Konjunktur Metall- und Elektro in Bayern

Schlechte Stimmung, Elektroindustrie will weniger einstellen

19. Dezember 2023, 10:29 Uhr | Corinne Schindlbeck
Die Beschäftigungspläne der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie sind rückläufig. Große Ausnahme ist die IT.
© BayME vbm

Die Laune in der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat sich laut der Winter-Konjunkturumfrage von BayME vbm gegenüber dem Sommer verschlechtert. Als Folge wollen die Unternehmen u.a. weniger in Personal investieren, die Beschäftigungspläne sind - große Ausnahme IT-Industrie - rückläufig.

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Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie hat sich im zweiten Halbjahr 2023 laut einer aktuellen Umfrage verschlechtert, die Erwartungen für die kommenden Monate und die Beschäftigungspläne der Unternehmen sind negativ. Zudem kommen immer weniger Aufträge hinzu, Die Geschäftserwartungen der Unternehmen lässt das per Saldo ins Minus rutschen.

Hauptkritikpunkte der Mitglieder sind laut Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt die schwelende Haushaltskrise, hohe Arbeits- und Energiekosten sowie zuviel Bürokratie. Als Folge öffne sich die Schere zu Gunsten der Auslandsstandorte weiter, vor allem Inlandsinvestitionen würden verloren gehen.

Obwohl der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel massiv sei, will die Industrie weniger einstellen. Der Saldo fiel seit der letzten Sommerumfrage von +14,2 auf -5,1 Punkte. „Bis Jahresende werden die Unternehmen rund 11.000 Stellen geschaffen haben. Im kommenden Jahr erwarten wir einen Rückgang der Beschäftigung um rund 5.000 Personen, so dass zum Jahresende 2024 gut 873.000 Personen in der M+E Industrie beschäftigt sind“, berichtet Brossardt und fügt hinzu: „Die De-Industrialisierung wirft ihre Schatten voraus. Steuern wir nicht um, werden wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben.“

Forderungen nach einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich erteilt Brossardt daher eine Absage - diese wäre "Gift für die Unternehmen" und würde zu noch höheren Arbeitskosten führen. "Wer soll das bezahlen?" Im Rahmen der Tarifverträge sei eine Aufteilung der 35 Stunden auf vier  Arbeitstage jetzt schon möglich. 

Laut Umfrage hat sich die aktuelle Geschäftslage erheblich eingetrübt, nur noch ein knappes Viertel der Unternehmen bewertet diese als gut. Die Salden haben sich seit Sommer mehr als halbiert und liegen für das Inlandsgeschäft bei -6,2 Punkten und im Auslandgeschäft bei -6,9 Punkten. Auch die Erwartungen für das kommende Jahr verharren im negativen Bereich. Für das Inlandsgeschäft liegen sie bei -25,8 Punkten und für das Auslandsgeschäft bei -3,7 Punkten.

Die zunehmende Verunsicherung über die Standortbedingungen hat zu einem Auseinanderdriften von Inlands- und Auslandsproduktion geführt. Während erstere im Saldo von +11,4 auf -7,6 Punkte fiel, stieg letztere weiter an und liegt im Saldo bei +38 Punkten. „Die Produktion wird aufgrund eines besser als erwarteten Abbaus aufgestauter Aufträge rund drei Prozent über dem Vorjahr liegen. Für das kommende Jahr rechne man mit einer Stagnation. 

Ihre Investitionspläne haben die M+E Unternehmen weiter zurückgefahren. Nur noch 13 Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen. „Große Sorge bereitet uns, dass nur noch 14 Prozent davon auf Erweiterungen entfallen. Niedriger lag der Wert zuletzt zur Finanzkrise 2009. Zeitgleich steigen die Rationalisierungsinvestitionen und die Innovationsinvestitionen sinken. Das ist ein gefährlicher Mix für unsern Standort. Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht zügig verbessern und die Politik für Planungssicherheit und Stabilität sorgen, befürchten wir eine zunehmende De-Industrialisierung“, sorgt sich Brossardt und ergänzt: „Jedes zweite Unternehmen will im Ausland investieren, im Inland ist es nur jedes siebte.“

Laut Umfrage geben zwei Drittel der Unternehmen an, dass sich in den letzten 24 Monaten die Standortbedingungen verschlechtert haben. Knapp jedes fünfte Unternehmen, das über verschlechterte Standortbedingungen berichtet, hat bereits Wertschöpfung ins Ausland verlagert. Weitere 47,5 Prozent planen dies. „Wir verlieren zunehmend Investitionen und Wertschöpfung an das Ausland. Bei 68 Prozent der Unternehmen hat das negative Auswirkungen auf die inländischen Investitionstätigkeiten“, erklärt Brossardt. Betroffen sind vor allem Neuinvestitionen: 74 Prozent der Unternehmen reduzieren diese angesichts der Standortbedingungen, 18 Prozent unterlassen sie komplett.

 


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