Glasfaser-Analyse 2022

Welches Bundesland liegt vorne, welches ist abgeschlagen?

12. September 2022, 9:38 Uhr | Corinna Puhlmann-Hespen
Glasfaserausbau: Bundesländer im Vergleich
Stand des Glasfaserausbaus: Deutschlandweit ist man bei einer Glasfaserabdeckung von 26 Prozent angelangt. Doch die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind zum Teil gravierend.
© BREKO

Glasfaser für alle bis 2030. Die Bundesregierung hat ihre Ziele für den flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur hochgesteckt. Doch wie ist der Stand der Dinge beim Glasfaserausbau heute? Erstmals werden die Unterschiede zwischen den Bundesländern veröffentlicht - und diese sind groß!

Mit der BREKO-Marktanalyse 2022 hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) aktuell eine umfassende Gesamtmarktanalyse zur Entwicklung des Glasfaserausbaus in Deutschland und damit eine Wasserstandsmeldung zur Zielerreichung vorgelegt.

Mit einer Glasfaserabdeckung von 26 Prozent (Stand 30. Juni 2022) ist laut dem Verband ein erster Meilenstein geschafft. Für die Erreichung des Ziels der Bundesregierung, bis Ende 2025 die Hälfte der deutschen Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser zu versorgen, ist eine Verbesserung der Ausbaubedingungen von größerer Bedeutung als je zuvor! Vor allem im Kontext der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage.

Neu ist in diesem Jahr unter anderem die Erhebung und Angabe der Glasfaserzahlen für die deutschen Bundesländer im Vergleich.

Studienleiter Prof. Dr. Böcker sieht auch seit der letzten Erhebung im Juli 2021 signifikante Fortschritte beim Glasfaserausbau: »Ich freue mich, einen positiven Überblick zum Glasfaserausbau in Deutschland geben zu können, dessen Fortschritt für die Digitalisierung und damit auch für den Klima- und Umweltschutz von größter Bedeutung ist. Mit 4,4 Millionen neuen (Homes Passed) Glasfaseranschlüssen seit Ende 2020 haben die Netzbetreiber im Jahr 2021 und in der ersten Hälfte des Jahres 2022 das Ausbautempo forciert. Die Glasfaserquote steigt damit kontinuierlich – 26 Prozent, also jeder vierte deutsche Haushalt hat seit Mitte 2022 die Möglichkeit, auf hochleistungsfähige und zukunftssichere Glasfaseranschlüsse zuzugreifen. Ähnlich entwickelt sich auch die Nachfrage. Fast jeder zweite Haushalt, der einen Glasfaseranschluss buchen kann, nutzt bereits diese Chance. Der Nutzen von Glasfaser wird zunehmend erkannt und damit entwickelt sich diese Technologie immer mehr zum Standard. Diese Zahlen unterstreichen darüber hinaus, dass Deutschland im europäischen Vergleich Anschluss gefunden hat.«

  • Die BREKO-Marktanalyse in Zahlen: Der Anteil der Glasfaseranschlüsse („Homes Passed“) im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Haushalte und Unternehmen („Glasfaserquote“) ist zu Juni 2022 auf 26 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 4,4 Millionen auf insgesamt 12,7 Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit im Vergleich zu Ende 2020. Den größten Teil dieser Anschlüsse realisieren mit 8,8 Millionen und 71 Prozent die alternativen Netzbetreiber, also die Wettbewerber der Deutschen Telekom. Mit seinem Wachstum an Glasfaseranschlüssen liegt Deutschland europaweit auf dem dritten Platz nach Frankreich und Großbritannien.
  • Die Investitionen in die digitale Infrastruktur sind im Jahr 2021 auf insgesamt 11 Milliarden Euro und damit wiederholt auf Rekordniveau gestiegen. Hier dominieren ebenfalls die alternativen Netzbetreiber. Ihre Investitionen in Höhe von 6,5 Milliarden entsprechen 59 Prozent des gesamten Investitionsvolumens.

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Glasfaserausbau: Bundesländer im Vergleich
Der Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland
© BREKO

Bundesland-Vergleich: Gewinner und Verlierer!

Bundesweit sind zwischen den Bundesländern starke Unterschiede beim Ausbaustand zu beobachten, was neben den regionalen Besonderheiten vor allem auf die stark variierenden Rahmendbedingungen in den Ländern zurückzuführen ist. Unangefochten an der Spitze beim Stand des Glasfaserausbaus in den Bundesländern steht Schleswig-Holstein. Mit einer Glasfaserquote von 61 Prozent liegt das „Glasfaser-Bundesland“ knapp vor Hamburg mit einer Glasfaserabdeckung von 59 Prozent. Sachsen-Anhalt liegt mit 33 Prozent auf dem dritten Rang.

Das Schlusslicht bildet mit einer Glasfaserabdeckung von lediglich 10 Prozent Berlin.

Weiterer Ausbaufortschritt mit Risiken behaftet

Die Prognose für den weiteren Ausbau – und damit für die Zielerreichung der von der Bundesregierung gesetzten Glasfaserziele – ist zwar grundsätzlich positiv, bleibt allerdings risikobehaftet. Für das Jahr 2025, für das die Bunderegierung das Ziel ausgegeben hat, 50 Prozent der Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser zu versorgen, prognostiziert die BREKO-Marktanalyse 2022 eine Abdeckung von 40 bis 53 Prozent. Wie das Ergebnis letztendlich ausfällt, hängt mehr denn je von den politischen Rahmenbedingungen und der schwer abschätzbaren Entwicklung im Zusammenhang mit dem Krieg Russlands in der Ukraine ab.

»Faxgeräte in den Ämtern müssen endlich der Vergangenheit angehören«

Dazu BREKO-Präsident Norbert Westfal: »Die aktuell durch die weltpolitische Lage schwierige Situation betrifft auch die am Glasfaserausbau beteiligten Unternehmen. Preissteigerungen, Lieferengpässe und Fachkräftemangeltreffen nicht nur die Bürgerinnen und Bürger. Sie sind auch beim Ausbau deutlich spürbar. Wir haben die Chance, die sehr ambitionierten Ziele der Bundesregierung bis 2025 und 2030 zu erreichen. Dafür brauchen wir aber die Unterstützung von der Politik in Bund, Ländern und Kommunen, um gemeinsam die Voraussetzungen für einen schnellen Ausbau zu schaffen und bestehende Hürden gezielt und schnell abzubauen. Der größte Hebel ist und bleibt dabei die Gestaltung einer den eigenwirtschaftlichen Ausbau sinnvoll ergänzenden – und nicht behindernden – staatlichen Förderung. Die ausbauenden Unternehmen haben mit den vorliegenden Zahlen bewiesen, dass sie Deutschland schnell und effizient mit Glasfaseranschlüssen versorgen. Fördermaßnahmen dürfen daher auch zukünftig nur dort erfolgen, wo keine Wirtschaftlichkeit für einen Ausbau besteht. In diesem Zusammenhang setzen wir weiter große Erwartungen in die von der Bundesregierung beauftragte Potenzialanalyse. Darüber hinaus steht auch die Beschleunigung und Digitalisierung der Genehmigungsverfahren weiter ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Politik muss jetzt endlich ihr Versprechen einlösen, die Verwaltung in Deutschland umfassend zu digitalisieren. Die Faxgeräte in den Ämtern müssen endlich der Vergangenheit angehören.«


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