Die Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an – darunter leidet auch der Arbeitsmarkt. Die regelmäßig kräftigen Beschäftigungszuwächse des vergangenen Jahrzehnts würden nicht mehr erreicht, so die Forscher. In der Industrie und im Baugewerbe rechnet das IAB mit Rückgängen in der Beschäftigung.
Die Zahl der Erwerbstätigen soll im Jahresverlauf nur noch leicht um 170.000 Personen und 2025 um 180.000 Personen ansteigen. Allerdings steigt auch die Zahl der Arbeitslosen, so das IAB in einer soeben veröffentlichten Prognose.
»Die schlechte Wirtschaftsentwicklung hinterlässt aktuell deutliche Spuren. Die regelmäßig kräftigen Beschäftigungszuwächse des vergangenen Jahrzehnts werden nicht mehr erreicht«, kommentiert Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
Für das Jahr 2024 prognostiziert das IAB einen vergleichsweise schwachen Anstieg von 160.000 auf 34,95 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Auch für 2025 rechnen die Forscher nur mit einer geringen Zunahme um 170.000 auf dann 35,12 Millionen Personen.
Dennoch sei das ein neuer Höchststand. Die Anstiege beruhen allerdings allein auf Teilzeitbeschäftigung, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten sinkt in beiden Prognosejahren leicht.
Den höchsten Beschäftigungszuwachs mit jeweils 190.000 zusätzlichen Stellen in den Jahren 2024 und 2025 erwarten die Forschenden im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit. In der Industrie und im Baugewerbe rechnet das IAB dagegen mit Rückgängen in der Beschäftigung.
Dazu Weber: „Beschäftigte werden gehalten, weil sie schwer wiederzubekommen sind. Das sichert zwar die Einkommen und bewahrt die Volkswirtschaft vor einer ausgeprägten Rezession. Gerade die Industrie verliert aber kontinuierlich an Produktion und Beschäftigung.“ Dort fände ein schleichender Beschäftigungsabbau statt, zudem erfolgten weniger Neueinstellungen.
Die Zahl der Arbeitslosen soll laut Prognose 2024 um 170.000 Personen steigen, und im Jahr 2025 noch einmal um 60.000. »Die mit Pandemiebeginn und im Jahr 2022 nochmals eingeknickten Jobchancen von Arbeitslosen haben sich nicht wieder nachhaltig erholt. Trotz des hohen Arbeitskräftebedarfs zeigen sich hier Verfestigungstendenzen«, berichtet Weber.
Das Erwerbspersonenpotenzial, gebremst durch den demografischen Wandel, dürfte 2024 laut IAB nur leicht um rund 200.000 auf 48,6 Millionen Personen steigen. Für das Jahr 2025 sei mit einem Plus von 140.000 Personen zu rechnen.
Dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung zufolge wird die Konjunktur im Gesamtjahresschnitt stagnieren, sich zum Jahresende aber immerhin etwas aufhellen.
Im kommenden Jahr gehe es etwas bergauf, 2025 rechnet das IMK mit einem Plus der deutschen Wirtschaftsleistung von 0,7 Prozent. Dies liege u.a. an "relativ hohen" Tarifabschlüssen zugunsten der Beschäftigten. Auch die Inflation sei kein so großes Problem mehr.
Allerdings ist auch nächstes Jahr längst nicht alles vorbei: Ursprünglich hatte das IMK mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent im Jahr 2025 gerechnet, jetzt sind die Experten aber etwas weniger optimistisch und schrauben ihre Erwartungen um 0,2 Prozentpunkte runter.
Um die Konjunktur in Schwung zu bringen, fordert Sebastian Dullien vom IMK «eine wirtschaftspolitische Zeitenwende mit umfangreichen und kontinuierlichen Investitionen unter anderem in erneuerbare Energien, Netze, Verkehrsinfrastruktur und Bildung». Binnen zehn Jahren seien zusätzliche Investitionen über insgesamt 600 Milliarden Euro nötig. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung enthalte wenig Konkretes.