Wie können polizeiliche Sicherheitskräfte Drohnen erfolgreich erkennen und abwehren? Eine Antwort auf diese Frage liefert das Forschungsprojekt »IDAS-PRO«, das jetzt erfolgreich getestet wurde.
Bei der großen Abschlussdemonstration im baden-württembergischen Mosbach zeigte das seit über zweieinhalb Jahren entwickelte Drohnenabwehrsystem in realistischen Testszenarien vor allem, dass es in verschiedenen Bedrohungsszenarien flexibel einsetzbar ist: »IDAS-PRO« eignet sich für auch für den Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS), industrieller Liegenschaften und im militärischen Kontext.
Nur selten sind die Nutzer so umfangreich und eng in ein Projekt eingebunden wie in »IDAS-PRO«, das für »Innovatives Drohnenabwehrsystem« steht: Neben dem Bundeskriminalamt (BKA) als Projektpartner lieferten sechs weitere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – die Bundespolizei, die Polizeien Baden-Württemberg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie das LKA Bayern – enge Einblicke in ihre Erfahrungen aus dem polizeilichen Alltag und ließen diese kontinuierlich in die Entwicklung einfließen. »Unser Wunsch ist es, dass diese Ergebnisse nun auch möglichst schnell auf die Straße kommen und wir sie nutzen können«, sagte ein LKA-Mitarbeiter zum Abschluss des Projekts.
»IDAS-PRO« ist eines der Leuchtturmprojekte des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR, vormals BMBF). Es setzte auf insgesamt vier zuvor geförderten Projekten auf. Im Rahmen eines Best-of-4 wurden von einer repräsentativen Nutzergruppe die Komponenten identifiziert, die zusammen zu einem möglichst produktnahen Demonstrator weiterentwickelt wurden. Dieser umfasst im Kontext der Drohnenabwehr die drei Aufgaben Detektion, Verifikation und Intervention. Sicherheitsbehörden bietet diese Lösung ein auf ein breites Einsatzspektrum ausgerichtetes, kosteneffektives sowie offen und modular aufgebautes System, das die Abwehr von Drohnen – bei Angriffen oder unerlaubtem Eindringen in definierte Sicherheitszonen – ermöglicht. Damit erreicht es vollumfänglich das definierte Ziel des Projekts.
»IDAS-PRO« besteht aus einer multimodalen Sensorsuite aus unterschiedlichen Radarsystemen, Funkpeilern, Remote ID-Sensoren und miniaturisierten Kameras. Für Kamerasensoren wurde die automatisierte Kalibrierung als einsatzrelevantes Feature implementiert. Zur Abwehr der Drohnen stehen zwei Effektoren, ein Jammer mit Kamera und eine Abfangdrohne, bereit. Alle technischen Komponenten sind an ein Kernsystem aus Sensordatenfusion und Lagedarstellung angeschlossen. Das Kernsystem ist eine Entwicklung des Fraunhofer FKIE, das den Co-Lead und die wissenschaftliche Leitung des Projekts übernommen hat. Die Projektkoordination lag, wie vom BMFTR vorgegeben, bei einem Industriepartner: im Falle von »IDAS-PRO« der in Meckenheim bei Bonn angesiedelten Elettronica. Bereits in »AMBOS«, einem der vier Vorgängerprojekte, arbeiteten die beiden Partner unter der Leitung des FKIE Seite an Seite.
Wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg des Demonstrators waren eine fundierte Analyse der Nutzeranforderungen und die Beschreibung der sich hieraus ergebenden Zielarchitektur des Systems zu Projektbeginn. Hierfür verantwortlich zeichnete das BKA: »Auch die Testszenarien haben wir festgelegt, und zwar genau so, wie wir die Lösung nutzen würden«, erklärte der Sprecher der Behörde. Am Tag der Abschlussdemonstration bewältigte »IDAS-PRO« alle ihm gestellten Aufgaben erfolgreich. »Vor allem die Entscheidungsunterstützung ist ein Novum bei Drohnenabwehrsystemen. Die Polizeien haben im Einsatz im Falle einer Bedrohungslage nicht viel Zeit und benötigen Unterstützung bei der Entscheidung der Frage: Kann ich einen Effektor zur Abwehr einer Drohne einsetzen?«, so der BKA-Sprecher.
Für ihn ist vor allem auch die softwaretechnische Umsetzung von »IDAS-PRO« in Form universell nutzbarer Apps ein weiteres neues Alleinstellungsmerkmal der Lösung. Sie hält das Gesamtsystem perspektivisch für alle Arten von Anwendergruppen und Szenarien offen und flexibel. Hans Peter Stuch, »IDAS-PRO«-Projektleiter am Fraunhofer FKIE, erläutert: »Die Lösung kann so auch in vielen verwandten Bereichen eingesetzt werden, zum Beispiel für den Schutz von KRITIS, öffentlichen und privaten Liegenschaften, großen Veranstaltungen oder auch im militärischen Bereich.« Durch die wachsende Bedrohung durch Drohnen steigt die Nachfrage nach Systemen zur Detektion und Abwehr von Drohnen stetig. Stuch: »Wir gehen daher davon aus, dass die Ergebnisse schon bald als Produkte in den Einsatz gehen werden.«