Renesas Electronics

»Das Automotive-Geschäft entwickelt sich prächtig«

30. Januar 2023, 15:00 Uhr | Iris Stroh
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Winning Combinations

In Deutschland oder Europa wird viel über das softwaredefinierte Fahrzeug diskutiert. Gilt das auch für Japan?

Ja, hier gibt es ebenfalls viele Diskussionen. Toyota hat beispielsweise die Firma »Woven Planet Holdings« gegründet, ein Unternehmen, das sich ausschließlich auf Software fokussiert, also ähnlich wie Cariad von VW.

Renesas hat Steradian übernommen. Etwas überraschend, dass Renesas so spät noch in das Geschäft mit Radar-Transceivern einsteigt, in dem es bereits viele etablierte Unternehmen gibt. Es dürfte also nicht so einfach für Renesas werden. Warum glauben Sie trotzdem an den Erfolg von Renesas?

Von dem abgesehen, dass unser Radar von den technischen Parametern durchaus konkurrenzfähig ist, kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: Im Radarbereich vollziehen sich deutliche Veränderungen. Früher war für jedes Radar auch eine MCU notwendig. Doch aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Radarsensoren ins Auto wandern, steigt der Leistungsbedarf für die verarbeitende Einheit, und damit die Frequenzen. Das führt zu einer erhöhten Wärmeentwicklung. Also denken die OEMs darüber nach, ein zentrales ADAS zu nutzen. Und das basiert auf einem leistungsstarken SoC. Das heißt, die MCU fällt weg, die Kommunikation findet direkt mit diesem SoC statt.

Darüber hinaus können auch Kameradaten mit diesem SoC verarbeitet werden. Das SoC kann also die Rohdaten des Radars und der Kamera mithilfe von KI verarbeiten, was zu einer genaueren Objekterkennung führt, »Sensorfusion« ist hier der Überbegriff. Das Gute dabei ist, dass wir unsere eigenen SoCs haben. Und wir haben außerdem Kamera-Schnittstellen. Wenn wir jetzt also auch Radar anbieten, können wir auch Gesamtlösungen bereitstellen. Das können viele bekannte und sehr etablierte Wettbewerber aus dem Radarbereich nicht. Unsere Strategie setzt immer auf unsere sogenannten Winning Combinations.

Glauben Sie, dass Unternehmen wie BMW oder Ford mit viel eigenem Fachwissen und einer Menge Leute im Unternehmen wirklich an Winning Combinations interessiert sind?

Das kommt darauf an. Geht es beispielsweise um KI, muss man ganz klar sagen, dass sich diese Technologie gerade erst entwickelt. Einige europäische und US-OEMs sind auch hier firm, aber es gibt durchaus mittelgroße OEMs und chinesische OEMs, die diese Technologie nicht beherrschen. Und genau hier helfen unsere Winning Combinations. Und ich bin überzeugt, dass wir viele dieser mittelgroßen bis großen OEM-Kunden gewinnen können. Dieser Aspekt wird ebenfalls zu unserer Profitabilität beitragen und unsere Umsatzzahlen nach oben treiben.

Dabei ist es wichtig, dass wir unsere Kundenbasis vergrößern und unser Geschäft stabilisieren, denn wenn wir uns nur auf einen oder zwei OEMs verlassen würden und ein solcher OEM seinen Plan ändert, dann würde unser SoC-Umsatz plötzlich sinken. Auch dafür sind diese Art von Winning Combinations sehr entscheidend.

Leistungshalbleiter sind besonders im Automobilbereich ein sehr wichtiges Thema. Renesas ist sehr aktiv im Bereich IGBT, inklusive der Entwicklung einer vollkommen neuen IGBT-Technik. Das Unternehmen hat auch bereits Dioden auf SiC-Basis angeboten. Aber soweit ich weiß, wurde die gesamte Entwicklung im SiC-Bereich gestoppt. Dasselbe gilt für GaN, auch wenn diese Technologie derzeit für die Automobilindustrie nicht so wichtig ist. Wie wird Renesas weiter vorangehen?

Natürlich ziehen wir auch SiC in Betracht, aber dazu werden wir erst zu gegebener Zeit genauere Details bekannt geben.

Renesas arbeitet an einer 22-nm-Embedded-MRAM-Technologie. Eine interessante Technologie, das Problem ist nur, dass man nicht so leicht ein Unternehmen findet, das bereit ist, eine neue Technologie zu nutzen und das Risiko zu übernehmen.

Ja, das stimmt insbesondere für den Automotive-Sektor. Aber auch hier ist eine gewisse Bewegung erkennbar, zumindest in bestimmten Anwendungen. Jeder kennt die Schwäche von MRAM: Einschränkung beim Betrieb bei hohen Temperaturen. Aber ich glaube, dass wir mit einer Sperrschichttemperatur von bis zu 150 °C in vielen Fällen die Anforderungen erfüllen können. Jedoch dauert es trotzdem noch seine Zeit, bis diese Technologie im Fahrzeug genutzt werden kann, denn der Prozess muss noch qualifiziert werden, und auch die Zuverlässigkeit der MRAM-Technologie muss noch nachgeprüft werden.


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