Mit drei Großprojekten will sich die TU München an die Spitze der medizinischen Forschung und Digitalisierung setzen: Bei der M1 Munich Medicine Alliance, dem Zentrum für Digitale Medizin und Gesundheit (ZDMG) und dem Zentrum für Hirnforschung geht es um die Medizin von Morgen. Ein Überblick.
Die Technische Universität München (TUM) will sich mit einer Reihe von Großprojekten noch stärker als bisher an der Spitze der medizinischen Forschung und Digitalisierung positionieren. Mit der Gründung der M1 Munich Medicine Alliance, dem Baustart für das Zentrum für Digitale Medizin und Gesundheit (ZDMG) und dem geplanten Zentrum für Hirnforschung auf dem Campus Garching setzt die Universität gezielt auf Innovation und interdisziplinäre Zusammenarbeit.
»Wir schaffen die schlagkräftigste Einheit der Spitzenmedizin in Deutschland. München wird zur Medizinhauptstadt der Republik«, erklärte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume auf dem Festakt Anfang Juli zur Gründung der M1 Munich Medicine Alliance. Die Worte klingen groß - aber auch das übergeordnete Ziel der TUM und LMU, deren Universitätskliniken sowie des Helmholtz-Zentrums München ist ambitioniert: Die Partner wollen als strategische Allianz gemeinsam die Stärken der Münchner Medizin auf Weltniveau entwickeln. Dazu bündeln sie ihre Kompetenzen und schaffen gemeinsame Infrastrukturen für klinische Studien, Plattformtechnologien und Datenintegration. »Die Medizin von morgen soll aus München kommen,« sagte TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann selbstbewusst.
Und die Zeichen stehen gut: Das liegt auch daran, dass die TUM im Bereich Medizin und Digitalisierung bereits breit und interdisziplinär aufgestellt ist. Zentrale medizinische Einrichtungen sind das Klinikum rechts der Isar und das Deutsche Herzzentrum München, die als universitäre Krankenhäuser eng mit der Forschung und Lehre der TUM verbunden sind. Die TUM School of Medicine and Health unter Leitung von Dekanin Prof. Dr. Stephanie E. Combs ist an mehreren Standorten in München vertreten, darunter der Campus im Olympiapark, das Zentrum für Prävention und Sportmedizin am Georg-Brauchle-Ring sowie spezialisierte Institute für Neurowissenschaften, medizinische Statistik und Epidemiologie.
Doch wie in der modernen Welt nötig, das Rad der Technologisierung und Digitalisierung dreht sich unaufhörlich weiter und braucht auch und gerade in der Medizin zusätzliche Kapazitäten: Ein weiterer Meilenstein ist daher der Baustart des Zentrums für Digitale Medizin und Gesundheit (ZDMG). Bis Ende 2027 entsteht auf dem Campus des Klinikums Rechts der Isar ein Hightech-Gebäude, das rund 140 Mitarbeitenden Platz bieten wird. Hier sollen innovative Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und Data Science für die Medizin entwickelt werden. Ein Data Observatory und ein leistungsfähiger Computer-Cluster stehen den Forschenden zur Verfügung. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf über 47 Millionen Euro, finanziert durch Bund und Freistaat.
Prof. Daniel Rückert, Informatiker, Leibnizpreisträger und KI-Koryphäe sieht als künftiger Leiter des ZDMG große Chancen: »Das ZDMG bietet eine einmalige Gelegenheit, um die Stärken des Klinikums rechts der Isar und der Technischen Universität München zu bündeln und so die digitale Gesundheitsversorgung durch datengetriebene Ansätze voranzutreiben.« Der Fokus liege auf der Entwicklung neuer KI- und Data-Science-Methoden, insbesondere für die Bereiche Krebs-, Herz-Kreislauf- und neurologische Erkrankungen. Prof. Bernhard Hemmer, Dekan der medizinischen Fakultät, unterstreicht: »Im ZDMG werden die TUM-weiten Aktivitäten rund um das Thema digitale Medizin zusammengeführt.«
Auch im Bereich der Neurowissenschaften will die TUM neue Maßstäbe setzen. Auf dem Campus Garching entsteht das »Center for Structural and Functional Connectomics« (CSFC), das sich der Kartierung und Analyse neuronaler Schaltkreise widmet. Ziel ist es, die Funktionsweise des Gehirns und die Mechanismen von Krankheiten wie Multiple Sklerose, Hirntumoren und neurologischen Entwicklungsstörungen besser zu verstehen. Dafür werden modernste Mikroskopie-Technologien, bildgebende Verfahren und KI-gestützte Datenanalysen eingesetzt. Der Forschungsbau wird über 2.000 Quadratmeter umfassen und rund 69 Millionen Euro kosten. Die Leitung übernehmen renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Biomedizinische Physik, Computational Neurosciences und Zellbiologie des Nervensystems.
TUM-Präsident Prof. Hofmann sieht darin einen weiteren Schritt zur Verschränkung von Medizin und Ingenieurwissenschaften: »Unter dem organisatorischen Dach des Munich Institute of Biomedical Engineering verbindet das CSFC medizinische Grundlagenforschung im Bereich der Hochleistungsmikroskopie und der KI-gestützten Bildgebung. Damit wollen wir die Struktur und Funktionsweise des menschlichen Gehirns besser erforschen und neue Wege zu wirksameren Therapien für Krankheiten des zentralen Nervensystems entwickeln.«
Mit den drei beschriebenen Projekten baut die TUM ihre Rolle als Innovator in der Medizin und Digitalisierung konsequent aus. Schon heute ist die TUM eine der forschungsstärksten Universitäten Europas und zeichnet sich durch ihre enge Verzahnung von Natur-, Ingenieur- und Lebenswissenschaften aus. Die Universität gilt neben der LMU als einer der Hauptgründe warum Firmen wie Apple, Microsoft, Google oder OpenAI sich in der Bayrischen Landeshauptstadt ansiedeln. Mit der Beteiligung an zahlreichen Exzellenzclustern pflegt die TUM intensive Kooperationen mit Industriepartnern, was den Technologietransfer (nicht nur) in die medizinische Praxis und Wirtschaft beschleunigt.
Besonders im Bereich der Digitalisierung der Medizin setzt die TUM auf interdisziplinäre Ansätze und die Entwicklung neuer Technologien, etwa in der Bildgebung, der KI-gestützten Diagnostik und der medizinischen Datenanalyse. Die enge Verzahnung von Forschung, klinischer Anwendung und Hightech-Infrastruktur soll nicht nur die Patientenversorgung verbessern, sondern auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen.
Die bestehenden Strukturen und Kooperationen bieten der TUM eine solide Basis, um die Digitalisierung in der Medizin mit den neuen Großprojekten weiter voranzutreiben und München als Innovationsstandort ganz nach vorn zu bringen. (uh)