Vom Riesenteleskop erwischt

Schwarzes Loch speit

4. April 2018, 7:43 Uhr | dpa, Heinz Arnold
Die Illustration zeigt die Umgebung des supermassereichen Schwarzen Lochs im Herzen der aktiven Galaxie NGC 3783 im südlichen Sternbild Centaurus.
© ESO/M. Kornmesser/ESO/M. Kornmesser/dpa

Ein virtuelles Super-Teleskop zeigt wie ein Schwarzes Loch Materie nicht nur verschluckt, sondern auch ausspuckt und ins All schleudert.

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Das größte Teleskop, das jemals in der Geschichte der Astronomie eingesetzt wurde, hat einen Durchmesser von 350.000 km – was ungefähr dem Abstand von Erde zu Mond entspricht. Selbstverständlich ist das der effektive optische Durchmesser, denn es handelt sich um ein virtuelles Teleskop, zusammengeschaltet aus mehrere Radioteleskopen auf der Erde und im Weltall. Es bietet einen einmaligen Einblick in die Entstehung sogenannter Jets, mit denen gigantische Schwarze Löcher einen Teil der Materie zurück ins All schleudern, die in ihren Strudel geraten ist, teilte das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn mit. Zusammen mit Kollegen stellen Forscher des Instituts ihre Analysen im Fachblatt »Nature Astronomy« vor.

Die meisten Galaxien haben ein gigantisches Schwarzes Loch im Zentrum. Bei vielen von ihnen sind Jets beobachtet worden, in denen fast lichtschnelles Plasma senkrecht aus dem Materiestrudel des Schwarzen Lochs hinausschießt. Die Entstehung dieser Jets ist weitgehend ungeklärt.

Um der Lösung näherzukommen, haben Astronomen mehrere Radioteleskope auf der Erde und im Weltall zu einem virtuellen Superteleskop mit 350 000 Kilometern Durchmesser zusammengeschaltet – das entspricht fast dem Abstand Erde-Mond. »RadioAstron« ist damit das größte Teleskop in der Geschichte der Astronomie, wie das Bonner Institut betont. Mit dem Riesenteleskop nahmen die Forscher das gigantische Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie Perseus A ins Visier, die die Katalognummer NGC 1275 trägt.

»Das Ergebnis war erstaunlich. Es zeigt sich, dass die gemessene Breitenausdehnung des Jets wesentlich größer ist als von den zurzeit favorisierten Modellen zur Jetentstehung zu erwarten wäre«, sagt der Hauptautor der Studie, Gabriele Giovannini vom Nationalen Institut für Astrophysik (INAF) in Italien. »Der Jet in NGC 1275 wurde vor gut zehn Jahren erst neu gestartet und ist immer noch in seiner Ausformung begriffen«, ergänzt Ko-Autor Masanori Nakamura von der Academia Sinica in Taiwan. »Das bietet eine einzigartige Gelegenheit, das Wachstum des Jets an einem Schwarzen Loch in einer sehr frühen Phase zu verfolgen.«

Dank des virtuellen Superteleskops lasse sich in der 230 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie die Struktur des Jets in einer bislang unerreichten Detailgenauigkeit von zwölf Lichttagen abbilden, erläutert Ko-Autor Anton Zensus vom Bonner Institut, das mit seinem Radioteleskop in Effelsberg an der Untersuchung beteiligt war. Zwölf Lichttage sind die Distanz, die das Licht in zwölf Tagen zurücklegt. Damit ist den Astronomen eine zehnmal bessere räumliche Auflösung gelungen als bisher möglich war. Zum Vergleich: Der nächste Nachbarstern der Sonne in unserer Galaxie ist etwa vier Lichtjahre entfernt.


 

 


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