“Zumindest für den Elektronik-Sektor – und in unserem Fall organische Elektronik – war das die Ausnahme, die die Regel bestätigt”, sagt Reitberger. “Solch große Runden sind selten, übrigens auch in den USA, da darf man sich nicht durch Mega-Investments von Google Ventures verwirren lassen.” Das bedeute nicht, dass man nicht auch in Europe “groß träumen” könne, sagt Reitberger, “aber richtig ‘leicht’ zu beschaffen sind leider immer nur die ersten 5 Mio. Euro”.
Gab es um die Jahrtausendwende ohnehin nur eine überschaubare Venture Capital-Szene in Deutschland, ist diese seit Platzen der IT-Bubble sogar noch weiter geschrumpft. Viele Investoren von damals gibt es nicht mehr, Reitbergers Firma Wellington Partners ist eine der wenigen, die überlebt haben.
Statt klassischer Venture Capital-Firmen bestimmen heute Unternehmen mit eigenen Venture-Abteilungen den Markt, darunter sämtliche Energieversorger. Dieses Corporate Venture Capital füllt zunehmend die Lücke am Risikokapitalmarkt, wie Reitberger erklärt. Diesen Corporates fiele es aber nicht immer leicht, den Gründern die erforderliche Freiheit zu lassen, manche versuchten, die Gründer im Sinne der Geschäftsstrategie des investierten Unternehmens zu lenken, was dem Erfolg der Gründung aus Sicht der klassischen VCs nicht immer zuträglich sei.
Als erfahrener Venture Capital- Investor kennt Reitberger nur wenige Kollegen, die ähnlich lange am Markt sind. Und “nur eine Handvoll” an VCs in Deutschland investiere wie er in Elektronik-Gründungen. Die Finanzierungsrunde von Heliatek wurde von einer Investorengemeinschaft unter der Führung der RWE-Tochter Innogy SE gestemmt. Zu den weiteren, neuen Investoren gehören ENGIE, BNP Paribas und die CEE Group - eine Investmentgesellschaft der Lampe Equity Management, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. Die bestehenden Kapitalgeber AQTON SE, BASF Ventures, eCAPITAL AG, High-Tech Gründerfonds, Innogy Venture Capital, TUDAG und Wellington Partners, zu dem Reitberger gehört, nehmen ebenfalls an dieser Runde teil.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) gewährt Heliatek über das “InnovFin-Programm (EU Finance for Innovators)” einen Kredit von 20 Millionen Euro. Dieses Programm ist eine gemeinsame Initiative der EIB in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission innerhalb von Horizon 2020.
Das Unternehmen hat sich außerdem für die neu entwickelte “KETs Pilot Lines project” Technologie- und Innovationsförderung beworben, die durch den Freistaat Sachsen vergeben und vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert wird. Es werden Fördermittel bis zu 18 Millionen Euro während der Projektlaufzeit erwartet.
Heliatek plant, die neue Fertigungsanlage am Standort in Dresden innerhalb der kommenden 18 Monate zu installieren. Die Anlage besitzt bei voller Auslastung eine Kapazität von 1 Million Quadratmeter Solarfolien pro Jahr. Gleichzeitig will das Unternehmen mit der weltweiten Vermarktung seiner HeliaFilm -Produkte für die Baumaterial- und Automobilbranche fortfahren und damit insgesamt mehr als fünfzig neue High-Tech-Arbeitsplätze in Sachsen schaffen.