Forschungserfolg für Münchener Universitäten

Lungenerkrankungen früher erkennen

24. Oktober 2012, 9:13 Uhr | Ralf Higgelke
Durch eine Kombination von Dunkelfeld- und konventionellem Röntgenbild können Mediziner klar zwischen gesundem und emphysematösem Gewebe unterscheiden sowie die regionale Verteilung der Krankheit beurteilen
© Simone Schleede / TUM

Schwere Lungenerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen, doch im Frühstadium sind sie nur schwer zu diagnostizieren. Mit einer von Münchener Wissenschaftlern entwickelten Technik mit gestreutem Röntgenlicht ist dies jetzt möglich. Nun arbeiten die Wissenschaftler daran, die Methode praxistauglich zu machen.

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Allein in Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen an schweren Lungenerkrankungen. Vorläufer einer lebensgefährlichen chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (Chronic Obstructive Pulmonary Disease, COPD) ist in der Regel eine chronische Bronchitis. Eine schwerwiegende Begleiterscheinung sind teilweise zerstörte Lungenbläschen und eine Aufblähung der Lunge (Emphysem). Doch in normalen Röntgenaufnahmen sind die feinen Unterschiede im Gewebe kaum sichtbar.

Zusätzlich zum normalen Röntgenbild analysierten die Münchener Wissenschaftler daher auch die vom Gewebe gestreute Strahlung. Aus diesen Daten errechneten sie dann detaillierte Bilder der Lungen der untersuchten Mäuse. Anhand solcher Bilder kann der Arzt nicht nur sehen ob ein Patient erkrankt ist sondern auch, welche Stellen der Lunge wie stark betroffen sind.

»Gerade die frühen Stadien von Erkrankungen besser erkennen, quantifizieren und lokalisieren zu können wäre sehr hilfreich«, betont Professor Maximilian Reiser, Leiter des Instituts für Klinische Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. »Wir erhoffen uns eines Tages mit der neuen Technik eine verbesserte Diagnose und Therapie von COPD und eine geringere Strahlenbelastung als mit hochaufgelöster Computer-Tomografie«.

Entwickelt wurde die Methode im Rahmen der Forschungsarbeit des Exzellenzclusters Munich-Centre for Advanced Photonics (MAP) von Physikern der Technischen Universität München (TUM) und Medizinern der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie des Comprehensive Pneumology Center (CPC) des Helmholtz Zentrums München.

Für die Versuche nutzten die Wissenschaftler die »Compact Light Source« der Firma Lyncean Technologies, eine kompakte Synchrotron-Strahlungsquelle. Im Center for Advanced Laser Applications (CALA), einem Gemeinschaftsprojekt der TU München und der LMU München auf dem Forschungscampus Garching, sollen in den nächsten Jahren neue, lasergetriebene Röntgenquellen entwickelt werden.

Parallel dazu arbeitet die Forschungsgruppe um Franz Pfeiffer, Professor für Biomedizinische Physik an der TU München, daran, die Analyse der Streustrahlung so weiter zu entwickeln, dass sie auch mit herkömmlichen Röntgenapparaten eingesetzt werden kann.

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