Würth Elektronik eiSos hat in Berlin-Adlershof seit drei Jahren ein Innovation Hub und Competence Center für Zukunftsthemen wie 3D-Druck, vernetzt sich mit Forschungseinrichtungen und Startups und will weiter wachsen, mit neuen Mitarbeitern.
Die Basis war ursprünglich ein Workshop. »Dabei ging es darum, uns selbst anzugreifen, herauszufinden, welche neuen Entwicklungen dem Geschäftsmodell und Kerngeschäft der Würth Elektronik eiSos gefährlich werden könnten. Um disruptive Ideen also, in die wir frühzeitig involviert sein müssen«, erklärt Pierre Lohrber, seit gut sechseinhalb Jahren Geschäftsbereichsleiter Kondensatoren bei Würth Elektronik eiSos.
Ergebnis: »3D-Druck ist für Würth Elektronik eiSos strategisch wichtig«, bekräftigt er. Dass industrielle 3D-Drucker inzwischen nicht mehr nur Kunststoff, sondern auch viele Arten von Metall wie Kupfer, Aluminium oder Werkzeugstahl ausdrucken können, wird die industrielle Fertigung neu aufstellen und die Metallverarbeitung revolutionieren. Deswegen ist Lohrber ständig auf Reisen: in China, im Silicon Valley, weltweit.
»Der Mix aus universitärem Umfeld und der Startup-Kreativität ist für so einen innovativen Bereich wie 3D-Druck sehr wichtig. Als internationaler Hub ist Berlin in Deutschland und Europa eine bekannte und beliebte Adresse. Viele Menschen kommen gerne nach Berlin, gerade kreative, die ganze Startup-Szene. Deswegen haben wir dort vor drei Jahren unser Competence Center angesiedelt.«
Neben 3D-Druck bündelt der Standort in Adlershof auch Innovationen zu Kondensatoren und Super-Kondensatoren als Energiespeichersysteme der Zukunft. Lohrber sammelt Meilen, Messen und Informationen dazu wie ein Staubsauger. Spricht viel mit Startups: Wo sind Dinge am Entstehen, die er ins Unternehmen tragen kann, die richtungsweisend sind? »Wir sind ein innovatives Unternehmen, das offen für neue Entwicklungen, Trends, also Zukunftsthemen ist. Wir freuen uns deswegen sehr über Anfragen von Startups und Gründern für gemeinsame Projekte. Unser Team knüpft weltweit Kontakte und bietet Unterstützung an, die Startups so oft nicht unmittelbar bekommen.«
Seit einem halben Jahr hat Pierre Lohrber Verstärkung: mit Startup- und Venture Manager Thomas Waldmann.
Beide sind gut vernetzt, angefangen bei der Public–Private-Partnership »Berlin Partner« über Unis und Forschungseinrichtungen bis hin zu Verbänden wie »Mobility goes Additive«. Das »Who is Who« der deutschen Wirtschaft ist hier versammelt und auch alle Tier 1 und 2 aus dem Automobilbereich wie Brose, Conti, Knorr-Bremse, die alle an additiven Werkstoffen arbeiten.
Würth Elektronik eiSos will mit aussichtsreichen Startups aus diesem Bereich zusammenarbeiten und sie zum Wachsen bringen. Weniger mit Geld als mit tatkräftiger Hilfe: mit Räumlichkeiten, mit Unterstützung im Engineering-Prozess, bei TÜV-Zulassungen oder Laborterminen.
Lohrber: »Da wir ein sehr großes Netzwerk haben, können wir am Business-Modell der Startups partnerschaftlich mitarbeiten und am Ende des Tages hoffentlich auch partizipieren.«
Also ein Stück weit auch kontrollieren?
»Nein, wir wollen sie wachsen lassen und als zukünftigen Geschäftspartner aufbauen«, bekräftigt Lohrber und erklärt die Strategie: »Unsere Idee ist, Vernetzung zu schaffen durch unsere Infrastruktur, unsere Kontakte, sowie durch Service und Beratung Ressourcen für die Startups aufzutun. Die Würth-Gruppe ist riesig, da bieten sich mannigfaltige Einsatzmöglichkeiten für 3D-Druck an.«
Im Moment werden passive Bauelemente von Würth Elektronik eiSos auf der Leiterplatte bestückt, die von Firmen wie Würth Elektronik cbt hergestellt werden. »Es gibt schon Bestrebungen, das Ganze integriert zu machen, als Embedded-Bauteil in der Leiterplatte«, erklärt Lohrber. Noch werden diese aber nicht in Serie per 3D-Druck gefertigt.
Zeitraum? Schwer zu sagen.
»Aber diese Verbindung kann ja irgendwann kommen, mit Zunahme und Verbesserung der möglichen druckbaren Industriemetalle«, sagt Lohrber. Anfangs waren es Platin und auch Gold, die sich auch in kleinen Strukturen drucken ließen, inzwischen sind Kupfer und Silber hinzugekommen. »Und dann wird es natürlich unglaublich interessant, wenn dadurch ursprüngliches Kerngeschäft wegfallen könnte. Deswegen wollen wir von Anfang an dabei und immer aktuell sein.«
Im Moment prüft Würth Elektronik eiSos, Spritzgussformen für Spezialanwendungen im Bereich Schalter und Taster durch 3D-Druck zu ersetzen. Werkzeugkosten von 50.000 oder 100.000 Euro sind da keine Seltenheit, und diese Kosten müssen über die Bauteilkosten und Stückzahlen erst mal wieder amortisiert werden. 3D-Druck sei interessant für Anwendungen, die gar nicht erst in diesen Stückzahlenbereich kommen und die Würth Elektronik eiSos deshalb früher ablehnen musste, erklärt Lohrber.
Und wer das nicht will? Das viele Unterwegssein?
»Wer Lust auf diese ‚Goldgräberstimmung‘ hat und darauf, den Bereich 3D-Druck von Stunde Eins an mitzugestalten, der ist bei uns genau richtig. Und wenn sich die Prioritäten mal ändern und geregelte Arbeitszeiten an Wert gewinnen: es gibt ja noch andere Jobs am Standort Berlin oder auch in München, Trier und Waldenburg«, wirbt der Manager.
Apropos Lebensmodelle: »DEN Mitarbeiter-Stereotypen gibt es ja nicht, Wünsche und Vorstellungen ändern sich mit der Zeit. Deshalb gibt es bei uns auch den umgekehrten Weg, das Programm ‚Innovatio‘, früher sagte man betriebliches Vorschlagswesen: Jeder Mitarbeiter kann bei uns Ideen intern einreichen und hat dann die Möglichkeit, damit wie in eine Art Startup-Garage vier Wochen, sechs Wochen, acht Wochen nach Berlin zu gehen. Um eine Idee auch mal zu Ende zu bringen, um aus Strukturen auszubrechen. Rauszukommen aus dem Tagesgeschäft, um an dieser Idee aktiv zu arbeiten. Und vielleicht noch mal an die Uni zu gehen. Und am Ende zu präsentieren, was dabei herausgekommen ist. Das sind genau die Punkte, die wir uns als Arbeitgeber einfallen lassen müssen, um für neue Mitarbeiter die gewünschte Attraktivität am Markt zu haben.«
Hub für alle 3 Positionen ist unser Competence Center in Berlin Adlershof. Weltweiter Einsatz möglich. Internationale Ausrichtung erwünscht. Perspektive: Langfristig wird das Team 3D-Druck stetig mit den Anforderungen wachsen.
3D-Druck ist nur ein Beispiel für Zukunftstechnologien bei Würth Elektronik eiSos, die Mitarbeitern persönliche und fachliche Perspektiven bieten. Dazu gehören z.B. auch Wireless-Power-Transfer-Technologien, integrierte Power-Module-Lösungen und Funkmodule zur drahtlosen Kommunikation in IoT- Anwendungen.