Schwächelnde Konjunktur, Stellenabbau und mehr Kurzarbeit – wie der Stellenmarkt darauf reagiert, zeigt der DEKRA Arbeitsmarktreport 2024. Erstmals seit Erhebungsbeginn befindet sich kein akademischer Beruf unter den Top-10-Berufen. Der Anteil an IT-Jobangeboten ist so niedrig wie seit 2010 nicht.
Für den aktuellen Arbeitsmarktreport der Dekra wurden 10.460 Stellenangebote untersucht. Fachkräfte mit einer Ausbildung im Bereich Elektronik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Kraftfahrzeugmechatronik können aus vielen Jobangeboten wählen, genauso im Gastgewerbe oder der Kinderbetreuung.
Softwareentwickler hingegen, noch 2023 unter den zehn am häufigsten gesuchten Berufen gesetzt, sind 2024 auf Position 19 zurückgefallen. Auch Elektroingenieurinnen und -ingenieure, die letztes Jahr noch unter den Top-10-Berufen vertreten waren, liegen auf Platz 13.
Anders bei den für die Energiewende fehlenden Fachkräften: Elektronikerinnen und Elektroniker drohen zum Flaschenhals zu werden und sind 2021 an der Spitze aller gesuchten Berufe, neben Anlagenmechanikern, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker:innen sowie Kraftfahrzeugmechatronikern. Sie alle sind in der Top Ten.
Die Stellenangebote der Stichprobe können 28 Tätigkeitsbereichen zugeordnet werden. Vakanzen in der Sachbearbeitung haben zum ersten Mal den höchsten Anteil. Arbeitgeber suchen hier insbesondere Fachkräfte für allgemeine Sachbearbeitungsaufgaben sowie Personalfachkräfte.
Der Anteil der Berufe im Vertrieb und Verkauf ist am zweithöchsten, nachdem der Tätigkeitsbereich im letzten Jahr zurückgefallen war. Mehr als jedes fünfte Stellenangebot in der Verkaufsberatung richtet sich an Jobsuchende mit Talent und Erfahrung in der Kundenberatung und -betreuung.
In der Gesamtstichprobe wurden deutlich weniger Stellenangebote für die Lagerlogistik gezählt als im letzten Jahr. Zum Vergleich: 2023 hatte der Tätigkeitsbereich den drittstärksten Anteil an der Stichprobe (7,9 %). Staplerfahrerinnen und Staplerfahrer konnten sich im Vergleich zur letzten Analyse zwar um drei Plätze verbessern (Platz 4), aber zwei weitere Lagerlogistik-Berufe sind nicht mehr in den Top Ten.
Selten sei der Arbeitsmarkt so widersprüchlich gewesen wie aktuell, kommentiert Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra Akademie. Auftragseinbrüche bei gleichzeitigen Klagen über Fachkräftemangel seien aber nur scheinbar ein Widerspruch: »Oft schließen sich Lücken selbst dann nicht mehr, wenn Unternehmen ihre Einstellungsabsichten drosseln. Am Arbeitsmarkt rücken nicht genug junge Menschen nach und zugleich konkurrieren neue Berufsfelder mit angestammten Einsatzbereichen um dieselben Fachkräfte. Das ist eine Kraftprobe für die deutsche Wirtschaft, die ohne eine qualifizierte Zuwanderung und massive Weiterentwicklung der Beschäftigten kaum zu bewältigen sein wird.«