Droniq und DFS

Drohnen sicher in den Luftverkehr einbinden

15. Juli 2021, 7:48 Uhr | Heinz Arnold
Eine Drohne über dem Hamburger Hafen.
© Jan Brandes

Drohnen erhalten mit »U-Space« eine Art eigenes Verkehrssystem: Die deutsche Flugsicherung und Droniq richten dafür ein Reallabor im Hamburger Hafen ein.

Die Idee des »U-Space« ist es, Flüge in Gebieten mit hohem Drohnenaufkommen einfach, sicher und in Koordination mit dem bemannten Luftverkehr durchführen.  Das Konzept hat die Agentur der EU für Flugsicherheit EASA konzipiert – die EU-Mitgliedstaaten sollen es bis Anfang 2023 umsetzen. Jetzt setzen Droniq, die sich auf die Integration von Drohnen in den Luftraum fokussiert, und der Mutterkonzern DFS Deutsche Flugsicherung die Idee erstmals in die Praxis um. Das Projekt »U-Space Reallabor« im Hamburger Hafen hat ein Volumen von 1 Mio. Euro und wird durch das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert. Damit schafft das BMVI perspektivisch die Grundlagen für die Implementierung weiterer U-Spaces in Deutschland.

Baustelleninspektion, Trassenbefliegung, Gewebetransport: Drohnen werden verstärkt gewerblich genutzt. Dafür müssen Drohnenflüge einfach und kurzfristig durchführbar sein. Eine Anforderung, die aufgrund von hohem Verwaltungsaufwand sowie teils langwierigen Fluggenehmigungsprozessen gerade in Gegenden mit hohem Drohnenaufkommen nicht immer umsetzbar ist.

Der »U-Space«, ein räumlich abgegrenztes Luftraumelement, werde die Probleme laut Droniq lösen. Im »U-Space« koordinieren spezielle Regeln und Verfahren den Drohnenverkehr und ermöglichen es, Drohnenflüge schnell, sicher und ohne langen Genehmigungsaufwand durchzuführen – auch außerhalb der Sichtweite des Piloten.

»Durch den U-Space lässt sich künftig auch im urbanen Raum das volle Potential der Drohne in einem vorgegebenen Rahmen nutzen«, sagt Droniq-CEO Jan-Eric Putze. »Für den unbemannten Flugverkehr ist das ein Meilenstein. Wir sind stolz darauf erstmals zu zeigen, wie diese Zukunft aussehen kann.«  

Im »U-Space« koordinieren spezielle Regeln und Verfahren den Drohnenverkehr und ermöglichen es, Drohnenflüge schnell, sicher und ohne langen Genehmigungsaufwand durchzuführen – auch außerhalb der Sichtweite des Piloten.
Im »U-Space« koordinieren spezielle Regeln und Verfahren den Drohnenverkehr und ermöglichen es, Drohnenflüge schnell, sicher und ohne langen Genehmigungsaufwand durchzuführen – auch außerhalb der Sichtweite des Piloten.
© Fabiano Waewell / EyeEm via Getty Images

Aufgaben- und Rollenverteilung

Grundlage für den U-Space bilden von der EASA festgelegte Anforderungen. Sie legen in Teilen dessen technische und prozessuale Ausgestaltung fest. Zudem definieren sie für dessen Organisation notwendige Akteure und Aufgaben.

Der Drohnenverkehr wird im U-Space von einem U-Space-Service Provider (USSP) koordiniert. Er ist der Ansprechpartner für die Drohnenpiloten. Diese Aufgabe übernimmt im Rahmen des Reallabors die Droniq: Sie vergibt Fluggenehmigungen für die Drohnenmissionen und informiert die Piloten über den aktuellen bemannten und unbemannten Flugverkehr sowie über etwaige Luftraumbeschränkungen. Dafür nutzt Droniq das von ihr vertriebene und von der DFS entwickelte, deutschlandweit erste voll operative Verkehrsmanagementsystem für Drohnen (UTM).

Die zweite zentrale Rolle wird von der DFS ausgefüllt: Als Single Common Information Service Provider (SCISP) beliefert sie Droniq mit allen relevanten Luftraum- und Flugverkehrsdaten für die Erbringung der U-Space-Dienste. Mit den Daten der bemannten Luftfahrt kann darüber hinaus der gesamte Flugverkehr, bemannt und unbemannt, in einem kombinierten Luftlagebild dargestellt werden. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für Flüge außerhalb der Sichtweite von Piloten − und damit für den effizienten Einsatz von Drohnen.

»Mit unserem Drohnen-Verkehrssystem verfügen wir schon heute über eine Basis für die Integration des Drohnen-Luftraums. So ermöglichen wir schnelle und unkomplizierte Drohneneinsätze. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung digitale Luftfahrt, verbunden mit bewährter Sicherheit«, erklärt Friedrich-Wilhelm Menge, Technik-Geschäftsführer der DFS.

U-Space im Rahmen von Flugwochen selbst testen

Im vierten Quartal zeigen Droniq und die DFS im Rahmen von Flugwochen, wie ein U-Space funktionieren kann. Davor finden die Konzeption, Entwicklung und projektinterne Erprobung des U-Space Reallabors statt. Die Umsetzung des Reallabors erfolgt mit mehreren Projektpartnern. Dazu zählen die Hamburg Port Authority AöR (HPA), die HHLA Sky GmbH, die Behörde für Wirtschaft und Innovation Hamburg, Hamburg Aviation sowie das Projektkonsortium UDVeo.

»Gerade für die Logistik, als Unterstützung für Rettungskräfte oder für die Versorgung des ländlichen Raums sind Drohnen eine saubere, schnelle und smarte Mobilitätslösung. Mit dem U-Space-Reallabor holen wir die Drohnen-Innovationen Made in Germany aus der Nische und in die Luft«, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.


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