Der weltweite Energiebedarf ist im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark gestiegen. Haupttreiber waren unter anderem der verstärkte Einsatz von Klimaanlagen aufgrund extremer Hitze sowie der wachsende Energiebedarf von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz und die Elektromobilität.
Wie die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen Bericht mitteilt, lag der globale Stromverbrauch 2023 um 4,3 Prozent höher als im Vorjahr – fast doppelt so viel wie der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Die zusätzliche Stromnachfrage von 1.100 Terawattstunden geht laut IEA zu einem großen Teil auf den verstärkten Einsatz von Klimaanlagen zurück, insbesondere in Indien und China. Aufgrund steigender Temperaturen und wachsender Einkommen können sich immer mehr Menschen in diesen Regionen Kühlsysteme leisten, was den Energieverbrauch weiter antreibt. Insgesamt entfielen mehr als 80 Prozent des globalen Nachfragezuwachses auf Schwellen- und Entwicklungsländer.
Zusätzlich trugen auch der zunehmende Stromverbrauch von Rechenzentren, insbesondere durch KI-Anwendungen, sowie die steigende Verbreitung elektrisch angetriebener Fahrzeuge zum Energieanstieg bei.
Ein signifikanter Teil des zusätzlichen Bedarfs wurde durch erneuerbare Energien sowie durch eine steigende Nutzung der Kernkraft gedeckt. Weltweit gingen sechs neue Kernkraftwerke ans Netz, darunter zwei in China. Die neu installierte Kapazität in der Kernenergie lag um ein Drittel höher als im Vorjahr. Auch die USA, Großbritannien und Frankreich investierten in den Ausbau ihrer Kernkraftkapazitäten. Deutschland hingegen bleibt nach dem vollständigen Atomausstieg auf andere Energiequellen angewiesen.
Trotz der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien bleibt auch die Nutzung fossiler Brennstoffe hoch. Der Kohleverbrauch stieg 2023 um 1,1 Prozent, hauptsächlich bedingt durch die steigende Nachfrage nach Kühlung während Hitzewellen in Asien. Der Ölverbrauch hingegen wuchs langsamer als in den Vorjahren, auch aufgrund der verstärkten Nutzung von Elektrofahrzeugen. In China ging die Nachfrage nach ölbasierten Kraftstoffen erstmals zurück.
Mehr als ein Drittel des weltweiten Energiezuwachses entfiel auf erneuerbare Energien, wobei Solarenergie den größten Anteil hatte. China führte den Ausbau erneut an, doch auch in der EU und den USA wuchs die installierte Leistung deutlich. „Der starke Ausbau von Solarenergie, Windkraft, Kernkraft und Elektrofahrzeugen schwächt die Verbindung zwischen Wirtschaftswachstum und Emissionen zunehmend ab“, erklärte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.
Parallel dazu erreichte auch die Nachfrage nach Erdgas einen Höchststand. Erdgas ersetzt in vielen Ländern zunehmend Öl in der Stromerzeugung und wird verstärkt in der Industrie genutzt, auch in Europa. Der Bedarf an Flüssigerdgas (LNG) wächst weiter – insbesondere in Deutschland bleibt es ein wichtiger Energieträger.
Angesichts des weltweit steigenden Strombedarfs bleibt die Frage, wie dieser künftig gedeckt werden kann, eine zentrale Herausforderung. Während der Ausbau erneuerbarer Energien Fortschritte macht, wird gleichzeitig in vielen Ländern wieder verstärkt auf Kernkraft gesetzt. Die Entwicklung zeigt, dass ein nachhaltiger und stabiler Energiemix entscheidend sein wird, um den steigenden Bedarf zu decken und gleichzeitig den CO₂-Ausstoß zu begrenzen.