Interview: Sensor-Vernetzung im Fahrzeug

»Die Karten werden neu gemischt«

23. Mai 2022, 16:15 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"Komplexes auf den Punkt gebracht"

Ist die Branche darauf vorbereitet? Wie stehen die Automobilhersteller dem gegenüber?

Die Automobilhersteller sind vorbereitet und entwerfen ihre Architektur auf dieser Basis, jedoch haben die Systemhersteller einen großen Umstellungsaufwand, ebenso die Sensorhersteller und vor allem die Sensorhalbleiterhersteller. Eine komplette Umstellung der Halbleiter ist sehr teuer und zeitaufwendig, da muss der Business Case schon stimmen.

Welche Auswirkungen wird das auf den Zulieferermarkt haben?

Die Karten werden neu gemischt und die Spielregeln ändern sich. Die Systeme bekommen andere Systemgrenzen, oder die Systemgrenzen entfallen vollständig und Funktionen werden in die zentrale Rechnereinheit verschoben. Sensoren müssen per Plug and Play im Bussystem integrierbar sein. Die Umweltanforderungen sinken, weil häufig die Temperaturen niedriger sind und es weniger schmutzige Umgebungen wie etwa Ölraum geben wird. Somit kommen auch andere Zulieferer in Frage, die aktuell eher im IT- oder Multimediabereich anzutreffen sind. Sensoren, die ausschließlich eine überschaubare lokale Funktion erfüllen, werden im System auf Bauteilbasis vollintegriert. Zum Beispiel Sensoren für die Regelung eines Hilfsaktors werden im Aktor dann nur als Einzelbauteile auf der vorhandenen Elektronik dargestellt.

Welche weiteren Trends sehen Sie im Bereich der Automotive-Sensorik?

Ein klarer Trend ist Ultra-low Power, um den Energieverbrauch zu senken und um die Sensoren nach Möglichkeit direkt aus der Energie des Bussystems versorgen zu können. Damit kann man sehr viel an Hardware, Kupfer und Kunststoff sparen. Mittelfristig wird es mehr Funksensoren geben; dies ist dann besonders attraktiv, wenn sie auch keine externe Energieversorgung benötigen, sozusagen auf Energy-Harvesting-Basis arbeiten. Die Physik hierzu ist bekannt und die Konzepte sind verfügbar. Besonders attraktiv sind auch solche Sensoren, die schon aufgrund ihres Sensorwirkprinzips Energie erzeugen, zum Beispiel magneto-induktive Sensoren.

Lassen Sie uns noch kurz über Ihr Unternehmen sprechen. Onrasens ist noch ganz neu auf dem Markt, Sie selbst hingegen sind bereits seit vielen Jahren in der Sensorik unterwegs. Bitte stellen Sie sich und Onrasens kurz vor.

Onrasens ist die Marke, unter der ich Ingenieurdienstleistungen zu Sensortechnologien für Industriekunden anbiete. Der Fokus liegt auf dem Vermitteln von Wissen, dem Erstellen neuer Sensor- und Sensorintegrationskonzepte und Unternehmer- und Führungskräfte-Consulting zu Sensortechnologien.

Was ist Ihr wichtigstes Standbein und auf welchen Märkten möchten Sie sich etablieren?

Wie Sie bereits erwähnten, ist Onrasens noch recht jung. Ein klares Standbein hat sich daher noch nicht dargestellt. Jedoch konzentrieren sich viele Aktivitäten im Bereich Consulting. Neben der Automobilbranche liegt mein Fokus auf Maschinenbau, Anlagenbau und Automatisierung; diese Märkte unterscheiden sich aber inhaltlich deutlich von der Automobilbranche.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Mit Onrasens zu zeigen, dass unabhängig optimierte Sensorlösungen mit neuen Konzepten oder bewährten Technologien technische und kaufmännische Vorteile ergeben, die der Kunde messen kann. Nach meinem Motto: Komplexes auf den Punkt gebracht.
 


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