Die Neuerfindung geht weiter

Mit Fusion will AMD Intel endlich wieder Paroli bieten

15. Dezember 2011, 9:16 Uhr | Frank Riemenschneider
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Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Chancen und Risiken

Intel ist allerdings nicht AMDs einziges Problem, sondern auch der schwächelnde PC-Markt. Der Verkauf von Desktop-PCs wächst gar nicht mehr und auch bei Notebooks ist ein Rückgang der Wachstumsrate ersichtlich. Die nächste Generation der personalisierten Geräte sind Smartphones und Tablets, die mit teilweise dreistelligen Wachstumsraten aufwarten können. AMD hat nichts für Smartphones und nur wenig für Tablets, auch wenn 2013 ein optimierter Tablet-Prozessor rauskommen soll.

Diese Märkte werden von SoCs auf Basis der ARM-Architektur dominiert. AMD könnte natürlich auch eine ARM-Lizenz erwerben, wäre dann aber nicht nur Jahre hinter Qualcomm, Texas Instruments, Marvell und anderen ARM-Lizenznehmern zurück, sondern müsste auch noch in weitere Entwicklungs-, Marketing und Sales-Ressourcen investieren – woher soll das Geld dafür kommen? Viel wahrscheinlicher ist daher, dass AMD versuchen wird, einen extrem energieeffizienten x86-Core zu entwicklen, allerdings musste auch schon Intel mit dem Atom erfahren, dass es alles andere als einfach ist, ARM aus diesen Märkten zu verdrängen.

Weniger riskoreich erscheint da der erneute Eintritt in die embedded-Märkte. AMD kann eine lange Historie mit embedded-Prozessoren aufweisen, genannt sein sollen nur der 2900, der 80186, die 29K-Familie, Elan (ein integrierter x86-Chip), MediaGX und Alchemy, der auf der MIPS-Architektur aufsetzte. In der Vergangenheit konnte AMD als breitaufgestellter Halbleiter-Hersteller embedded-Designs neben dem den Prozessor auch noch mit Speicher, programmierbarer Logik und Netzwerk-Komponenten ergänzen. Diese Märkte haben noch den Vorteil, dass sie realtiv stabil für hohe Produktionsvolumina stehen und weniger anfällig sind als die PC-Design-Win-Zyklen. Desweiteren ist die einfache Softwareentwicklung oft wichtiger als ein niedriger Preis und x86 ist nun mal sehr einfach mit Tools von Microsoft und anderen Anbietern zu programmieren. Durch die hohe Integrationsdichte heutiger SoCs muss AMD allerdings aufpassen, die richtigen Marktsegmente und die richtige Peripherie für seine SoCs auszuwählen.

Als AMD das Fusion-Programm aufsetzte, nahm man an, dass die heterogene Datenverarbeitung PCs und Server nachhaltig verändern würde. Diese Entwicklung ist immer noch im Gang: Die Entwicklung der Fusion-System-Architektur (FSA) auf Programmiersprachen für die Parallelentwicklung für mehrere Cores wurde dieses Jahr angekündigt und gibt AMD eine Plattform, die gegen Nvidias CUDA antreten kann. Unified Memory (CPU und GPU in einem Adressraum), parallele Kernels, User-Mode-Scheduling und viele derartiger Dinge kommen als jetzige oder zukünftige Bestandteile zur Programmiersprache hinzu. Damit könnte AMD auch Datencenter und Hochleistungscomputer ansprechen.

Der möglicherweise große Wechsel bei den PCs wird 2012 erfolgen, wenn Microsoft Windows 8 für ARM vorstellen wird. Um mit den zahlreichen ARM-basierten SoCs auf dem Markt mithalten zu können, wird AMD wie auch Intel x86-basierende SoCs mit geringer Leistungsaufnahme anbieten müssen, da man darauf wetten kann, dass ARM-basierte Chips in Netbooks und zumindest Low-End-Notebooks Einzug halten werden.

Der nächste Schritt für AMD muss darin bestehen, den heterogenen Ansatz von Fusion neben Spielen auch in andere Märkte zu bringen. Hier gibt es schon Fortschritte zu vermelden, so gibt es einen GPU-optimierten Internet Explorer 9 von Microsoft. Der näcshte Schritt wird der Trinity genannte Prozessor sein, der eine optimierte Bulldozer-CPU mit einer noch leistungsfähigeren GPU verheiratet.

Uneinigkeit über AMDs zukünftige Strategie haben dazu geführt, dass CEO Dirk Meyer die Firma verlassen musste. Für Neu-CEO Rory Read, der vorher als COO beim PC-Hersteller Lenovo tätig war, stellt sich natürlich die Frage, welche Strategie er verfolgen soll. Eine Alternative ist die totale Fokussierung auf PCs und Server mit dem Ziel, pünktlich gute Produkte zu liefern und vor allen Dingen bei den Servern den Marktanteil zu erhöhen, der auf einen einstelligen Prozentwert gefallen ist. Ansätze sind da, wie der gewachsene Marktanteil im 2. Quartal 2011 gezeigt hat. Tragischerweise hat sich die Bulldozer-Architektur, auf die AMD so große Hoffnungen gesetzt hatte, jedoch schon im Vergleich zu Intels Sandy-Bridge-Chips als wenig konkurrenzfähig erwiesen, wie soll das erst aussehen, wenn Intel 2012 Ivy-Bridge-Chips in 22-nm-Fertigung und FinFET-Transitoren rausbringen wird?

Alternativ könnte der neue Mann an der Spitze den Fokus auf die großen Wachstumsmärkte Tablets, Smartphone und ultramobile PCs (von Intel Ultrabooks genannt) legen. Unabhängig von dem in der Firma unzweifelhaft vorhandenen Know-How ist es m.E. aber sehr zweifelhaft, dass AMDs Ressourcen ausreichen werden, parallel Wachstum im PC- und Server-Markt als auch bei den Mobilgeräten zu generieren. Ein energiesparendes Tablet-x86-SoC, dass gut mit Windows 8 zusammenarbeitet, könnte in diesem Wachstumsmarkt sehr erfolgreich sein.

Die größte Herausforderung des neuen CEOs dürfte jedoch darin liegen, interne Prozesse so zu optimieren, dass AMD zukünftig pünktlich liefert, das Auf und Ab bei den Marktanteilen, dass zeitweise an eine Achterbahnfahrt erinnert, und bei der Profitabilität zu beenden.


  1. Mit Fusion will AMD Intel endlich wieder Paroli bieten
  2. David gegen Goliath
  3. Der Weg zur Technologieführerschaft
  4. AMD setzt auf Grafik
  5. AMD opfert seine Fabs
  6. Chancen und Risiken

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