Das Abenteuer der eigenen 8-Zoll-Fab in Kulim für die microLED-Fertigung kostet ams OSRAM 700 Mio. Dollar. Die microLED-Produktion wird bis auf einen Kernbereich eingestellt.
Die Fab in Kulim hatte asm OSRAM bereits verkauft und wieder zurückgemietet. Jetzt versucht das Unternehmen, einen Interessenten zu finden, der in den Vertrag einsteigt. Wer dies sein könnte, ist noch unbekannt.
Die Schwierigkeiten begannen Anfang des Jahres, als Apple überraschend aus einer Zusammenarbeit mit asm OSRAM ausgestiegen ist, in dessen Rahmen microLEDs für die Apple Watch gefertigt werden sollten. So sicher erschien dem damaligen CEO Alexander Everke die Aussicht, sich mit Apple an die Spitze der microLED-Entwicklung setzen zu können, dass er in eine eigene Fab investierte, die zunächst nur einen Kunden – Apple – bedienen sollte. Doch die microLED-Technik erwies sich als viel schwieriger als ursprünglich gedacht. Nicht nur Apple war davon überrascht, auch andere große Unternehmen gingen davon aus, dass die microLEDs sich auf breiter Front schnell durchsetzen würden. Doch als es sich im vergangenen Jahr abzeichnete, dass die miroLEDs auf absehbare Zeit deutlich teurer als OLEDs bleiben würden, die ihrerseits weitere Fortschritte machen konnten, stieg Apple aus.
»Wir setzen den Schwerpunkt nun auf den Markt für Automotive-LEDs, der bald zum größten Sektor im LED-Markt aufsteigen wird«, sagte Aldo Kamper, CEO von ams OSRAM anlässlich der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal 2024.
Der Umsatz erreichte im ersten Quartal 847 Mio. Euro, was in der Mitte des anvisierten Zielkorridors zwischen 800 und 900 Mio. Euro liegt. Gegenüber dem Vorquartal ist das zwar ein Rückgang, gegenüber dem 1. Quartal 2023 entspricht dies aber einem Plus von 5 Prozent. Das habe laut Kamper an dem starken Wachstum im Automobilsektor und an der Erholung in einigen anderen Sektoren gelegen. Die mittelfristigen Aussichten seien für asm OSRAM in allen anvisierten Märkten – Automotive, Industrial, Medical sowie einigen ausgesuchten Consumer-Märkten – positiv. Für das zweite Quartal erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 770 bis 870 Mio. Euro.
ams OSRAM wird die Entwicklung rund um die microLEDs in Malaysia und Deutschland weitgehend einstellen. 500 Arbeitsplätze seien davon betroffen. Lediglich kleine Entwicklungen für den möglichen künftigen Einsatz von microLEDs in Autos sollen fortgesetzt werden. Zumindest zum Teil sollen die freiwerdenden Ressourcen dafür eingesetzt werden, den Sektor Automotive-LEDs weiter zu stärken.
Ursprünglich ging ams OSRAM davon aus, dass das Apple-Desaster das Unternehmen bis zu 900 Mio. Euro kosten könnte. Die jetzt bekannt gegebenen 700 Mio. Euro liegen deutlich darunter.
Weil Aufträge für Equipment, das für die 8-Zoll-Fab vorgesehen war, storniert wurden, würden sich die vorgesehenen Investitionen 2024/25 um 120 Mio. Euro auf 450 Mio. Euro verringern. Damit könne das Ziel eines Verhältnisses von CAPEX zu Umsatz von 10 Prozent 2025 erreicht werden.
Außerdem will ams OSRAM das CMOS-Bildsensor-Geschäft restrukturieren: Es soll auf Anwendungen in der Medizintechnik und in der Industrie ausgerichtet werden, um Wachstum und Profitabilität zu sichern. Die Entwicklungsaktivitäten, die auf zukünftige Consumer-Anwendungen ausgerichtet waren, werden umstrukturiert. Ein betroffener Standort wird umstrukturiert und ein Entwicklungsstandort geschlossen. Die einmaligen Umstrukturierungskosten werden auf rund 4 Mio. Euro geschätzt.