Die Neuerfindung geht weiter

Mit Fusion will AMD Intel endlich wieder Paroli bieten

15. Dezember 2011, 9:16 Uhr | Frank Riemenschneider
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

David gegen Goliath

Vergleich der finanziellen Kennziffern von Intel und AMD..
Bild 2. Vergleich der finanziellen Kennziffern von Intel und AMD. Der Umsatz von AMD entspricht in etwa den Investitionen von Intel in F&E.
© Elektronik

Wenn man AMD mit Intel vergleicht, ist es nur schwer vorstellbar, dass beide in denselben Märkten in einen Wettbewerb treten. Intel ist in Bezug auf Umsatz und Mitarbeitern (82500 gegenüber 11100) fast siebenmal größer als AMD, und das Budget, dass Intel im Jahr 2010 in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert hat, ist höher als der gesamte Umsatz von AMD (Bild 2). AMD’s F&E-Budget beträgt ungefähr ein Fünftel dessen von Intel, weshalb AMD bei der Produktentwicklung nicht wirklich mithalten kann. Man muß jedoch auch bedanken, dass ein großer Teil von Intels Entwicklungsgeldern in die Entwicklung von Fertigungsprozessen geht, Kosten, die AMD als fabless-Hersteller heute nicht mehr zu tragen hat.

Aus der Historie gewachsen ist AMDs Profitabilitätsproblem. Es war fast immer so, dass Intel als Marktführer die Preise diktiert hat und AMD den großen PC-Herstellern für vergleichbare Produkte einen Preisnachlass von 30 % eingeräumt hat. Nur zu den Zeiten, wo AMD ein Produkt hatte, das eine höhere Rechenleistung wie der vergleichbare Intel-Chip aufwies, konnte man vergleichbare Preise wie Intel erzielen – diese Zeiten sind allerdings nur von kurzer Dauer gewesen (in den ersten Monaten, als man den Athlon und den Opteron/Athlon 64 auf den Markt brachte).

Im Jahr 2010 haben Analysten den durchschnittlichen Verkaufspreis für AMD-Prozessoren inklusive Server-Chips auf 70 US-Dollar geschätzt gegenüber 114 Dollar für Intel-Prozessoren. AMDs Produkt-Mischung enthält erheblich weniger Server-Modelle als die von Intel, was am Ende zu einem um 40 % geringeren durchschnittlichen Verkaufspreis führt.

Hohe Einsätze

Um überhaupt mit Intel in den Wettbewerb treten zu können, war AMD immer wieder gezwungen, „alles oder nichts“ zu spielen. Den höchsten Einsatz spielte man zweifelsfrei im Jahr 1987, als Intel die 1982 unterzeichnete Second-Source-Lizenz für x86-Prozessoren zurückzog. Es folgten eine Reihe von Prozessen, bis AMD 1995 dann offiziell die Rechte an der x86-Architektur durch eine außergerichtliche Einigung und das noch heute gültige wechselseitige Lizensierungsabkommen mit Intel erwarb. Nachbauten von Intels Prozessoren wurden AMD allerdings nicht mehr gestattet.

AMDs erstes eigenständiges Design, der K5, sollte mit Intels Pentium in den Wettstreit treten, er kam jedoch viel später auf den Markt und konnte zudem auch noch bei den Taktfrequenzen des Pentium nicht mithalten. AMD erkannte, das man mit nur einem Design-Team nicht mit Intel mithalten würde können und kaufte mit NexGen einen Wettbewerber; dem zu diesem Zeitpunkt gerade das Geld ausging. Die Designer von AMD und NexGen entwickelten dann zusammen den AMD-K6, der für einen kurzen Zeitraum der schnellste x86-Prozessor auf dem Markt war.

Der K5 und K6 nutzten noch den Front-Side-Bus vom Pentium, für sein nächstes Produkt musste AMD jedoch andere Wege gehen, da es die Rechte an dem Pentium-Pro-Bus (P6) nicht erwerben konnte. AMD lizensierte einen System-Bus von DEC. Athlon war im Jahr 1999 der erste x86-Prozessor, der eine Taktfrequenz von 1 GHz erreichte und konnte eine knappe Führung vor Intels Pentium 3 verteidigen, allerdings war der rechenleistungsoptimierte Chip auf Grund seiner vergleichsweise hohen Leistungsaufnahme für Notebooks ungeeignet.

Nach dem Erfolg von Athlon, der AMD im Jahr 2001 einen Marktanteil 20 % bescherte, fand sich AMD mal wieder in einem „Frequenzkrieg“ mit Intel wieder. Intels Pentium 4 sollte 4 GHz und mehr erreichen, was allerdings wegen der seinerzeit nicht beherrschbaren Leckströme scheiterte. AMD konzentrierte sich von da ab nicht mehr auf möglichst hohe Taktfrequenzen, sondern effiziente Architekturen, die in Servern Einzug halten und damit den durchschnittlichen Verkaufspreis des AMD-Produktmixes erhöhen sollten.


  1. Mit Fusion will AMD Intel endlich wieder Paroli bieten
  2. David gegen Goliath
  3. Der Weg zur Technologieführerschaft
  4. AMD setzt auf Grafik
  5. AMD opfert seine Fabs
  6. Chancen und Risiken

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu AMD Advanced Micro Devices GmbH

Weitere Artikel zu Mikroprozessoren