Eine Messe wie die Electronica muss die Trends der Branche frühzeitig erkennen und in die Planung aufnehmen. Nur dann kann sie erfolgreich bleiben. Angela Marten, Projektleiterin Electronica der Messe München, hat viel Neues mit der Electronica 2018 geplant.
Alle zwei Jahre ist die Electronica in München. Dann trifft sich an vier Tagen im November – vom 13. bis zum 16. November 2018 – die weltweite Elektronikindustrie in der bayerischen Landeshauptstadt. Kaum eine Branche ist so schnell und innovationsfreudig wie die Elektronikindustrie. Eine Elektronikmesse am Puls der Zeit wird da zur Herausforderung.
? Frau Marten, welche Trends haben Sie aktuell identifiziert und wie haben Sie sie in das Konzept der Electronica integriert?
! Angela Marten: Vor allem an einem Thema kommt man 2018 nicht vorbei: dem Internet of Everything. Eines der wichtigsten Trendthemen in diesem Jahr ist für uns deshalb die smarte und sichere Vernetzung auf allen Ebenen. Es lag also nahe, die diesjährige Electronica unter das Motto »Connecting everything« zu stellen. Mit insgesamt 17 Hallen, 16 Foren und vier Konferenzen haben wir ein großes Angebot geschaffen, das die Besucher dazu einlädt, sich nicht nur zu informieren, sondern noch stärker als in der Vergangenheit auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Artificial Intelligence ist ein damit eng verbundenes Thema, das sich nicht nur auf den Ständen, sondern auch im Konferenz- und Forenprogramm wiederfinden wird und Gegenstand des CEO Roundtables ist.
Als Treffpunkt und Think Tank der Elektronikbranche spiegelt und treibt die Electronica immer die Themen, die den Markt beschäftigen. Hierzu zählen nach wie vor Automotive und Embedded mit ihren jeweiligen Konferenzen und Foren. Das Segment Wireless hat gut zugelegt und Cyber Security ist von so großer Bedeutung, dass die Messe München dafür mit der Command Control eine eigene neue Konferenz aufgesetzt hat, die unabhängig von der Electronica bereits im September stattfand. Während der Electronica trägt die eMEC (Electronica Medical Electronics Conference) der zunehmenden Bedeutung von Elektronik in der Medizin und im Gesundheitswesen Rechnung.
Dem viel diskutierten Fachkräfte- und Nachwuchsmangel begegnen wir mit der Fortsetzung unserer Start-up-Plattform Electronica Fast Forward (e-ffwd) powered by Elektor und der Premiere der Electronica Experience. Sie soll Elektronik erlebbar machen. Insbesondere für Schüler und Studenten, aber natürlich auch für Fachbesucher. In ihrem Herzstück, der Discovery Stage, spricht z. B. Jeremy Rifkin; es werden Buzzwords wie Blockchain und Kryptowährungen erläutert. Wir freuen uns besonders, dass das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus sie den Schulen als eine hervorragende Möglichkeit zur Berufsorientierung empfiehlt.
? Was verändert sich dadurch in den Hallen?
! Marten: Wichtig war uns bei der Planung der electronica, dass wir den Bedürfnissen der Besucher Rechnung tragen. Zeit wird zu einer immer knapperen Ressource, Wissenstransfer, Effektivität und Effizienz nehmen an Bedeutung weiter zu.
Aufgrund des beeindruckenden Wachstums der Electronica um vier Hallen – davon eine Halle für die Semicon Europa – haben wir die Hallenbelegung in Abstimmung mit der Industrie komplett überarbeitet, um zukunftsfähig zu bleiben und der steigenden Nachfrage auch in Zukunft gerecht zu werden. So sind z. B. die Halbleiter in den C-Hallen verortet und besonders gut über den Eingang Nord zu erreichen.
Damit die Größe und Komplexität der Electronica für den Besucher noch mehr Vorteile bietet, ist uns die schnelle und unkomplizierte Orientierung ein großes Anliegen: Er hat die Wahl, ob er sich auf sein Kernthema begrenzt, oder sich bewusst einen strukturierten Gesamtüberblick verschafft. Dabei unterstützt ihn die bekannte Aufplanung nach Segmenten, Color-Coding, also die farbliche Übereinstimmung von Gangteppich und Hallenplan, sowie die Indoor-Navigation mit der Electronica App. Erstmalig gibt es außerdem einen Besuchershuttle, der im 10-Minuten-Takt die Hallen miteinander verbindet und die Fast Tracks in den Obergeschossen der Hallen ergänzt. So fällt die Orientierung leicht und der Besucher kommt schnell von A nach B.
Auch Wissenstransfer und der Austausch mit Kollegen sind fest in der DNA der Electronica verankert und spielen 2018 eine größere Rolle denn je. Vor diesem Hintergrund wartet die electronica 2018 mit 16 Foren und vier Konferenzen auf, die die die jeweiligen Ausstellungsbereiche ergänzen.
? Was erwartet den Electronica-Besucher dieses Jahr neu? Was bietet die Electronica speziell Studenten, jungen Ingenieuren und Jungunternehmern?
! Marten: Wie bereits angesprochen, dürfen sich die Besucher der Electronica 2018 auf noch mehr Aussteller, Networking und Wissenstransfer freuen. Premiere feiern unter anderem das Connectors Forum, das Power Electronics Forum und das Obsolescence Forum sowie die Discovery Stage. In die zweite Runde geht das Forum der Start-up-Plattform e-ffwd.
Und noch eine Premiere wird es geben: die »Electronica Experience«, eine Mischung aus Elektronik-Erlebnis und Karriere-Event. Dort präsentieren sich Aussteller als Arbeitgeber und machen ihre Produkte in Live-Demos erlebbar. Berufsbilder werden erläutert und auch für den Fachbesucher sind der Eröffnungs-Vortrag von Jeremy Rifkin und Keynotes zu Themen wie Blockchain, Kryptowährungen oder emotional AI interessant.
Im Rahmen der Electronica Experience ist für alle Ingenieure und Entwickler auch »Impact – Design for a cause« besonders interessant. Vor dem Hintergrund der Global Development Goals der UN präsentiert Avnet mit den Engineering Communities Hackster.io und Element14 ein Live-Event, das Innovationen, Inspirationen und Visionen zum Beitrag der Elektronik für eine bessere Welt in den Mittelpunkt stellt. Außerdem ermöglicht die Electronica Careers mit Jobbörse und Karriereberatung die Kontaktaufnahme mit potenziellen Arbeitgebern.
Wir freuen uns besonders, dass in diesem Jahr erstmal die Semicon Europa parallel zur Electronica stattfindet. Besucher können sich dort in einer eigenen Halle über die Entwicklungen in der Mikroelektronikbranche informieren. Semicon Europa ergänzt die Electronica Conferences. In der Kombination belegen die Konferenzen das gesamte ICM (Internationales Congress Center München).
? Welche Zweige sind dieses Jahr neu auf der Electronica und welche Branchen sind besonders stark und aktiv präsent?
! Marten: Die Medizinelektronik bekommt in diesem Jahr eine eigene Konferenz: die Electronica Medical Electronics Conference, kurz eMEC. Hier stellen namhafte Experten aktuelle Themen, Problemstellungen und Zukunftsthemen in den Fokus – von der intelligenten Medizin bis hin zur medizinischen Diagnose und Therapie. Die eMEC setzt sich die Förderung des Dialogs zwischen Medizinern und Elektronikern zum Ziel. Neben dem bereits erwähnten erweiterten Forenprogramm besetzen wir auch mit dem Themencluster Articifial Intelligence ein weiteres Highlight-Thema.
Die Branchen um Automotive und Embedded Systems haben sich fest auf der Messe etabliert und dürfen als äußerst zugkräftig gelten. Alle Segmente der Electronica zeigen in 2018 signifikantes Wachstum. Das Herzstück der Electronica waren, sind und bleiben jedoch die Halbleiter.