ZEW-Branchenreport ITK

Homeoffice bleibt - hat letztlich einfach zu viele Vorteile

19. August 2025, 10:31 Uhr | Corinne Schindlbeck
Vor- und Nachteile von Homeoffice aus Unternehmenssicht.
© ZEW Mannheim

Ein neuer Report des ZEW Mannheim registriert zwar gedämpfte Stimmung in der ITK-Branche angesichts der mauen Geschäftserwartungen. Homeoffice bleibt trotzdem und soll sogar häufig ausgeweitet werden - weil die Vorteile die Nachteile letztlich überwiegen.

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Im zweiten Quartal 2025 setzt sich die schwache Entwicklung in der Informationswirtschaft fort. Der ZEW-Stimmungsindikator fällt gegenüber dem Vorquartal um 1,5 Punkte auf 52,6 Punkte. Insbesondere die Geschäftserwartungen trüben sich ein: Der entsprechende Teilindikator sinkt auf 55 Punkte – ein Tiefstand seit Beginn der Corona-Pandemie.

Auch in der ITK-Branche bleibt die Lage angespannt. Zwar steigt der Gesamtwert leicht auf 51,9 Punkte, doch die aktuelle Geschäftslage verharrt mit 48 Punkten unter der kritischen Schwelle. Rund 37 Prozent der ITK-Unternehmen melden rückläufige Umsätze, nur 26 Prozent können ein Wachstum verzeichnen. Die Geschäftserwartungen bleiben mit 56,2 Punkten leicht positiv – mehr als ein Fünftel der Unternehmen rechnet dennoch mit weiteren Rückgängen.

Homeoffice bleibt auf hohem Niveau

Ungeachtet der konjunkturellen Unsicherheit bleibt Homeoffice fester Bestandteil der Arbeitsorganisation. Laut einer ZEW-Befragung unter 1.200 Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe planen nur wenige Betriebe, ihre Homeoffice-Angebote in den nächsten zwei Jahren zu reduzieren oder abzuschaffen. Vielmehr erwartet fast jedes dritte Unternehmen mit bestehenden Angeboten eine Ausweitung der Nutzung.

Aktuell ermöglichen 80 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft mobiles Arbeiten an mindestens einem Tag pro Woche. Bei Unternehmen mit über 100 Beschäftigten steigt die Quote auf 98 Prozent. Auch Unternehmen ohne bisheriges Homeoffice-Angebot prüfen zunehmend eine Einführung – in der Informationswirtschaft sind dies 21 Prozent.

Zufriedenheit steigt – Zusammenarbeit leidet

Die befragten Unternehmen sehen in hybriden Arbeitsmodellen vor allem Vorteile für die Arbeitszufriedenheit und die Rekrutierung von Fachkräften. Zwei Drittel bewerten diese Effekte positiv. Bei der Mitarbeiterbindung sind die Einschätzungen hingegen geteilt: Etwa die Hälfte sieht positive Effekte, 31 Prozent hingegen eher negative.

Kritischer fällt das Urteil zur internen Kommunikation und Teamarbeit aus. Zwei Drittel der Unternehmen berichten hier von Nachteilen. Auch auf die Innovationsfähigkeit wirken sich hybride Modelle laut 41 Prozent negativ aus. Positive Auswirkungen auf diese Aspekte erwarten weniger als zehn Prozent der Befragten.

Produktivität: geteilte Einschätzungen

Die Auswirkungen auf die Produktivität werden unterschiedlich bewertet. Ein Drittel der Unternehmen erwartet Leistungseinbußen, rund 20 Prozent sehen Vorteile. Der Großteil der Unternehmen geht von einer neutralen Wirkung aus. Die Zahlen zeigen: Trotz der kritischen Begleiterscheinungen bleibt Homeoffice strukturell verankert – mit Tendenz zur weiteren Verbreitung.


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