Innovationsstrategien zielen immer auf Veränderungen ab. Den damit verbundenen Ängsten und Widerständen einzelner Mitarbeiter könne man mit einer durchdachten Innovationskultur begegnen, so Rings. "So kann man auch in bürokratischen Strukturen die Lust auf den Wandel wecken".
Aber wie entstehen innere Widerstände? Warum blockieren Mitarbeiter den Prozess, der das Unternehmen – und sie selbst – nach vorn bringen soll?
In erster Linie durch Angst. "Denn jeder Mensch hat sich in seiner persönlichen Komfortzone eingerichtet und jede Veränderung von außen bringt diese Position potenziell in Gefahr. Die Angst vor dem Verlust von Ansehen, dem Teamgefüge oder des ganzen Arbeitsplatzes sorgt dafür, dass Mitarbeiter Veränderungen erstmal skeptisch oder ablehnend gegenüber stehen", erklärt die Beraterin.
Doch für den mit Innovation untrennbar verbundenen Wandel seien engagierte Mitarbeiter sehr wichtig. Sie seien die Kämpfer für das Neue und hielten auch bis zu einem gewissen Maß Kritik von außen aus.
Jedoch: "Wenn eingebrachte Ideen keinerlei Würdigung erfahren und wenig honoriert werden, verlieren aber auch diese Mitarbeiter schnell die Lust sich einzubringen und das Unternehmen voran zu bringen. So kann auch Verdruss zu einem Widerstand werden."
Und sogar Inhaber und das Top-Management können Hürden sein, wenn sie Risiken fürchten oder Chancen nicht sehen. "Ihre Einstellung strahlt auf die Belegschaft aus und ausbleibende Richtungsentscheidungen geben Innovationsvorhaben oft den Todesstoß – im schlimmsten Fall sogar dem Unternehmen."
Warum braucht ein Unternehmen eine Innovationskultur?
Sabine Rings: "Innovationsprozesse, die auf reibungslose Teamarbeit, gut funktionierende Kommunikation und Motivation der Mitarbeiter angewiesen sind, haben unter oben beschriebenen Voraussetzungen keine Chance. Um effiziente Innovationsprozesse etablieren zu können, bedarf es einer gesunden Basis, nämlich einer offenen Führungs- und letztendlich einer gelebten Innovationskultur. Denn neue und erfolgreiche Konzepte, Modelle oder Produkte entstehen nicht zufällig, sondern sind Ergebnis eines Prozesses, der von Menschen bestimmt wird, die den Wandel als Chance sehen. Dafür muss man diesen Menschen Freiräume und ein Regelwerk an die Hand geben, dass Querdenken und Experimente fördert."
Welchen Einfluss eine Innovationskultur hat, lasse sich sehr anschaulich in einer Studie von 2012 erkennen: Im internationalen Durchschnitt stimmten rund 19 Prozent aller Unternehmen ihre Unternehmenskultur mit der eigenen Innovationsstrategie ab. Im Silicon Valley hingegen, wo sich derzeit die innovativsten Firmen konzentrieren, sind es 46 Prozent, die Innovation als Teil ihrer Kultur verstehen.
Übrigens sei die oft beschworene Fehlerkultur ein wichtiger Teil einer Innovationskultur. Rings: "Denn Innovationen sind immer mit Risiken verbunden. Und um Dinge wirklich zu bewegen, müssen Fehler (= Versuche) nicht nur erlaubt, sondern als Teil des Entwicklungsprozesses gefordert und akzeptiert werden. So wird aus einem starren Unternehmen eine lebendige und lernende Organisation, deren Hauptbestandteil in kontinuierlichen Verbesserungsprozessen besteht."