Die Neuerfindung geht weiter

Mit Fusion will AMD Intel endlich wieder Paroli bieten

15. Dezember 2011, 9:16 Uhr | Frank Riemenschneider
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AMD opfert seine Fabs

Nachdem sich AMD mit dem Kauf von ATI finanziell übernommen hatte, konnte die Firma am Kapitalmarkt keine neuen Kredite aufnehmen, um Investitionen in seine Fabs zu finanzieren. Man musste auf Teufel komm raus jemanden mit viel Geld finden, der bereit war, die Fabs zu übernehmen. Andernfalls drohte eine Verlangsamung der Fertigungsprozessentwicklung sowie der Umstellung auf kleinere Prozessgeometrien, was AMD weit hinter Intel, das ja seit Jahrzehnten konsequent alle zwei Jahre eine neue Prozessgeneration einführt, zurückgeworfen hätte. 2009 wurde schließlich die Fertigung in eine neue Foundry mit dem Namen Gloablfoundries ausgegliedert, die von der Investment-Firma ATIC (Advanced technology Investment Company), die von der Regierung von Abu Dhabi betrieben wird, finanziert wird. Mit den Einnahmen aus dem Fab-Verkauf zahlte AMD primär Schulden aus dem ATI-Kauf zurück, nichtsdestotrotz blieben immer noch mehr als 2 Mrd. Schulden übrig.

Obwohl Globafoundries eine selbstständige Firma ist, blieb AMD – 2011 nach Qualcomm und Broadcom der drittgrößte Fabless-Hersteller - der größte Kunde. Dennoch sah sich AMD auch bei diesem Modell großen Herausforderungen gegenüber: Der 32-nm-SOI-Prozess erlangte erst kürzlich das volle Produktionsvolumen während Intel schon seit Anfang 2010 seine Chips in einem 32-nm-High/K-Metal-Gate-Prozess herstellt. Damit wurde die Auslieferung des Llano-Prozessors um mehr als 6 Monate verzögert.

Als fabless-Hersteller kann AMD natürlich auch Ausschau nach der besten Foundry am Markt halten. Obwohl TSMC einen von vielen Kunden (u.a. AMD und Nvidia für ihre GPUs) genutzten Bulk-Prozess anbietet, setzt AMD für CPUs wie seit vielen Jahren auf den SOI-Prozess, der eine etwas höhere Rechenleistung der Chips liefert, dafür aber auch teurer ist.

Ein neues nachhaltiges Geschäftsmodell

Von den hohen Investitionen in seine Fabs befreit und mit einer verbesserten Produktlinie könnte es AMD hin zu einem nachhaltigen und vor allen Dingen profitablen Geschäftsmodell schaffen. Mit den Fusion-Prozessoren, deren Grafikleistung die Intel-Chips deutlich übertrifft, kann man sich endlich einmal wieder differenzieren.

AMDs Brazos-Prozessoren generieren wachsenden Marktanteil bei Netbooks und Low-End-Notebooks und Llano ist im ersten Quartal nach seinem Erscheinen (Q2 2011) rund eine Million mal verkauft worden. Obwohl er mehr Leistung aufnimmt als Intels Atom kann die Bobcat-CPU in den Brazos-Chips mehr Instruktionen pro taktzyklus verarbeiten und wurde in den letzten drei Quartalen rund 10 Millionen mal verkauft. AMD hat ebenfalls einen Tablet-Design-Win (Acer W500) und kann die Bobcat-CPU auch in zukünftigen prozessoren einsetzen, die auf High-End-Tablets mit Windows-OS und Netbooks zielen. Dazu ist Bobcat ein synthetisierbarer Core, der Teil eines kompletten SoCs werden kann – AMD könnte so auch das Geschäftsmodell von ARM kopieren.

AMD hat keine Chance gegen Intel, wenn es um F&E, strategische Zukäufe, Werbung und Fabs geht. In der Vergangenheit hat AMD immer dann Marktanteile gewonnen, wenn man Intel durch Innovationen technologisch überholen konnte. Das Fusion-Programm war solch eine Innovation, durch die Verzögerungen konnte AMD jedoch wieder einmal weniger davon profitieren, als es bei Einhaltung der Zeitpläne der Fall gewesen wäre.

Dennoch sollte Fusion AMD helfen, die durchschnittlichen Verkaufspreise seiner Chips zu steigern, denn die GPU-Leistung war zuvor ausschließlich mit diskreten Grafikchips zu bekommen.

Im 2. Quartal 2011 konnte AMD bei einem Umsatz von 1,6 Mrd. Dollar lediglich einen Gewinn von 61 Mio. Dollar erzielen, die gute Nachricht ist jedoch, dass laut IDC AMD seinen Marktanteil in diesem Quartal um 1,5 % verbessern konnte.


  1. Mit Fusion will AMD Intel endlich wieder Paroli bieten
  2. David gegen Goliath
  3. Der Weg zur Technologieführerschaft
  4. AMD setzt auf Grafik
  5. AMD opfert seine Fabs
  6. Chancen und Risiken

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