Werden diese durch Informatiker verdrängt, die auf den ersten Blick über eine höhere Kompetenz in der Softwareentwicklung verfügen?
In den Studiengängen der Elektro- und Informationstechnik ist die Informatik seit Jahren fester Bestandteil des Curriculums, wobei mindestens die Grundlagen der Programmierung vermittelt werden. Im Gegensatz zur Informatik ist das Studium der Elektrotechnik nicht nur auf Fragestellungen von Datenstrukturen und Softwareentwicklung ausgerichtet.
Ingenieure werden im Studium dazu befähigt, komplexe technisch-physikalische Fragestellungen zu analysieren und Lösungen zu entwickeln. Ohne systemische Kompetenzen sind viele Aufgaben und Fragestellung der Digitalisierung nicht lösbar.
Für die Weiterentwicklung technischer Systeme sind neben dem Verständnis der drei Kernfächer der Elektrotechnik (Automatisierungs-, Energie- und Nachrichtentechnik) informationstechnische Kenntnisse innerhalb der Elektrotechnik notwendig. In den elektrotechnischen Studiengängen wird zusätzlich das Verständnis für mechanische und physikalische Zusammenhänge aufgebaut, um Wechselwirkungen innerhalb von Systemen zu analysieren und zu berücksichtigen.
Dieses Systemverständnis wird zukünftig zum Lösen von technischen Aufgaben weiter an Bedeutung gewinnen. Die Trennung von Entwicklung, Konstruktion und Produktion auf der einen Seite und IKT auf der anderen Seite wird sich immer mehr auflösen und beide Seiten weiter zusammenwachsen, um diejenigen Aufgabenstellungen zu lösen, die die Digitalisierung mit sich bringt.
Im VDE-Informationspapier vom August 2014 »Neue Kompetenzen und Berufsbilder für Ingenieure durch die Energiewende« ist dieses explizit für die Energiebranche erörtert worden. Im VDE sind wir der Meinung, dass unsere Studiengänge der »Elektrotechnik und Informationstechnik« bereits heute die Methoden und Kompetenzen vermitteln, um Systeme zu analysieren und Lösungen, unter Berücksichtigung der Aspekte der Digitalisierung, zu entwickeln.
Aufgrund der Vermittlung sehr breiter technischer Grundlagen, u.a. der Informatik, starten Elektroingenieure ihre berufliche Karrieren oftmals auch in Positionen die im allgemeinen Verständnis eher Informatikern zugerechnet werden. Im »The Future of Jobs« Report, der auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt worden ist, prognostizieren Experten, dass durch die Digitalisierung in den Industrieländern zwei Millionen neue Stellen bis zum Jahr 2020 entstehen sollen. Der überwiegende Teil dieser neuen Stellen wird mit Ingenieuren und IT-Spezialisten besetzt.
Dieser für Ingenieure positive Ausblick auf dem Weltwirtschaftsforum unterstreicht, dass das Studium der Elektro- und Informationstechnik Absolventen vielfältige Einstiegsmöglichkeiten in den klassischen und zukünftigen elektrotechnischen Berufen eröffnet.