Laut dem TÜV-Verband unterschätzen viele Beschäftigte die Folgen von KI für ihren Job. Und in vielen Betrieben fehlt es noch an klaren Regeln. Der TÜV-Verband fordert deshalb eine strategischere Auseinandersetzung: Standards, Weiterbildung und klare Regeln statt punktueller Experimente.
Rund ein Drittel der Erwerbstätigen in Deutschland nutzt bereits Tools wie ChatGPT, Claude oder Gemini im Job. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands. In der Gesamtbevölkerung ist der Anteil noch höher – 53 Prozent nutzen generative KI, wenn auch meist privat.
Gleichzeitig scheint das Bewusstsein für die langfristigen Folgen noch nicht überall angekommen zu sein. Zwar glauben 53 Prozent der Berufstätigen, dass KI in fünf Jahren eine große oder sehr große Rolle für ihre Tätigkeit spielen wird. Doch fast ebenso viele (44 Prozent) erwarten nur geringe Auswirkungen – und 72 Prozent halten ihren eigenen Job für nicht ersetzbar.
Seit dem 2. Februar dieses jahres sind Unternehmen durch den EU AI Act verpflichtet, Schulungen zum Umgang mit KI anzubieten – sofern sie entsprechende Systeme selbst entwickeln oder einsetzen. Ziel ist, die Innovationskraft zu stärken und zugleich den sicheren Umgang mit der Technologie zu fördern. Die Anforderungen reichen von technischem Grundwissen über Anwendungskompetenz bis hin zu rechtlichen und ethischen Grundlagen.
Trotzdem fehlt es in vielen Betrieben noch an klaren Regeln. Nur 19 Prozent der befragten Beschäftigten berichten von konkreten Vorgaben ihres Arbeitgebers – in wenigen Fällen (4 Prozent) ist der Einsatz generativer KI sogar ausdrücklich untersagt. Meist geht es um Datenschutz, den Schutz sensibler Informationen oder Urheberrechte.
Dass KI ganze Berufsbilder verändern kann, ist unstrittig – doch das persönliche Risiko wird offenbar unterschätzt. Nur sieben Prozent der Erwerbstätigen halten es für wahrscheinlich, dass sie selbst ihren Job durch KI verlieren. Gleichzeitig meinen 49 Prozent, dass „sehr viele Menschen“ infolge der Technologie ihren Arbeitsplatz verlieren werden.
„Künstliche Intelligenz hat ähnliche Folgen wie die Einführung des Personal Computers oder des Internets“, sagt TÜV-Verbandschef Joachim Bühler. Wer den Umgang mit KI nicht lernt, droht den Anschluss zu verlieren – das sehen immerhin 37 Prozent der Befragten als reale Sorge.
Der TÜV-Verband fordert deshalb eine strategischere Auseinandersetzung: Standards, Weiterbildung und klare Regeln statt punktueller Experimente.
„KI kann einen erheblichen Beitrag zur Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit leisten – wenn sie richtig eingesetzt wird“, so Bühler. Dafür brauche es Fachkenntnis, nicht nur bei Entwickler:innen, sondern auch bei den Anwendern in den Unternehmen.