EU-Fördermittel für Medizintechnik

Eigene Chancen verbessern

11. April 2017, 10:54 Uhr | Michael Eckstein
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Mit EU-Hilfe zum internationalen Player

Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass diese Unterstützung tatsächlich funktioniert. Eines davon ist die ibidi GmbH: Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Biochips zur Analyse von lebenden Zellen. Die hohe optische Qualität dieser Biochips ermöglicht Untersuchungen mit zahlreichen verschiedenen Mikroskopietechniken.
Die Einsatzbereiche der Biochips mit integrierter Membran oder alternativen Strukturen im Bereich unter 100 μm reichen von der Bakteriendetektion bis hin zur Untersuchung von chemotaktischen Vorgängen, also der gerichteten Bewegung von Zellen. Eine Anwendung ist die Langzeitsimulation von Blutgefäßen zum Beispiel in der Arterioskleroseforschung mit dem Ziel, Schlaganfälle oder Herzinfarkte zu vermeiden.
Bevor ibidi EU-Fördermittel in Anspruch genommen hat, konnte das Unternehmen seine Technologie zunächst mit Unterstützung regionaler bayerischer Förderprogramme u.a. vom Projektträger Bayern – ITZB und der Bayerischen Forschungsstiftung voran bringen. Nach weiteren, national geförderten Projekten bewarb sich ibidi erfolgreich um EU-Fördermittel, etwa mit dem Projekt »Quality2Cells« im Rahmen des KMU-Instruments. Seit 2013 beteiligt sich ibidi auch am europäischen Forschungsprojekt »OrgBIO« (www.orgbio.eu). OrgBIO wird im Rahmen einer »Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahme« (Innovative Training Networks, ITN) gefördert – dieses Programm gibt jungen Akademikern aus der ganzen Welt die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Promotion an spannenden Projekten in aufstrebenden Unternehmen wie ibidi zu forschen. Die EU erstattet hierfür bis zu 100 % der Personalkosten sowie einen Zuschuss für Ausbildung, Training und institutionellen Aufwendungen. Dieses Austauschprogramm bietet den Gastgeber-Firmen wiederum internationale Sichtbarkeit sowie die Möglichkeit, junge Spitzenwissenschaftler kennenzulernen, die sie gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt einstellen können.
Das OrgBIO-Projekt beschäftigt sich mit dem noch relativ jungen interdisziplinären Forschungsfeld der organischen Bioelektronik, das eine Brücke zwischen den traditionellen Disziplinen Biologie und Elektronik schlägt und das Potenzial hat, zukünftige medizinische Diagnostik grundlegend zu verändern. Deshalb haben sich die Wissenschaftler auch zum Ziel gesetzt, ein weltweit einheitliches Ausbildungsprogramm für organische Bioelektronik zu entwickeln. Bisher spielt Europa eine Pionierrolle auf diesem Gebiet – die dort vorhandene Expertise soll nun weltweit zugänglich gemacht werden.
ibidi ist heute international erfolgreich. Über 50 Mitarbeiter erwirtschaften mittlerweile einen Jahresumsatz von rund 4,5 Millionen Euro. Ein Highlight der jungen Firmengeschichte war die Auszeichnung mit dem »Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft« 2012/2013 für den Mittelstand.
Auch die Mosaiques Diagnostics GmbH hat von den EU-Förderangeboten profitiert. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Früherkennung von Krankheiten durch eine schnelle und exakte Analyse von Proteinen und Peptiden in Körperflüssigkeiten über ein sogenanntes diagnostisches Muster. Dazu hat die Firma ein Verfahren entwickelt, das die Früh- und Differenzialdiagnose von Herz-, Nieren- und auch urogenitalen Erkrankungen ermöglicht. Außerdem identifiziert es Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantation bei Leukämie und das Gallengangskarzinom.
2012 hatte sich Mosaiques Diagnostics erfolgreich für die Teilnahme in einem Marie-Skłodowska-Curie-Projekt beworben. Mithilfe der Unterstützung konnte das junge Unternehmen drei Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Griechenland, Polen und Indien für einen Zeitraum von zwölf bis 24 Monaten einstellen und ihr Gehalt vollständig gegenfinanzieren.

So definiert die EU ein KMU

Damit ein Betrieb die für kleine und mittlere Unternehmen vorgesehene Förderprogramme in Anspruch nehmen kann, muss er bestimmte von der EU vorgegebene Kriterien erfüllen. Zunächst gilt jede Einheit als Unternehmen, die unabhängig von ihrer Rechtsform eine wirtschaftliche Tätigkeit ausübt. Dazu zählen auch Einheiten, die eine handwerkliche Tätigkeit oder andere Aktivitäten als Ein-Personen- oder Familienbetrieb ausüben. Darüber hinaus zählt die EU Personengesellschaften oder Vereinigungen in diesen Kreis, die regelmäßig einer wirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen.
Als KMU definiert die EU Kleinstbetriebe sowie kleine und mittlere Unternehmen, die weniger als 250 Personen beschäftigen und die entweder einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. Euro erzielen oder deren Jahresbilanzsumme sich auf höchstens 43 Mio. Euro beläuft. Wichtig: Damit sich ein KMU um EU-Fördermittel bewerben kann, muss sein Hauptsitz in der EU oder in einem assoziierten Land liegen.

Unternehmenskategorie

Zahl der Mitarbeiter

Umsatz

Bilanzsumme

mittel

< 250

≤ 50 Millionen Euro oder

≤ 43 Millionen Euro

klein

< 50

≤ 10 Millionen Euro oder

≤ 10 Millionen Euro

mikro

< 10

≤ 2 Millionen Euro oder

≤ 2 Millionen Euro

 

Innovative Training Networks / WEKA
Innovative Training Networks: Die EU finanziert die Gehälter junger Akademiker, die im Rahmen ihrer Promotion in aufstrebenden KMU forschen.
© Bild: Enterprise Europe Network

  1. Eigene Chancen verbessern
  2. Mit EU-Hilfe zum internationalen Player
  3. Themenoffene KMU-Förderprogramme nutzen
  4. Kostenlose Hilfe in Anspruch nehmen

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