Ein Kompromiss mit Vorteilen

Operationsverstärker mit komplementären Eingangsstufen

30. August 2019, 9:10 Uhr | Von Pete Semig und Tim Claycomb
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Besser: OPV mit abgestimmten Komplementär-FETs

Einige Operationsverstärker wie etwa der TLV9062 [3] haben komplementäre Eingangsstufen, bei denen die NMOS- und PMOS-FET-Paare besser aufeinander abgestimmt sind. OPVs dieser Art werden mit der Bezeichnung Rail-to-Rail vermarktet. html?aid=168771" href="https://www.elektroniknet.de/elektronik/halbleiter/bilder/uebersicht-der-bilder-und-tebellen-8429-Bild-7.html?aid=168771">Bild 7 lässt die deutlich geringere Änderung der Offsetspannung zwischen den PMOS- und NMOS-FET-Paaren im Fall des TLV9062 erkennen – im Vergleich zu Bild 6.

Mit exakter abgestimmten komplementär FETs reduziert sich der Einfluss der Gleichtaktspannung auf die Offsetspannung
Bild 7. Mit exakter abgestimmten komplementär FETs reduziert sich der Einfluss der Gleichtaktspannung auf die Offsetspannung, wie das Beispiel des TLV9062 im Vergleich zum OPA171 (Bild 6) zeigt
© Texas Instruments

Parameter wie der Versorgungsspannungsdurchgriff (PSRR), die Offsetspannung, die Offsetspannungsdrift und der Oberschwingungsgehalt (THD) verschlechtern sich im Übergangsbereich und während des Betriebs im NMOS-Bereich.

Dennoch ist die Leistungsfähigkeit, verglichen mit dem PMOS-Paar, noch akzeptabel. Alle genannten Parameter werden für den gesamten Gleichtaktspannungsbereich im Datenblatt eines OPVs angegeben – mit Ausnahme der Gleichtaktunterdrückung (CMRR).

Die typische CMRR-Angabe im gesamten Gleichtaktbereich reduziert sich nur um 16 dB gegenüber dem PMOS-Bereich.

Am besten: OPV mit abgeglichenen Komplementär-FETs

Um über den gesamten Gleichtaktspannungsbereich hinweg auf eine optimale Leistungsfähigkeit zu kommen, verfügen einige Operationsverstärker über abgeglichene PMOS- und NMOS-FETs im Eingang. Im OPA191 [4] zum Beispiel werden die FETs abgeglichen, um eine genauere Anpassung der beiden komplementären Paare zu erreichen (html?aid=168771" href="https://www.elektroniknet.de/elektronik/halbleiter/bilder/uebersicht-der-bilder-und-tebellen-8429-Bild-8.html?aid=168771">Bild 8).

Im Operationsverstärker OPA191 wird die Offsetspannung und die Offsetspannungsdrift des PMOS-FET-Paars an das NMOS-FET-Paar angegliche
Bild 8. Im Operationsverstärker OPA191 wird die Offsetspannung und die Offsetspannungsdrift des PMOS-FET-Paars an das NMOS-FET-Paar angeglichen.
© Texas Instruments
urch Abgleichen der komplementären FET-Paare in der IC-Fertigung – hier am Beispiel des OPVs OPA191 gezeigt
Bild 9. Durch Abgleichen der komplementären FET-Paare in der IC-Fertigung – hier am Beispiel des OPVs OPA191 gezeigt – lässt sich der Einfluss der Gleichtaktspannung auf die Eingangsoffsetspannung verringern. Im Vergleich mit Bild 6 und Bild 7 wird die durch den Abgleich erreichbare Verbesserung deutlich
© Texas Instruments

Zwar gibt es auch bei diesen Bauelementen noch einen Übergangsbereich, aber die Leistungsfähigkeit des PMOS- wie auch des NMOS-FET-Paars ist nach erfolgter Trimmung ausgezeichnet, wie Bild 9 zeigt.

Obwohl sich die Leistungsfähigkeit mit Blick auf Spezifikationen wie die Gleichtaktunterdrückung nach wie vor verschlechtert, ist sie deutlich besser als bei nicht abgeglichenen FET-Paaren. Zum Beispiel beträgt der typische CMRR-Wert in der PMOS-Region 140 dB, geht aber in der NMOS-Region nur auf 120 dB zurück.

Rail-to-Rail – aber mit Einschränkung

Die Bezeichnung »Rail-to-Rail-Eingang« kann gelegentlich zu Missverständnissen führen. Viele Entwickler verstehen hierunter Operationsverstärker, bei denen die Leistungsfähigkeit über den gesamten Eingangs-Gleichtaktspannungsbereich hinweg gleich bleibt. OPVs wie der OPA171 aber sind an ihren Eingängen mit komplementären FET-Paaren bestückt, bei denen die Leistungsfähigkeit des NMOS-FET-Paars hinter jener des PMOS-FET-Paars zurückbleibt. Zwar kommt es bei diesen OPVs zu keiner Phasenumkehr, aber in der Nähe der positiven Versorgungsspannung tritt gleichwohl eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit auf.

Operationsverstärker mit einer besseren Abstimmung zwischen PMOS- und NMOS-FET-Paar, zu denen der TLV9062 gehört, werden als OPVs mit Rail-to-Rail-Eingang beworben und weisen dementsprechend eine geringere Veränderung ihrer Leistungsfähigkeit über den gesamten Gleichtaktbereich auf.

Abgeglichene Eingangs-FET-Paare, wie sie der OPA191 hat, bieten in beiden Arbeitsbereichen eine insgesamt bessere Leistungsfähigkeit, obwohl es auch bei ihnen noch einen Übergangsbereich gibt. Entwicklern wird empfohlen, die Datenblätter genau zu studieren, um sich zu vergewissern, dass der ausgewählte Operationsverstärker in sämtlichen Zonen des Gleichtaktbereichs wie gewünscht arbeitet.


Literatur

[1] OPAx171 36-V, Single-Supply, SOT-553, General-Purpose Operational Ampli- fiers. Texas Instruments, Datenblatt, April 2018, www.ti.com/lit/ds/symlink/opa171.pdf.

[2] OPAx376 Low-Noise, Low Quiescent Current, Precision Operational Amplifier e-trim Series. Texas Instruments, Datenblatt, Dezember 2015, www.ti.com/lit/ds/symlink/opa376.pdf.

[3] TLV906xS 10-MHz, RRIO, CMOS Operational Amplifiers for Cost-Sensitive Systems. Texas Instruments, Datenblatt, Mai 2019, www.ti.com/lit/ds/symlink/tlv9062.pdf.

[4] OPAx191 36-V, Low Power, Precision, CMOS, Rail-to-Rail Input/Output, Low Offset Voltage, Low Input Bias Current Op Amp. Texas Instruments, Datenblatt, April 2016, www.ti.com/lit/ds/symlink/opa191.pdf.

[5] Op Amps to innovate & differentiate design. Texas Instruments, www.ti.com/amplifier-circuit/op-amps/overview.html.

 

 

Die Autoren

 

Pete-Semig von Texas Instruments
Pete Semig von Texas Instruments.
© Texas Instruments

Pete Semig, M. Sc.

ist Manager für analoge Anwendungen bei Texas Instruments. Er hat sich die meiste Zeit seiner Karriere Operationsverstärkern, Differenzverstärkern und Instrumentenverstärkern gewidmet. Seine Expertise zum linearen Betriebsbereich von Instrumentenverstärkern und zur allgemeinen Strommessung findet sich in Beiträgen zu »Precision Designs« und »Precision Lab« von Texas Instruments sowie im Analog Engineer‘s Circuit Cookbook.

Bevor Semig 2007 zu TI kam, erwarb er seinen Bachelor und Master of Science in Elektrotechnik an der Michigan State University in East Lansing, USA. Von 2001–2007 war Semig an der Fakultät der Michigan State University im Fachbereich Elektrotechnik und Informatik tätig und lehrte in einer Vielzahl von Kursen und Labors.

asktexas@ti.com

 

Tim-Claycomb von Texas Instruments
Tim Claycomb von Texas Instruments.
© Texas Instruments

Tim Claycomb, B. Sc.

ist Applikationsingenieur bei Texas Instruments in der Produktlinie Verstärker und betreut Audioverstärker sowie CMOS-Verstärker. Er hat einen Bachelor of Science in Elektrotechnik von der Michigan State University, East Lansing, USA.

asktexas@ti.com

 


  1. Operationsverstärker mit komplementären Eingangsstufen
  2. Besser: OPV mit abgestimmten Komplementär-FETs
  3. Übersicht der Bilder und Tabellen

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