Hays-Fachkräfteindex

Nachfrageeinbruch auch bei Ingenieuren und IT-Experten 

29. November 2023, 9:29 Uhr | Corinne Schindlbeck
Der Hays-Fachkräfte-Index verzeichnet für das dritte Quartal 2023 einen Rückgang um 19 Prozentpunkte und fällt auf den niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Für die Berufsgruppe der Ingenieure weist der Index mit –18 Prozentpunkten ebenfalls eine sinkende Nachfrage aus.
© Hays

Die Wirtschaft bremst bei der Suche nach neuem Personal. Über alle untersuchten Industrien hinweg weist der neueste Index von Hays sinkende Nachfragewerte aus, auch bei Ingenieuren und IT-Experten. Bei letzteren nahm die Nachfrage mit –26 Prozentpunkten sogar überdurchschnittlich ab.

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Der aktuelle Nachfrageeinbruch ist zum großen Teil auf die unsichere Wirtschaftslage zurückzuführen und auf große Zurückhaltung bei der Mitarbeitergewinnung«, kommentiert Alexander Heise, Hays-CEO Deutschland und CEMEA, den neuen Bericht. Noch im ersten Quartal 2023 hatte die Zahl der offenen Stellen einen deutlichen Schub erfahren, erst im zweiten Jahresviertel erfolgte ein Nachfragerückgang.

Dieser Negativtrend setzt sich nun fort: Auch im dritten Quartal 2023 rutscht der Hays-Fachkräfte-Index nach unten: 19 Prozentpunkte ging es abwärts. Mit 109 Prozent – der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an – liegt er auf dem niedrigsten Wert bei der Fachkräftenachfrage seit Ende 2021. Der Index beinhaltet Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. 

Eine Delle bekommen hat auch die Kurve, die die Nachfrage nach Ingenieuren anzeigt: Um 18 Prozentpunkte auf 90 Prozent sackte sie ab. Das ist der niedrigste Wert seit dem vierten Quartal 2021. Ein Blick in die Hays-Statistik zeigt, dass es nahezu alle Ingenieurpositionen betrifft – ungewohnte Nachrichten für die umworbene Klientel. »Der Nachfrage-Rückgang bei Ingenieuren ist maßgeblich auf die große Zurückhaltung bei neuen Investitionen zurückzuführen. Wir haben es aktuell – unter anderem auch aufgrund der heimischen Automobilindustrie – mit einer sinkenden Industrieproduktion zu tun. Das schlägt sich temporär auf die Ausschreibungspraxis nieder«, erklärt René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology and Engineering bei Hays. 

Während die – zahlenmäßig stark vertretenen – Verfahrens-/Prozessingenieure im Vorquartal noch Zuwächse verzeichneten, weisen sie nun mit einem Minus von 39 Prozentpunkten auf 104 Prozent den zweitstärksten Rückgang aus. Auch Chemieingenieure werden erneut weniger gebraucht (–55 PP, Q2: –38 PP). Der Einbruch der Baubranche lässt sich ebenfalls an den Zahlen ablesen: Mit etwas über 9500 absolut ausgeschriebenen Stellen fällt die Nachfrage für diese Positionen um 15 Prozentpunkte auf den niedrigsten Wert seit Anfang 2021. 

Selbst bei den IT-Experten, die sonst regelmäßig die Spitze der offenen Stellen des Fachkräfte-Index besetzen, markiert das dritte Quartal 2023 eine Zäsur. Mit 126 Prozent beziehungsweise knapp 96.000 ausgeschriebenen Stellen und einem positionsübergreifenden Rückgang von 22 Prozentpunkten unterschreitet die Nachfrage das erste Mal seit über zwei Jahren die Grenze von 100.000 gesuchten Positionen. Niedrigere Werte wurden zuletzt in Q2/2021 verzeichnet, als die Pandemie noch starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hatte. Wie bereits im Vorquartal verzeichnen IT-Security-Spezialisten (–89 PP), Datenbankentwickler (–43 PP) und IT-Architekten (–29 PP) deutliche Einbrüche. IT-Administratoren – zuletzt wieder verstärkt gesucht – rangieren im aktuellen Betrachtungszeitraum mit –48 Prozentpunkten auf Platz 2 der stärksten Verluste. 

Einen kontinuierlichen Abwärtstrend zeigt auch der Bereich Life-Science. Um 21 Prozentpunkte weniger beläuft sich die Nachfrage nach Biologen, Chemikern oder Mitarbeitern in der klinischen Forschung – und das bereits zum vierten Mal in Folge. Ausreißer nach oben gibt es aber: So ist die Zahl der Stellengesuche nach Data-Scientists um ganze 113 Prozentpunkte (auf 918 Prozent) gestiegen. (Da sich die absoluten Zahlen an ausgeschriebenen Stellen im Bereich Life-Science insgesamt auf einem niedrigeren Niveau befinden, fallen Schwankungen hier grundsätzlich stärker aus.) 

Den deutlichsten Einbruch gab es bei Personalfachkräften wie Managern für Employer-Branding, HR oder Recruiting. Hier habe sich die abflauende Nachfrage schon im Vorquartal abgezeichnet – nun ist die Anzahl der zu besetzenden Positionen nochmals um 36 Prozentpunkte (auf nun 212 Prozent) zurückgegangen, auch in diesem Bereich der niedrigste Wert innerhalb der vergangenen zwei Jahre. 
Die Anzahl offener Positionen für die zweitgrößte Berufsgruppe innerhalb des Index, die Spezialisten im Bereich Sales & Marketing, hat sich mit –17 Prozentpunkten ebenfalls abgeschwächt. 


 


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