Arbeitssucht

Wann Engagement zum Problem wird

28. September 2015, 11:30 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wo liegt die Grenze zwischen Disziplin und Sucht?

Doch ist eine derartige Disziplin ist nicht gleichbedeutend mit arbeitssüchtig, darauf legt Prof. Rademacher Wert: »Selbstausbeutung kann instrumentell bedingt sein, um Karriereziele zu erreichen, und ist damit extrinsisch motiviert, wobei die Arbeitssucht keinem bestimmten Ziel dient und intrinsisch motiviert ist und die Betroffenen auch dann exzessiv arbeiten, wenn sie dadurch karrieremäßig nicht weiterkommen. Entsprechend müssen Vorgesetzte anders damit umgehen.«

Macht ungeheilte Arbeitssucht automatisch irgendwann krank?

Laut Rademacher sind verschiedene negative Konsequenzen möglich, nicht immer muss es die totale Erschöpfung oder Depression sein. »Es können auch ‚nur‘ Magengeschwüren, Migräne, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder anderen somatischen Erkrankungen sein«.

Unbenommen sei aber die Tatsache, dass Arbeitssucht, wie alle Süchte, ungesund sei und sich, »ob wir wollen oder nicht oder uns dabei gut fühlen oder nicht«, negativ auf unsere Gesundheit auswirke.

Wie sollten Vorgesetzte damit umgehen?

»Man ist als Vorgesetzter (und in eigener Sache) gut damit beraten, sich bei Arbeitssucht ‚vor sich selbst zu schützen‘. Unser Körper ist keine Maschine, welcher durch Leidenschaft und intrinsische Übermotivation dauerhaft auf Hochtouren wie bei der Formel 1 laufen kann, ohne Schaden zu nehmen. Denn einen ‚Boxenstopp‘ mit Schnellaustausch von Ersatzteilen und neuen Reifen gibt es für ihn nicht, auch wenn manche Medikamentenwerbung uns das glauben machen möchte.«, sagt Rademacher.

Die ständige Arbeitsbelastung setze dem Körper zu. Die Folgen seien Kopfschmerzen, Magengeschwüre, Schlafstörungen sowie Herzkreislaufprobleme – im Einzelfall führten sie zur totalen psychischen Erschöpfung oder sogar zum Tod.

Für Unternehmen können Arbeitssüchtige zu einem ernsthaften Problem werden. Denn Arbeitssüchtige scheinen zwar kurzfristig mehr zu leisten, sind aber oft ausgebrannt und überreizt. Sie bringen weniger Empathie auf als andere Kollegen und können durch ihren Perfektionismus nur schwer Aufgaben an Mitarbeiter delegieren. Erfolgsfaktoren wie Teamgeist und Kooperationsbereitschaft bleiben durch sie auf der Strecke.

»Daher sollte man besonders als Führungskraft ein Vorbild für die Mitarbeiter darstellen, selbst Pausen machen und keine Überstunden anhäufen«, empfiehlt Rademacher. »Sinnvoll ist es auch, klare Zielvorgaben zu definieren und darauf zu achten, dass Mitarbeiter sich selbst realistische Ziele setzen, vor allem was Zeit und Umfang angeht.«

Weitere Empfehlungen bietet Prof. Rademacher in ihrem Buch ‚Leichter führen und besser entscheiden: Psychologie für Manager‘, das 2014 im Springer Verlag erscheinen ist.


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