Der Hersteller von Solarzellen/-modulen Meyer Burger baute im ersten Halbjahr 2023 die Produktionskapazitäten in Deutschland weiter aus und produzierte Solarmodule im Umfang von 302 MW. Den Umsatz konnte das Unternehmen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 70,8 Prozent auf 96,9 Mio. CHF steigern.
Neben der Steigerung der Solarmodul-Produktion und des Umsatzes machte Meyer Burger auch im Bereich Forschung und Entwicklung wichtige Fortschritte: Die geplante neue Glas-Glas-Modultechnologie verbessert die Leistung und Langlebigkeit der Module. Darüber hinaus schreitet die Entwicklung von Modulen und Solardachziegeln auf Basis der Heterojunction-IBC-Technologie mit dem Ziel eines Modulwirkungsgrads von über 24 Prozent zügig voran.
Wie alle europäischen Hersteller stand Meyer Burger im ersten Halbjahr unter dem Einfluss der Angebotspolitik chinesischer Anbieter. Diese fluteten den europäischen Markt im ersten Halbjahr mit in Summe 85 GW an Solarmodulen, die sie zu Preisen weit unter Herstellkosten anbieten.
Meyer Burger gelang es, die Verkaufspreise im ersten Quartal nahezu stabil auf Niveau des Vorjahres zu halten, war im zweiten Quartal aber gezwungen, aufgrund des allgemeinen Preisverfalls bei Solarmodulen die Preise ebenfalls relativ zum Preisniveau zu senken und seinen Kunden vertraglich vereinbarte Gutschriften aus Bestandsschutzklauseln zu leisten. Zusätzlich waren Wertminderungen von Solarmodul-Lagerbeständen notwendig. Daraus resultierten insgesamt Sondereffekte in Höhe von circa minus 13 Millionen CHF.
Mit liquiden Mitteln in Höhe von 370 Millionen CHF und einer Eigenkapitalquote von 45,9 Prozent ist der Hersteller weiterhin solide kapitalisiert und für die nächsten Ausbauschritte gut finanziert.
Mit dem Ende Juli 2023 angekündigten Aufbau einer vollständigen Solarzellen- und -modulproduktion in den USA ist Meyer Burger berechtigt, die Vorteile des Advanced Manufacturing Tax Credit 45X Systems, das Teil des U.S. Inflation Reduction Act (IRA) ist, zu nutzen. Dies entspricht einer kumulierten förderfähigen Summe von bis zu 1,4 Milliarden CHF vom Produktionsstart Mitte 2024 bis Ende 2032.
Auf Basis der bereits unterzeichneten, verbindlichen Abnahmeverträge in den USA von insgesamt mehr als 5 GW bis 2029, in denen das Waferpreisrisiko von den Kunden getragen wird, die Verkaufspreise über die Vertragslaufzeit fixiert sind und die Erreichbarkeit der Kostenstruktur bereits in der laufenden Produktion in Deutschland nachgewiesen wurde, geht Meyer Burger nach Abschluss des Fertigungshochlaufs (erwartet ab 2025) von erreichbaren EBITDA-Margen von 25 Prozent und mehr für das USA-Geschäft aus.
Das Unternehmen arbeitet in den USA deshalb bereits intensiv daran, weitere verbindliche, mehrjährige Abnahmeverträge im Bereich Solarkraftwerke aber auch im Hausdachsegment, mit weiteren Kunden noch in 2023 abzuschließen.
Der Bedarf an Solarmodulen wächst weltweit, auch in Europa. Diesem positiven Trend stehen fehlende faire Marktbedingungen für europäische Produzenten in Europa gegenüber, was sich aktuell als größte Herausforderung für die hiesige Solarindustrie präsentiert. Durch fehlenden Schutz gegenüber Herstellern, die Module deutlich unter ihren Produktionskosten anbieten, besteht für Anbieter wie Meyer Burger derzeit kein Anreiz mehr, weitere Kapazitäten aufzubauen.
Der europäische Markt benötigt die schnelle Umsetzung bereits angekündigter industriepolitischer Maßnahmen durch die Europäische Union, um das vorliegende Marktversagen und die resultierende Bevorteilung chinesischer Anbieter zu heilen und in einen fairen Wettbewerb zu überführen. Darauf bereitet sich Meyer Burger unter anderem mit einer Teilnahme am Interessensbekundungsverfahren »PV-Industrie« der deutschen Bundesregierung für Projekte im Gigawattmaßstab vor und hat das Projekt INTEGRA für den Aufbau einer 5-GW-Solarzellen- und Solarmodulfertigung am 15. August fristgerecht eingereicht.
Potentielle Kombinationsmöglichkeiten des Projekts INTEGRA mit dem bereits über den EU-Innovationsfonds eingereichten und mit 200 Millionen Euro als förderfähig beschiedenen Projekt HOPE für den Aufbau einer 3,5-GW-Solarzellen- und Solarmodulfertigung werden derzeit geprüft.
Der Aufbau der neuen Solarzellenproduktion in den USA wird mit höchster Priorität vorangetrieben und weitere Multi-Gigawatt-Abnahmeverträge in den USA sowie die Auswahl eines weiteren Standorts für weitergehende Produktionserweiterungen sind in Bearbeitung. Meyer Burger reagiert damit konsequent auf die derzeitigen Marktverwerfungen in Europa und plant bis zur Heilung des Marktversagens den weiteren Kapazitätsausbau des Unternehmens unter den industriepolitisch attraktiven und nachhaltigen Bedingungen in den USA.
Das Resultat des zweiten Halbjahres kann durch erwartete Waferpreissenkungen sowie verstärkte Vertriebsaktivitäten positiv beeinflusst werden. Die zusätzlichen Aufwendungen für das Hochfahren der Produktion in Colorado sowie die weiterhin eingeschränkte Visibilität in der Preisentwicklung von Solarmodulen aufgrund des aktuellen Überangebots durch chinesische Anbieter in Europa erschweren aber eine Prognose für das Gesamtjahr.
Operativ können im aktuellen Geschäftsjahr 800 MW an Solarmodulen produziert werden, Meyer Burger behält sich jedoch die Option vor, diese Menge in Abhängigkeit der Marktbedingungen in Europa situativ anzupassen.