3D-Druck als didaktischer Hebel?

Mehr Praxisnähe: Additive Fertigung im Hörsaal

2. April 2025, 9:27 Uhr | Corinne Schindlbeck
Tech-Studiengänge gelten vielen als zu abstrakt und wenig greifbar. Hochschulen setzen deshalb zunehmend auf praxisnahe Formate, um das technische Lernen stärker mit realen Anwendungen zu verbinden. Die Hoffnung: mehr Motivation im Studium – und bessere Vorbereitung auf die Arbeitswelt.
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Hochschulen bemühen sich um mehr Praxisnähe in Tech-Studiengängen. 3D-Druck im Hörsaal, anpassbare Bauteile im Eigenentwurf und Prototypen, die direkt vor Ort entstehen: Kann so das Fach Ingenieurwissenschaften attraktiver gemacht werden und zu mehr Motivation im Studium führen?

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An der Cambridge University ist die 3D Printing Society eine von Studenten geleitete Gruppe, die sich für den Einsatz von AM in verschiedenen Fachbereichen einsetzt. Sie nutzen den 3D-Druck zur Lösung von Problemen aus der Praxis.  
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Das Ingenieurwesen hat mit Imageproblemen zu kämpfen. Viele junge Menschen halten es für trocken, theorielastig und wenig kreativ. Der Bezug zum Alltag fehlt oft, ebenso wie die Sichtbarkeit in der schulischen Bildung.

Auch hartnäckige Vorurteile wie begrenzte Karrierechancen oder schlechte Bezahlung tragen dazu bei, dass das Interesse an einem Ingenieurstudium zurückgeht. Dabei ist die Nachfrage nach technischen Fachkräften ungebrochen hoch – und laut dem Institut der deutschen Wirtschaft sind die Berufsaussichten in vielen Ingenieursdisziplinen ausgesprochen gut.

Gerade Frauen jedoch sind in technischen Berufen deutlich unterrepräsentiert. Besonders gering ist die Beteiligung in den klassischen Ingenieurdisziplinen wie der Energie- und Elektrotechnik. Laut einer aktuellen Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) liegt der Frauenanteil in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) bundesweit bei nur 16,4 Prozent – mit großen regionalen Unterschieden. Während Berlin mit einem Anteil von 22,6 Prozent vergleichsweise gut abschneidet, liegt der Frauenanteil im Saarland lediglich bei 13,6 Prozent. Initiativen wie der Girls’ Day sollen dem entgegenwirken und Mädchen frühzeitig für Technik begeistern.

Doch bislang steigt die Beschäftigung von Frauen im MINT-Bereich nur langsam. Bildungsexpertinnen wie Christina Anger vom IW fordern daher mehr gezielte Berufsorientierung und praxisnahe Formate, die junge Frauen stärken – gerade in Bereichen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz wie dem Klimaschutz.

Additive Fertigung als didaktischer Hebel?

Mehr Praxis also, damit komplexe Inhalte greifbarer werden – das soll dabei helfen, Interesse zu wecken und die Abbruchquote zu senken – so die Hoffnung. Hier kommt die additive Fertigung ins Spiel. Viele Hochschulen haben inzwischen 3D-Druck-Technologien in ihre Curricula aufgenommen – nicht nur zur Vermittlung technischer Grundlagen, sondern auch als Werkzeug für projektbasiertes Lernen.

Der Zugang zu modernen Fertigungstechnologien erlaubt es Studierenden, eigene Ideen umzusetzen, neue Materialien kennenzulernen und technische Herausforderungen im Team zu lösen. Denn der Designprozess für additive Fertigung verlangt ein Umdenken: Es geht nicht nur darum, bestehende Formen nachzubauen, sondern neue Lösungen zu entwickeln, die mit klassischen Fertigungsverfahren nicht umsetzbar wären. Auch die Arbeit mit Multimaterialdesigns oder funktional abgestimmten Strukturen wird dadurch zugänglicher – und fördert zugleich ein tieferes Verständnis für Materialeigenschaften und Konstruktionsprinzipien.

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Funktional abgestufte Gitterstruktur mit nahtlosen Mischungen aus mehreren Werkstoffen.  
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  1. Mehr Praxisnähe: Additive Fertigung im Hörsaal
  2. Mehr Motivation durch eigene Projekte

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