Bleibt die Frage, warum sich das erst jetzt zum Paradigma entwickelt und nicht schon früher.
Denn neu ist Vertrauen und Leadership doch nicht, die Managementberaterin Gertrud Höhler hatte um die Jahrtausendwende ein ganzes Buch darüber geschrieben, »Warum Vertrauen siegt«.
Gunther Olesch: »Weil unsere Zivilisation sich weiterentwickelt hat und diese Freiheiten gewünscht werden.« Man dürfe nicht vergessen, dass Deutschland aus einem totalitären System gekommen sei, »vor 20 Jahren war diese Reife vielleicht noch nicht da«.
Meyer-Mölleringhof ist das zu optimistisch. Denn auch Führungskräfte mit frischem Mindset scheiterten auch heute immer noch gerne am alten Belohnungssystem, das auf einzelne Personen hierarchisch zugeschnitten sei, »und da ist sich doch immer jeder der nächste«.
Das Jogi-Löw-Beispiel sei zwar modern, »aber häufig wird die Führungskraft eben doch daran gemessen, ob sie das Tor selbst schießt!« (Antwort Olesch: »Ja, aber das sind dann die Elefanten!«)
Die Logik der Börse habe diese Anreizsysteme geschaffen, erklärt Thomas Sattelberger. »Heute haben wir zwar eine neue Welt, aber die alten Anreizsysteme sind noch da.« Er habe, so erzählt er, noch die »hohe Zeit der kooperativen Führung« erlebt, der selbstorganisierten Teams mit eigener Trainings- und Schichtplanung Ende der 70er bis Mitte der 90er Jahre, »die auf der einen Seite introvertiert und abgekoppelt war vom Kunden, aber als Organisation relativ vertrauensbasiert funktionierte.« Und zwar nicht nur in »meiner alten Daimler-Welt, sondern auch bei Hoechst (später Sanofi), als Produktionsarbeiter in Ecken ihre Vorarbeiter wählten.«
In dieser Welt, so Sattelberger, »bin ich gewachsen«.
Dann habe der Börsenkapitalismus in Deutschland Einzug gehalten und »das Thema gekippt«. Heute bröckelt es wieder: Große wie General Electric fingen nun an, die alten Anreizsysteme zu verändern, »die, die einst die Anpeitscher der Nation gewesen sind!« Sattelberger: »Ich prognostiziere, wenn große Unternehmen innovativ bleiben wollen, müssen sie sich von der Börse nehmen!«