Elektronik: Helfen Ihnen auch Software-Partnerschaften, um über diesen Kanal durch gute BSP- und Betriebssystem-unterstützung Kunden zu gewinnen?
Bernd Kleeberg: Das ist sicherlich sinnvoll. Allerdings haben wir uns zum Ziel gesetzt, vorrangig Linux und Windows zu unterstützen. Das deckt nach unserer Erfahrung auch den Großteil des Marktes ab. Bei QNX sind wir rudimentär aktiv und bei VxWorks streben wir eine Partnerschaft mit einem Dienstleister an, über den wir BSPs beziehen können. Uns ist wichtig, dass wir uns als Hardware-Lieferant sehen, d.h., wir machen keine Applikations-Software. Sobald das Betriebssystem läuft, sehen wir unsere Aufgabe als erledigt an.
Elektronik: Im PC-Bereich wird immer mehr Peripherie auf dem Chip integriert und auch im Embedded-Bereich machen Box-PCs und Computermodulsysteme einen großen Teil der Neuvorstellungen aus. Haben sich die Backplane-Systeme, die EKF anbietet, da nicht etwas überlebt?
Bernd Kleeberg: Das mag von außen so wirken. Aber es gibt viele Applikationen, bei denen das nicht so ist. Was die Flexibilität betrifft, ist ein 19-Zoll-System einfach unschlagbar. Ein modulares System kann für so viele Anwendungen eingesetzt werden, wie es kein Box-PC könnte. In Ihre Frage spielen aber auch Qualitätsaspekte mit hinein, denn die meisten Box-PCs basieren auf Hardware aus Taiwan. Daraus erklären sich auch die mitunter sehr günstigen Preise.
Wer ein Qualitätsprodukt möglichst unverändert über einen langen Zeitraum beziehen möchte und insbesondere in der Design-Phase einen hochwertigen After-Sales-Support zu schätzen weiß, dem empfehle ich, bei einem echten Hersteller zu kaufen. Bewertet der Kunde darüber hinaus nicht nur die Anschaffungskosten eines Produktes, sondern zieht die Bilanz über die Gesamtbetrachtung (total cost of ownership), kann sich schnell ein anderes Bild hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zeigen. Schließlich kann bereits ein einziger teurer Service-Einsatz oder ein notwendiges System Upgrade aufgrund einer Abkündigung den Kostenvorteil der Anschaffung zunichte machen.
Elektronik: Könnte es sein, dass der Trend, dass sich die Kunden von PCs abwenden und stattdessen Smartphones und Tablets kaufen, eines Tages auch auf die Industrie überschwappt?
Bernd Kleeberg: Das kann höchstens bei einigen wenigen Anwendungen passieren, die sich dafür anbieten. Im Übrigen gibt es den Trend, dass Consumer-Technologien von der Industrie aufgegriffen werden, ja schon lange. Aber es gibt auch das Gegenteil. Die Touch-Technik ist meiner Meinung nach ein Beispiel dafür: Die hat die Industrie schon sehr früh adaptiert – im Consumer-Bereich hat sie sich erst in den letzten Jahren verbreitet
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EKF wurde 1972 gegründet und entwickelt seit Ende der 1990er Jahre standardisierte Mikrocomputerkomponenten. Dabei setzte das Unternehmen auf die damals dominierenden Architekturen für modulare Systeme: Motorola-68K-CPUs zunächst mit Eurobus, dann, ab Mitte der 80er Jahre, mit VMEbus. Ende der Neunziger kamen auch CompactPCI-Systeme mit Intel-Prozessoren hinzu und infolge der Weiterentwicklung nun auch CompactPCI-Serial-Systeme. Ein Spezialgebiet von EKF sind kundenspezifisch angefertigte Boards und Systeme, die auch den erweiterten Temperaturbereich abdecken und für raue Umgebungen geeignet sind. Mit 35 Mitarbeitern ist EKF einer der kleineren Anbieter, der seine Produkte selbst entwickelt und herstellt. |
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