Nachdem die Light + Building 2022 Corona-bedingt auf den Herbst ausweichen musste, ist sie jetzt zurück am gewohnten Frühlingstermin: 3.-8. März 2024. Hat die Messe zur alten Stärke zurückgefunden? Johanes Möller, Leiter Brandmanagement Light + Building, Messe Frankfurt, gibt Ein- und Ausblicke.
Markt&Technik: Herr Möller, wie haben sich die Ausstellerzahlen im Vergleich zu früheren Veranstaltungen entwickelt, auch in Bezug auf die Internationalität? Und welche Ausstellerländer sind dieses Jahr besonders stark vertreten?
Johannes Möller: Zu Beginn des neuen Jahres haben sich noch zahlreiche weitere Unternehmen für eine Teilnahme an der Light + Building 2024 entschieden. Wir freuen uns über den starken Endspurt und über 2130 Aussteller, die in Kürze auf dem Frankfurter Messegelände ihre Lichttrends und Lösungen für innovative Gebäudetechnik präsentieren. Das Interesse, dabei zu sein ist sowohl auf der Licht- als auch auf der Gebäudeseite groß. Es sind viele Wiederbucher von 2022 dabei aber auch Aussteller, die nach längerer Zeit zurückkommen. Somit ist uns die Brücke mit der Sonderausgabe im Herbst 2022 hin zu einem regulären Veranstaltungsturnus gelungen. Die Keyplayer der Branche sind dabei, so dass wir insgesamt sehr zufrieden sind.
Auch der Internationalitätsgrad ist hoch und liegt bei 77 Prozent. Hinter Deutschland kommen die meisten Unternehmen aus Italien, China, der Türkei, Spanien, Polen, Österreich, den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und Griechenland.
Wie haben sich die Messe-Schwerpunkte Gebäudeautomatisierung und Lichttechnik entwickelt? Sehen Sie hier eine Interessenverschiebung?
Die Light + Building steht von Anfang an für Licht ebenso wie für Gebäudetechnik. Effizienz, Sicherheit, Komfort und Gesundheit sind für Menschen in Gebäuden essenziell. Das Design von Anwendungen im Gebäude, die integrierte Technik und insbesondere der Einsatz von Licht beeinflussen die Architektur und das Raumerlebnis in einem Gebäude oder im öffentlichen Raum zu gleichen Teilen. Das haben die Messe Frankfurt und ihre Partner bereits bei der Gründung der Light + Building bedacht. Dementsprechend sind Produktgruppen, Sonderschauen und Top-Themen entstanden, die sich über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelt haben.
Bis heute spielt das Thema Lichtdesign eine essenzielle Rolle auf der Veranstaltung – immerhin 65 Prozent der Aussteller gehören diesem Bereich an. Aber natürlich ist auch der Gebäudebereich gewachsen. Energie- und Klimapolitik wirken sich gerade im Kontext von Krisen und Krieg auf den Markt aus. Gefragt sind alternative Energiekonzepte, unabhängige Speicherung und Lösungen für wirtschaftliches Energiemanagement. Das entsprechende Angebot hat auf der Light + Building zugenommen, und neue Unternehmen entdecken die Weltleitmesse für sich.
Das Ziel einer internationalen Leitmesse wie der Light + Building ist es ja, neue Markttrends zu erkennen und Ausstellern und Besuchern eine Plattform dafür zu bieten. Welche neuen Themenschwerpunkte oder Entwicklungen können Besucher auf der Light + Building 2024 erwarten? Welche Trends greifen Sie mit Ihrem Programm neu auf?
Gebäude haben einen hohen Anteil am Energieverbrauch insgesamt. Mit Blick auf die europäischen Klimaziele sind sie deshalb eine wichtige Stellgröße, um Emissionen einzusparen und Energie effizient zu nutzen. Wichtig dafür sind eine moderne elektrische Infrastruktur, die Vernetzung der Anwendungen im Gebäude sowie eine automatische Steuerung. Daran haben auch energiesparende Lichtkonzepte und moderne Lichttechnik einen wichtigen Anteil.
Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir drei Top-Themen definiert, die widerspiegeln, was zukünftig für Wohnen, Arbeiten und Mobilität essenziell ist: „Sustainability“, „Connectivity“ und „Work + Living”. Während der Light + Building sind sie der rote Faden für Vorträge, Führungen und Sonderschauen.
Gibt es in diesem Jahr besondere Highlights oder Events, die Sie besonders hervorheben möchten?
Die großen Treffpunkte für Wissenstransfer, Inspiration und Austausch sind die Building Plaza in Halle 9.0 und die Design Plaza in Halle 3.1. Unter dem Leitthema „Light up the Future“ findet auf der Building Plaza am 6. und 7. März erstmals der Kongress Energiewendebauen statt. Zeitgleich beschäftigt sich der Kongress „House of Energy“ im Portalhaus mit dem Thema „Nachhaltige Technologien gemeinsam vernetzen“. Ebenso kann ich das ZVEI-Technologieforum in Halle 12.1 und das E-Haus des ZVEH empfehlen. Wer sich für Design, Architektur und Gestaltung interessiert, sollte sich einen der täglichen Trendvorträge des Stilbüros bora.herke.palmisano auf der Design Plaza in Halle 3.1 anhören. Weitere Highlights sind am ersten Messetag die Verleihung der Designplus Awards gemeinsam mit Stylepark und am letzten Tag, dem internationalen Frauentag, ist auf der Bühne das Projekt „Women in Lighting“ zu Gast.
Wie schätzen Sie die aktuelle Marktentwicklung im Bereich der Gebäudetechnik und Beleuchtungstechnologien ein? Und welche Auswirkungen hat diese auf die Entwicklung der Messe?
Es ist kein Geheimnis, dass die Baubranche von Inflation und steigenden Zinsen stark betroffen ist. Die zunehmenden Kosten bewirken Zurückhaltung bei Investoren und Bauherren. Was den Markt bewegt, spiegelt sich auch auf der Messe wider. Die Unternehmen überlegen sich sehr genau, für welche Leistungen sie ihre Marketingbudgets einsetzen und was sie wirklich benötigen. Einige Aussteller legen sich deshalb erst spät fest. Als internationaler Branchentreffpunkt ist die Teilnahme an der Weltleitmesse für die meisten Firmen aber unverzichtbar. Das hat insbesondere die Sonderausgabe der Light + Building im Herbst 2022 gezeigt. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass auch in früheren Jahren mit höheren Zinsen gebaut wurde. Insofern gehe ich davon aus, dass sich die Zurückhaltung wieder anpassen wird. Wohnraum wird gebraucht. Die Menschen ziehen um, renovieren und erneuern. Wenn sie dies tun, dann effizient, wirtschaftlich und mit zukunftsweisender Technologie. Genau diese steht auf der Light + Building im Mittelpunkt.
Welche spezifischen Entwicklungen oder technologischen Trends werden den Markt in nächster Zeit maßgeblich beeinflussen?
Im Bereich der Gebäudetechnik haben in den letzten Jahren die Themen Herkunft, Unabhängigkeit und Speicherung von Energie ganz akut an Bedeutung gewonnen. Entsprechend wachsen die Themen auch an die Light + Building heran. Lösungen für Themen wie PV-Anlagen und Energiespeicherung stehen im Mittelpunkt der Hallen 11 und 12. 70 Aussteller sind Experten für die Themen E-Mobilität und Ladeinfrastruktur. Innovationen und Produkte für dezentrale Energieversorgungsysteme und -komponenten zeigen 45 Aussteller. Darunter sind zehn Unternehmen, die Spezialisten für Photovoltaik sind. Daneben hält das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in immer mehr Branchen Einzug. Da sind Gebäudetechnik, Architektur und Design keine Ausnahme. Technologische Lösungen und Programme, die auf KI basieren, nehmen zu. Sie können dazu beitragen, Bau- und Gestaltungsprozess zukünftig effizienter und kostengünstiger anzulegen.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Welche langfristigen Ziele und Visionen haben Sie für die Light + Building in Bezug auf die Weiterentwicklung der Messe und ihre Bedeutung in der Branche definiert?
Die Light + Building ist DIE Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik. Unser Ziel ist es, diese Position zu halten und auszubauen. Wir beobachten den Markt sehr genau und sind im ständigen Austausch mit unseren Partnern. Gemeinsam analysieren wir, welche Themen in der Branche Relevanz haben und welche Anwendungsbereiche neu hinzukommen – basierend hierauf justieren wir unser Messekonzept. Ein wichtiges Thema sind Präsentationsmöglichkeiten für die Branche über den Messezeitraum hinaus. Daran arbeiten wir gerade intensiv. Sie dürfen gespannt sein.
Die Fragen stellte Nicole Wörner.