Offene Schnittstellen und Protokolle ermöglichen das Be- und Entladen der PCBs an der Linie mit automatisiertem Board Handling Equipment über AIVs ohne Bedienereingriff. Basierend auf einer digitalen Produkttyp-ID, die dem Belader von einem übergeordneten System zur Verfügung gestellt wurde, wird die Transportbreite automatisch angepasst, wenn ein neues Produkt in die Linie einfährt. Von diesem Zeitpunkt an gibt IPC-Hermes – als offenes Standardprotokoll für die erweiterte M2M-Kommunikation – die Produkttyp-ID zusammen mit anderen prozessrelevanten Informationen an alle Maschinen in der Linie weiter. Dazu gehört der Drucker: »Eine Vollautomatisierung des PCB-Druckers geht erfahrungsgemäß nur sehr selten mit voller Kosteneffizienz einher«, weiß Lauber.
Eine semiautomatisierte Kombination aus Bedienern und Robotern lasse sich in der Praxis deshalb häufig wesentlich kosteneffizienter betreiben. Möglich wird das mit der ASM Works Software Command Center, das Mitteilungen direkt an Handhelds von Bedienern übermittelt – beispielsweise, dass der Drucker Hilfe benötigt. Verlässt eine Leiterplatte den Drucker, gibt das SPI-System ASM ProcessLens sofortiges Feedback über die Druckqualität der Leiterplatte, um etwa Säuberungen anzustoßen oder um die Prozessparameter des DEK-TQ-Druckers neu zu justieren.
Bei einem Rüstwechsel an der Linie übernehmen AIVs die Abholung der Wechseltische aus dem Vorrüstbereich, den Austausch an der Bestückplattform Siplace SX sowie den Abtransport des ausgetauschten Wechseltischs in den Vorrüstbereich. Die Materialversorgung der Bediener im Vorrüstbereich erfolgt ebenfalls automatisiert durch das Lagersystem ASM Material Tower und einen AIV. Durch die nahtlose Kommunikation zwischen den AIVs und dem Bestückautomaten ist der Produktwechsel dabei vollautomatisch und innerhalb nur weniger Sekunden möglich. Neben der Siplace-SX-Bestückplattform, bei der sich die Bestückleistung über den Ein- und Ausbau der SX-Wechselportale skalieren und zwischen Linien flexibel transferieren lässt, wurde auf der productronica auch das automatische Abfallbeseitigungssystem und eine automatische AOI-Maschine des ASM-Entwicklungspartners Viscom gezeigt. »Wir haben auf der productronica gezeigt, wie eine wettbewerbsfähige und gleichzeitig kostengünstige Automatisierung aussehen kann«, fasst Lauber zusammen.
Ethik und ethisches Verhalten als Treiber
Dass der Weg in die digitale Transformation allerdings mehr erfordert als technologische Innovationen und offene Automatisierungsstrategien, zeigte sich im Rahmen der Ethical-Initiative, die auf der Messe ins Leben gerufen wurde. Ein Ergebnis der Veranstaltung: Immer häufiger beeinflussen Ethik und ethisches Verhalten – neudeutsch: Environmental Social Governance (ESG) – die Geschäftsstrategien der Elektronikfertiger und die zugrunde liegenden Geschäftsprozesse. Dazu gehören beispielsweise ein niedriger Energieverbrauch, ökologische Produktmerkmale und selbstverständlich der Faktor Mensch. Die Ergebnisse einer Umfrage des World Ethical Electronics Forum (WEEF) zeigen in die gleiche Richtung: Unternehmen interessieren sich vor allem für die Europa-Initiative EU Green Deal, das Recycling von elektronischen Komponenten und E-Waste-Management und sind der Meinung, dass Crypto-Mining der Umwelt schadet.
ASM verfolgt seit einiger Zeit die Vision „Enabling the Digital World“. Seitdem stehen nicht allein technische Innovationen und betriebswirtschaftliche Kennzahlen im Mittelpunkt, betont CEO Günter Lauber: »Im Rahmen dieser Initiative messen wir den Unternehmenserfolg auch durch die Gestaltung einer positiven und nachhaltigen Zukunft für Kunden, Mitarbeiter, Investoren, Partner und die Gesellschaft.« Um das zu untermauern, wurden bei ASM die sogenannten POWER-Werte eingeführt. Sie sollen dazu anregen, diese Ziele auch praktisch zu leben und stehen für Passion, Ownership, Win, Excellence und Respect. Unter dem Betriff „ASMPT New Work“ ist zudem eine Unternehmenskultur entstanden, die unter New Work nicht einfach nur Homeoffice-Regelungen versteht, sondern auch solche Dinge wie die entsprechende Führungskultur, Smart Workplaces und Workspaces, physische und psychische Gesundheit, kontinuierliches Lernen und neue Arten der Zusammenarbeit und des Teamworks. Aufgabenbeschreibungen geben vor, was von zu Hause oder einem mobilen Arbeitsplatz aus bearbeitet werden kann und was vor Ort erledigt werden muss. Über alldem steht eine Change-Management-Strategie, die die Veränderungsprozesse vom Top-Management bis zu jedem Mitarbeiter begleitet.