Ist das fehlende Know-how bei älteren Mitarbeitern wesentlich stärker ausgeprägt als bei jüngeren Mitarbeitern?
Bertier: Durch die Studienergebnisse konnte eine deutliche Lücke zwischen den Generationen identifiziert werden, wenn es um digitale Kompetenzen geht. Interessanterweise waren es jedoch Mitarbeiter mittleren Alters, die die größten Schwierigkeiten mit der Bürotechnik haben. Dagegen sind ältere Mitarbeiter und die Generation Z weit weniger auf IT-Unterstützung angewiesen.
Steht das nicht im Widerspruch zum Image der Millennials?
Bertier: Ja, denn Millennials werden als technisch versierte Nutzer angesehen. Sie haben die Einführung von Laptops, Smartphones und Tablets erlebt und sind im Jahrzehnt der smarten Geräte und Vernetzung aufgewachsen. Zusammen mit der Generation Z und zu einem gewissen Grad auch mit Mitarbeitern der Generation X, haben Millennials weitreichende Erfahrung mit Geräten und Plattformen gesammelt. Dieses Wissen bezieht sich jedoch auf Verbrauchergeräte und lässt sich nicht automatisch auf die Arbeitswelt übertragen. Es kann durchaus vorkommen, dass jemand zu 100 Prozent mobil sein kann, aber immer noch wenig über Netzwerkinfrastrukturen oder Desktopvernetzung weiß.
Für Millennials ist Technologie in erster Linie ein Medium zur Kommunikation, Information und Unterhaltung, wie zum Beispiel Nutzungszahlen aus dem E-Commerce oder sozialen Medien zeigen. Desktop Inkompatibilitäten sind kein alltägliches Problem und sicherlich nichts, was Millennials selbstsicher lösen können. Zusammen mit unzureichenden Fähigkeiten zur Problemlösung und einer Tendenz zur Ungeduld, wird verständlich, warum sie die am wenigsten eigenständige Gruppe sind und auf mehr Unterstützung bei der Lösung von IT-Problemen angewiesen sind.
Vielleicht ist die heute in Konferenzräumen installierte Technik zu kompliziert oder veraltet? Müssen die Unternehmen hier aufrüsten?
Jedes Unternehmen, das sich mit diesen Problemen identifiziert, hat meiner Meinung nach Aufrüstungsbedarf. Aber auch die Audiovisuelle-Industrie (AV) darf sich nicht mehr als reiner Hardware-Lieferant verstehen, sondern muss dienstleistungsorientierter werden. Kunden wollen nicht nur ein Produkt kaufen, sondern Ruhe vor stressigen Last-Minute Präsentationstechnik-Problemen.
Herr Bertier, wir bedanken uns für das Gespräch.