Teslas Gigafactory für Autobatterien

Game Changer oder Marketing Hype?

31. März 2014, 10:10 Uhr | Heinz Arnold und Engelbert Hopf
Geht alles nach Plan, wird die Gigafactory 2020 ihr Produktionsvolumen von 35 GWh erreichen, mehr als die gesamte Weltproduktion an Lithium-Ionen-Zellen im Jahr 2013 und ausreichend für eine halbe Million Elektroautos.
© Tesla

Mit dem Plan, eine »Gigafactory« für Batterien mit einer Kapazität von 35 GWh bis 2020 zu bauen, hat Tesla viele Experten, besonders aber auch Fertigungspartner Panasonic überrascht.

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»Bislang ist noch nichts entschieden, wir haben eine kooperative Beziehung zu Tesla und es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, diese Beziehungen in Zukunft zu festigen«, mehr ist dazu von Panasonic nicht zu erfahren.

Zwar gehen Branchenkenner davon aus, dass Tesla die Gigafactory zusammen mit Panasonic bauen wird – aber warum sollte nicht auch ein Wettbewerber wie Samsung SDI ein Interesse an dem Projekt haben und für eine Kooperation in Frage kommen?

Überraschend ist die Ankündigung der Gigafactory auch, weil am Markt derzeit Überkapazitäten herrschen. »Die heute errichteten Batterieproduktions-Kapazitäten werden bei den aktuellen Wachstumsraten für E-Fahrzeuge erst in drei bis vier Jahren ausgelastet sein«, prognostizierte Prof. Werner Tillmetz, Vorstandsmitglied Elektrochemische Energietechnologien am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZWS), auf der letztjährigen IFA.

Auf dem Markt herrscht also schon heute ein hoher Preisdruck, wie soll eine Gigafactory zu weiteren Preissenkungen beitragen? »Über das hohe Volumen wären Preisreduzierungen beim Einkauf von Rohstoffen zu erzielen«, erklärte ein Branchenkenner gegenüber Markt & Technik. Simple Skaleneffekte durch die riesige Menge der gefertigten Batterien selbst sehen die von Markt & Technik befragten Experten eher nicht.

Was mag hinter den Plänen von Tesla also stecken? »Tesla hat im Gegensatz zu Toyota nichts zu verlieren und versucht mit dem Projekt die Regeln des Marktes umzukrempeln oder zumindest in Frage zu stellen«, sagt ein Branchenkenner.

»Mit 2 bis 5 Milliarden Dollar kann man viel machen, technischer Fortschritt lässt sich aber nicht erkaufen«, erklärt Prof. Karl-Heinz Pettinger, wissenschaftlicher Leiter des Technologiezentrums Energie der Hochschule Landshut. Er geht davon aus, dass sich die Pläne – Errichtung der Gigafactory 2012/15, 2016 Ausrüstung mit Equipment und ab 2017 Rampup der Produktion – nicht so schnell umsetzen lassen und rechnet damit, dass der doppelte Zeitraum erforderlich werde. »Das angestrebte Ziel ist aber erreichbar.«

Für Überraschung hat darüber hinaus auch die Ankündigung von Tesla geführt, in der Gigafactory 6500 Mitarbeiter beschäftigen zu wollen. »Das liegt um Faktoren über dem, was für eine hochautomatisierte Zellfertigung zu erwarten wäre, da würden 500 Leute ausreichen«, erklärt ein Insider. Also spricht alles dafür, dass Tesla nicht nur die Zellenfertigung, sondern auch die komplette Konfektionierung der Speichermodul dort durchführen will. Das Speicherpaket einschließlich Kabelbäumen und Kühlequipment würde dann in das Fahrzeugwerk nach Freemont im Silicon Valley geliefert.

Mit welchen Partnern und wo Tesla die Gigafactory baut, diese Entscheidung soll noch in diese Jahr fallen. Ob die Gigafactory 2020 dann mit 35 GWh das Produktionsvolumen erreicht haben wird, das für eine halbe Million Elektroautos ausreicht? Nicht nur Prof. Karl-Heinz Pettinger wundert sich über die ambitionierten Zeitvorgaben. Auch die von Markt & Technik befragten Branchekenner sehen hier vor allem die Marketingabteilung vom Tesla am Werk. Es wird also spannend bleiben zu beobachten, mit wem und wie schnell Tesla die Pläne umsetzen will und kann.


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