Die Verwendung generativer Künstlicher Intelligenz hat in Deutschland stark zugenommen. Zugleich wächst die Sorge vor einer zu großen Abhängigkeit von ausländischen KI-Anbietern.
Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage nutzen inzwischen 67 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren Anwendungen wie ChatGPT, Copilot oder Gemini – im Sommer 2024 waren es noch 40 Prozent.
Parallel zur gestiegenen Nutzung wächst die Sorge über eine Abhängigkeit von Anbietern aus den USA und China. 68 Prozent der Befragten sehen Deutschland hier zu stark abhängig. 60 Prozent sprechen sich für mehr Unabhängigkeit aus, 56 Prozent wünschen sich weniger Regulierung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. 53 Prozent fordern, dass die Bundesregierung KI stärker priorisiert.
Bitkom fordert in diesem Zusammenhang Investitionen in eine nationale KI-Infrastruktur, darunter leistungsfähige Rechenzentren und eine „AI Gigafactory“. Mindestens 10 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen sollen laut Verband in den kommenden fünf Jahren in den Standort Deutschland fließen. Zusätzlich wird ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Talentförderung vorgeschlagen.
Für 67 Prozent der Bevölkerung ist KI die bedeutendste Zukunftstechnologie. Gleichzeitig betrachten 20 Prozent KI ausschließlich als Chance, weitere 54 Prozent eher als Chance. Nur 5 Prozent sehen ausschließlich Risiken. Besonders gewünscht wird der KI-Einsatz in Bereichen wie Verwaltung (82 Prozent), Cybersicherheit (81 Prozent) und Gesundheit (79 Prozent).
Bei der Auswahl eines KI-Anbieters spielt für 62 Prozent das Vertrauen eine entscheidende Rolle, für 48 Prozent das Herkunftsland. Zwei Drittel würden Angebote aus Deutschland bevorzugen, während Anbieter aus Russland (1 Prozent) und China (30 Prozent) deutlich weniger Zuspruch erhalten.
Auch im beruflichen Kontext nimmt die KI-Nutzung zu. 45 Prozent der Erwerbstätigen setzen generative KI mit Wissen des Arbeitgebers ein, 10 Prozent ohne dessen Kenntnis. Insgesamt nutzen über die Hälfte KI im Job. 56 Prozent wünschen sich grundsätzlich KI-Unterstützung am Arbeitsplatz, 43 Prozent lehnen dies ab.
Als wichtigste Vorteile nennen Erwerbstätige Zeitersparnis (59 Prozent), Entlastung bei Routineaufgaben (41 Prozent) und Fehlerreduktion (47 Prozent). Auf der anderen Seite bestehen vor allem Datenschutzbedenken (66 Prozent), Unklarheit über Verantwortlichkeiten (57 Prozent) und der Verlust menschlichen Kontakts (64 Prozent).
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern. So sagen 70 Prozent der KI-Nutzer, dass ihnen KI den Alltag erleichtert, während 70 Prozent der Nicht-Nutzer Angst vor der Technologie haben. Auch das Gefühl der Überforderung ist unter Nicht-Nutzern (67 Prozent) wesentlich verbreiteter als bei Nutzern (41 Prozent).
Laut einer neuen Studie von EY fehlt es jedoch oft an kritischem Hinterfragen der Ergebnisse, die KI produziert, im Job-Alltag. Häufig fehlt der kritische Blick: Acht von zehn KI-Nutzerinnen und -Nutzern (80 Prozent) finden, dass die Technologie ihre Bedürfnisse gut versteht. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich vorn. Doch nur etwa jeder Vierte überprüft, ob die von der KI generierten Inhalte auch wirklich korrekt sind. Das ist nicht nur weniger als im weltweiten Durchschnitt, sondern auch ein möglicher Risikofaktor – gerade im beruflichen Kontext.
Nur 15 Prozent der Befragten nehmen sich die Zeit, die KI-Ergebnisse nachzubearbeiten. In Ländern wie China oder Indien ist dieser Anteil mehr als doppelt so hoch.