EU-Fördermittel für Medizintechnik

Eigene Chancen verbessern

11. April 2017, 10:54 Uhr | Michael Eckstein
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Themenoffene KMU-Förderprogramme nutzen

Horizont 2020 (www.horizont2020.de), das aktuelle EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, bündelt viele der bisher getrennten EU-Programme der Forschungs- und Innovationsförderung. »Mit seinem multidisziplinären, missionsorientierten Ansatz nimmt es den gesamten Innovationszyklus in den Blick und fördert so die Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen«, erklärt Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Das Ziel: Erkenntnisse in der Wissenschaft zu ermöglichen und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft zu verbessern.
Der von der EU bereitgestellte Fördertopf hat ein enormes Volumen: Mit rund 75 Milliarden Euro ist Horizont 2020 das weltweit größte geschlossene Forschungs- und Innovationsprogramm. Die gute Nachricht: Es bietet mehrere Maßnahmen an, die Medizintechnik-KMU nutzen können. Diese umfassen den gesamten Innovationszyklus und reichen von der Grundlagenforschung bis hin zur Markteinführung. Die jeweiligen Ausschreibungen für Forschungs- und Innovationsprojekte sind entweder themenoffen (bottom-up) oder thematisch festgelegt (top-down). Unternehmen sollten sich rechtzeitig informieren, welches Förderprogramm sich für ihr Vorhaben eignet – abhängig von der eigenen Position im Innovationszyklus – und welche Voraussetzungen dafür zu erfüllen sind.
Die Nationale Kontaktstelle für kleine und mittlere Unternehmen (NKS KMU) bietet unter www.nks-kmu.de/foerderung einen guten Überblick aller KMU-relevanten Fördermöglichkeiten. Hier sind zwei für KMU besonders attraktive Programme.
Das »KMU-Instrument« ist ein marktnahes, weitgehend themenoffenes Förderinstrument, das für etablierte und forschungsstarke KMU besonders geeignet ist. Ziel ist die Marktumsetzung eines Produkts, Verfahrens oder einer Dienstleistung. Es ist gegliedert in die drei Phasen – Machbarkeit, Umsetzung und Markteinführung. Fördergelder können für Phase 1 und Phase 2 beantragt werden. In Phase 2 liegt der Schwerpunkt auf Innovationsmaßnahmen wie Demonstration, Testing, Erstellung von Protottypen, Pilotmaßnahmen, Scale-up, Miniaturisierung und Design bis hin zur Marktumsetzung. Sowohl einzelne KMU als auch Konsortien können laufend Anträge einreichen. Als Projektlaufzeit sind 1,5 bis 2,5 Jahre vorgesehen, die Förderquote liegt in der Regel bei 70 Prozent. Gefördert werden Projekte in Phase 1 mit pauschal 50.000 Euro, in Phase 2 mit bis zu 2,5 Mio. Euro, in Einzelfällen sogar bis zu 5 Mio. Euro. Angestrebt ist eine rasche Förderentscheidung (time to grant) von nur drei Monaten in Phase 1 sowie sechs Monaten in Phase 2.
An vier über das Jahr verteilten Stichtagen (Cut off Dates) je Phase erfolgt die Auswahl der vielversprechendsten Anträge. Wichtig: Während bei Verbundforschungsprojekten Grundlagenforschung mit abgedeckt sein kann, ist beim KMU-Instrument ein Technologiereifegrad TRL 6 (Technology Readiness Level 6) als Ausgangspunkt erforderlich. Das heißt: Forschungsergebnisse sollten ebenso wie ein Demonstrator bereits vor dem Projektstart vorliegen. Gefördert wird in der Regel die marktnahe Entwicklung ab »Demonstration unter Einsatzbedingungen«.
Ein weiteres interessantes, themenoffenes Programm ist »EUREKA Eurostars«, ein gemeinsames Förderprogramm der Forschungsinitiative EUREKA und der Europäischen Kommission. Es richtet sich an forschungstreibende KMU, die an europäischen Forschungs- und Entwicklungskooperationen interessiert sind. Eurostars-Projekte zielen auf die marktnahe Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen. Voraussetzung ist die Beteiligung von Kooperationspartnern aus mindestens zwei der an Eurostars teilnehmenden Länder. Ziel ist eine Markteinführung innerhalb von zwei Jahren. Dafür stellen die Mitgliedstaaten von Eurostars und die Europäische Kommission rund 1,1 Mrd. Euro unter Horizont 2020 zur Verfügung. Ansprechpartner für deutsche Antragsteller ist das EUREKA-Büro (www.eurostars.dlr.de) im Projektträger des DLR. Der nächste Eurostars-Stichtag ist der 14. September 2017.

Mit Insider-Wissen Erfolgsaussichten erhöhen

Damit der eigene Antrag Aussicht auf Erfolg hat, müssen interessierte KMU bestimmte Vorgaben erfüllen und Verfahrensschritte beachten. Ihre Chancen können sie zudem verbessern, indem sie aus den Fehlern bisheriger Antragsteller lernen und die Erfahrungen der Nationalen Kontaktstelle KMU oder regionaler Ansprechpartner nutzen. Die NKS KMU tauscht sich regelmäßig mit Gutachtern aus, die die Anträge im KMU-Instrument bewerten, und stellt die wertvollen Insider-Tipps für Antragssteller bereit. Folgende Punkte erleichtern Unternehmen das Verfassen erfolgversprechender Anträge:
Z Insider-Tipps der NKS KMU unter www.nks-kmu.de/teilnahme_tipps.php nutzen
Z Informationen für die Antragstellung unter www.nks-kmu.de/teilnahme-antrag-allg-checkliste.php nutzen

Z Kostenlose Hilfestellung der nationalen Beratungsinstanzen nutzen. Eine Übersicht gibt es hier: www.een-deutschland.de

Gemeinsam mit regionalen Ansprechpartnern veranstaltet die NKS KMU auch regelmäßig Seminare zur Antragstellung sowie Webinare zum Beispiel zu den Themen Budgetkalkulation oder »Participant Portal«.


  1. Eigene Chancen verbessern
  2. Mit EU-Hilfe zum internationalen Player
  3. Themenoffene KMU-Förderprogramme nutzen
  4. Kostenlose Hilfe in Anspruch nehmen

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