Zusammenspiel mit anderen Standortfaktoren
Für die Unternehmen jedoch gewinnen die Risiken und Chancen des demografischen Wandels erst dann eine größere Bedeutung, wenn man sie im Zusammenspiel mit anderen Standortfaktoren beurteilt. So wird beispielsweise das zukünftige Arbeitskräfteangebot einer Region durch die Entwicklung der Bevölkerung im Erwerbs- alter (20 bis 64 Jahre) und deren Teilnahme auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst. Gerade diese Bevölkerungsgruppe wird aber bis 2030 deutlich schrumpfen – in einigen Regionen auf weniger als die Hälfte. Außer für den Standortfaktor Arbeitskräfteangebot bietet die Studie eine Risikoabschätzung für drei weitere Bereiche: Humankapital, Arbeitsproduktivität sowie Forschung und Entwicklung. Die auf die Regionen bezogenen Auswertungen machen das »Demographic Location Risk« deutlich.
Um die Brisanz des Bevölkerungsschwundes für die Wirtschaft deutlich zu machen, zeichnet BASF-Vorstandmitglied Harald Schwager ein düsteres Bild. Danach wird schon im Jahr 2020 jeder dritte Beschäftigte in Europa älter sein als 50 Jahre. Erstmals wird es dann in den Betrieben mehr 50-Jährige als 30-Jährige geben. Spätestens dann drohe dem Chemiekonzern, dass er nicht mehr die nötige Zahl von Spezialisten bekäme. Schwagers Sorge: »Von 2017 an kann BASF europaweit einen monatlichen Verlust von 1000 Mitarbeitern erleiden.«
Solchen Risiken müssen viele Betriebe ins Auge sehen. Kürzlich erst wies Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee darauf hin: »Die Zahl der Haushalte in Ostdeutschland wird bis 2020 dramatisch sinken.« Wehe beispielsweise dem Unternehmen, das in oder um Leipzig herum tätig ist. Hier wird die Bevölkerung bis 2030 um 11,6 Prozent weit unter die heutige Millionengrenze sinken. Die Region Stuttgart hingegen darf sich auf ein Plus von 4,3 Prozent mehr Menschen freuen, allerdings altert die Erwerbsbevölkerung hier ebenso. Anlass zum Jubel hat auch Oberbayern, denn hier nimmt die Bevölkerung von heute knapp 4,2 Millionen bis 2030 auf 4,66 Millionen Menschen zu.