsposition zu verbessern, beispielsweise über Partnerschaften mit Industrieunternehmen und Technologielizenzen und hat eine weltweit führende Investmentbank zur Unterstützung des Strategieprozesses beauftragt.

Mit dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz befinde sich Meyer Burger in fortgeschrittenen Gesprächen über eine von Euler Hermes gedeckte Exportfinanzierung und verfolge weiterhin zusätzliche Finanzierungsoptionen, einschließlich 45X und Darlehen des US-Energieministeriums. Darüber hinaus erwäge Meyer Burger die Beschaffung von Eigenkapital, vor allem zur Finanzierung des Baus von Zell- und Modulwerken in den USA, wie das Unternehmen mitteilte.

Die langfristigen Aussichten hält Meyer Burger »als einziger westlicher Anbieter für die hocheffiziente Heterojunction-Technologie für unverändert äußerst attraktiv«. Das Potenzial allein in den USA sei mit Abnahmeverträgen über 5,4 GW beträchtlich.

Größte Solarmodulproduktion Europas schließt

Die Meyer Burger bedauert es, im Rahmen des Planes, die Verluste in Europa zu reduzieren und sich gemeinsam mit ihren bestehenden und potenziell neuen Abnahme- und Industriepartnern auf profitables Wachstum in den USA zu fokussieren, die europäische Solarproduktion in vollem Umfang vorerst nicht weiter fortsetzen zu können und das Werk in Freiberg, Deutschland, schließen zu müssen. Dabei handelt es sich um die größte in Betrieb befindliche Solarmodulproduktion Europas.

Hiervon wären rund 500 Beschäftigte betroffen. Eine endgültige Entscheidung müsste bis zur zweiten Februarhälfte 2024 getroffen werden, »sofern keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa, etwa durch Resilienzmaßnahmen, ergriffen werden.«

Die Solarzellproduktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen), Deutschland, würde weiterhin den Produktionshochlauf der US-Solarmodulproduktion in Goodyear, USA, unterstützen. Der Maschinenbau und die F&E-Standorte in der Schweiz und in Deutschland wären von diesen Maßnahmen nicht betroffen und würden mit ihren technologischen Entwicklungen weiterhin zum Geschäft außerhalb Europas beitragen.

Solarmodule - Standortnachteil Deutschland wegen Politik?

Meyer Burger plant, Gespräche mit allen betroffenen Beschäftigten und weiteren Beteiligten zu führen. Im Falle einer Schließung würden unverzichtbare Mitarbeitende aus den Bereichen Ingenieurwesen, Technologie, Lieferkettenmanagement und bestimmten anderen kritischen Funktionen am Produktionsstandort in Freiberg die Möglichkeit erhalten, ihre Verträge auf andere Meyer-Burger-Gesellschaften zu übertragen.

 »In den USA können wir – bedingt durch die dortige Industriepolitik – unsere führende Technologieposition voll ausnutzen, was zu einem erheblichen Interesse von potenziellen Partnern führt. Angesichts eines Auftragsbestandes von 5,4 GW im Rahmen von Abnahmevereinbarungen und der Möglichkeit, ein EBITDA von rund 250 Mio. CHF im Jahr 2026 zu erzielen, sind wir in der Lage, ein profitables Geschäft aufzubauen und unseren Aktionären somit einen positiven Ausblick zu geben. Der Ausbau des US-Geschäfts schreitet derzeit wie geplant voran und die Inbetriebnahme unserer Modulproduktion in Goodyear wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 anlaufen«, sagt Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Meyer Burger AG

Weitere Artikel zu Wirtschaft & Politik

Weitere Artikel zu Solarzellen