Derzeit kaum abwehrbereit

Drohnen bedrohen Flughäfen

4. Februar 2021, 9:12 Uhr | Heinz Arnold
Eine Drohne des Start-Ups Wingcopter trägt ein Paket. So könnten sie Corona-Impfstoffe in entlegene Gegenden der Welt auszuliefern.
© Wingcopter/dpa

Drohnen können viele nützliche Arbeiten verrichten: Infrastrukturen wie Stromtrassen überwachen, eilige Medikamente liefern und vieles mehr. Doch nicht alle Drohnen sind gut.

Das Drohnendetektionssystem AARTOS von Aaronia.
Das Drohnendetektionssystem AARTOS von Aaronia.
© Aaronia

Aber wie lassen sich die „Guten“ von den „Bösen“ überhaupt unterscheiden? Denn es ist nicht einfach, diese kleinen Objekte überhaupt auf größere Entfernungen zu orten. Est reicht nicht, sie zu kategorisieren und falls nötig zu bekämpfen.

Besonders gefährdet durch Drohnen sind Flughäfen. Deshalb wurden in Deutschland bereits einige Tests mit unterschiedlichen Systemen verschiedener Hersteller durchgeführt, um herauszufinden, was erforderlich ist, um ein verlässliches System zur Detektion von Drohnen an Flughäfen zu installieren.

Eine grundlegende Anforderung stellt die Deutsche Flugsicherung (DFS): Die Drohnen müssen in Richtung der Start- und Landebahnen von Flughäfen auf 18 km (10 nautische Meilen) und einer Höhe von 4000 Fuß sicher identifiziert werden, denn ab dann gelten Flugzeuge als im Landeanflug begriffen, eine besonders sensible Phase.

Das sieht auch Thorsten Chmielus, Gründer und CEO von Aaronia, so, die mit Aartos (Advanced Automatic Tracking and Observation Solution) ein eigenes System entwickelt hat, um Drohnen in der weiteren Umgebung von Flughäfen aufzuspüren. Aartos könne sogar noch bis zu einer Entfernung von 50 km und mehr Drohnen identifizieren und kategorisieren, erklärte er gegenüber Markt&Technik. Die wesentlichen Elemente des Systems: eine Antenne, die in drei Dimensionen peilen kann, ein leistungsfähiger Spektrumanalysator sowie ausgeklügelte Algorithmen, die trotz aller Verwechslungsmöglichkeiten durch viele Störquellen die Funksignale herausfiltern können, über die die Drohnen mit ihren Operators in Kontakt stehen.

Sogar der Typ der Drohne lässt sich so ermitteln. Dabei geht die Reichweite von Aartos weit über die Entfernung von Drohne und zugehöriger Fernsteuerung hinaus. Thorsten Chmielus ist überzeugt, dass Aartos damit alle Kriterien erfüllt, die erforderlich sind, um Drohnen rund um Flughäfen verlässlich aufspüren zu können – und dass dies auch noch auf längere Zeit ein Alleinstellungsmerkmal von Aartos bleiben werde: »Wer unsere Schlüsselelemente nachbaut, verstößt gegen Patente. Ein solches System ist aber ohne unsere Patente nicht vorstellbar, also kann es niemand so einfach nachbauen.«

Stolz verweist er darauf, dass Aartos bereits an vielen Flughäfen der Welt erfolgreich im Regelbetrieb arbeite, unter anderem am Flughafen Heathrow, dem Changi Airport von Singapur und am Muscat International Airport im Oman.

 

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Angela Kies:»Kein Sensorsystem kann alles und kein Unternehmen kann ein System liefern, das all unsere Anforderungen abdeckt.«
Angela Kies:»Kein Sensorsystem kann alles und kein Unternehmen kann ein System liefern, das all unsere Anforderungen abdeckt.«
© DFS

DFS setzt auf zentralen Ansatz

Seit einigen Jahren kümmert sich in Deutschland die DFS (Deutsche Flugsicherung) um die sichere und faire Integration von Drohnen in den Luftverkehr. Neben diesen Aktivitäten für erlaubte Drohnenflüge geht es ebenso um die Detektion unerlaubter oder sogenannter unkooperativer Drohnen. Im Jahr 2019 wurde gemeinsam mit der Bundeswehr ein Verfahren zur Drohnenabwehr am Flughafen in Manching getestet. Die Tests in Manching entstanden aus der Zusammenarbeit in einem anderen Technologieprojekt: Für „Remote-Tower“, den Betrieb des Saarbrücker Towers aus einem Standort in Leipzig, lieferte Rheinmetall Technik-Elemente an die DFS. Auch Aaronia war in Manching als Rheinmetall-Partner an den Tests beteiligt.

Im Sommer des vergangenen Jahres hatte die DFS mit Fraport und Flughafen München verschiedene Drohnen-Detektionssysteme (DDS) unterschiedlicher Anbieter getestet. Noch sind nicht alle Daten ausgewertet, doch es zeichnet sich bereits ein Ergebnis ab, wie Angela Kies, Leiterin der Abteilung unbemannte Luftfahrzeugsysteme bei der DFS und DDS-Projektleiterin, gegenüber Markt&Technik erklärte: »Kein Sensorsystem kann alles und kein Unternehmen kann ein System liefern, das all unsere Anforderungen abdeckt.«

Drei Verfahren müssten dazu zusammenspielen: passives Radar, die HF-Detektion und verschiedene Kamerasysteme. Die verschiedenen Sensorsysteme müssten kombiniert werden, das sei der Schlüssel für den Aufbau eines verlässlichen Systems für die Drohnenerkennung, -nachverfolgung (Tracking) und ihre Klassifizierung. In diese Richtung gingen auch die Erfahrungen mit den Systemen, die schon weltweit an verschiedenen Flughäfen installiert wurden: Ihre Effizienz ist weiter ausbaufähig.


  1. Drohnen bedrohen Flughäfen
  2. Jammer zur Abwehr gefährlicher Drohnen

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