Mit einem satten Plus von 27 Prozent schlug der deutsche Markt im letzten Jahr bei Mouser zu Buche. Marie Pierre Ducharme, Supplier Marketing Manager von Mouser, weist aber gleichzeitig auf die Herausforderungen bedingt durch den Wechselkurs Euro/Dollar hin, mit dem Mouser wie viele andere Unternehmen am runden Tisch zu kämpfen hatten und haben. Dennoch: Der positive Trend schreibt sich bei Mouser auch für 2016 fort. Im ersten Quartal geht Ducharme von einem Plus von etwa 15 Prozent aus. »Wir sind nach wie vor ein NPI-Distributor. Unsere Zielgruppe sind Design-Ingenieure und deren Design-Aktivitäten. Wir wachsen daher dort, wo viel entwickelt wird.« Seinen Fokus legt Mouser weiterhin auf Halbleiter und Sensoren für Applikationen rund um Indus-trie 4.0 und das IoT.
Michael Denner führt das Familienunternehmen Gudeco, das sich hauptsächlich auf Passive und Elektromechanik spezialisiert hat. Auch er berichtet für das Jahr 2015 von einem zweistelligen Wachstum und rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von 10 Prozent, was er als sehr positiv einstuft. Dass in Deutschland derzeit kaum Zuwächse wie in Osteuropa zu erzielen sind, hat laut Denner einen einfachen Grund: »Der osteuropäische Markt kommt von einem anderen Niveau. Deutschland hat 30 Prozent Marktanteil in Europa, da ist es schwer, prozentual weiter so zu wachsen.«
Auch Conrad war nach Auskunft von Stefan Fuchs, als General Manager Business Supplies zuständig für das Firmenkundengeschäft, im Jahr 2015 mit zweistelligen Wachstumsraten unterwegs: »Unsere Strategie ist bis dato sehr gut aufgegangen. Wir haben massiv in Lager und Vertrieb investiert und unser Sortiment verbreitert. Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass unser Wachstum 2016 und darüber hinaus so weitergeht.«
Frank Hansen, Regional Vice President Central Europe and Eastern Europe, schließt sich im Wesentlichen seinen Branchenkollegen an: »Wir haben es als Avnet Memec – Silica geschafft, eine Steigerungsrate im deutlichen einstelligen Bereich zu erzielen. Wir können also mit Fug und Recht feststellen, dass 1+1 mehr als 2 ist. Auch unser Ausblick für 2016 – wir schließen unser Geschäftsjahr 2016 bekanntlich zum 30. Juni ab – ist entsprechend positiv.« Abzuwarten bleibt laut Hansen allerdings für die gesamte Branche, wie viel Druck VW auf seine Zulieferer ausüben wird, Kosten zu optimieren, was sich besonders auf die kleineren Zulieferer auswirken dürfte.
Der positive Markt in Osteuropa liegt nach den Worten von Hansen unter anderem auch darin begründet, dass viele Produkte, die vorher in Asien produziert worden sind, mittlerweile ins Baltikum und nach Osteuropa transferiert werden. Große EMS-Firmen beispielsweise haben inzwischen Hubs auf dem Baltikum eröffnet, ein klarer Indikator für das Aufstreben dieser Region.
Über ein sehr erfolgreiches Jahr 2015 darf sich auch Rutronik freuen: »Wir sind im zweistelligen Prozent-Bereich gewachsen und bewegen uns auf einem sehr hohen Niveau auch in 2016«, fasst Andreas Mangler zusammen, Director Strategic Marketing & Communications und Member of the Extended Executive Board von Rutronik. »Getrieben wird Deutschland durch den Industrie- und Automotive-Markt, der eher konservativ ist und nicht explodiert in seinen Wachstum. Insofern sehe ich die Wachstumsprognose für Deutschland nicht ganz so gut wie in anderen Ländern, etwa Osteuropa, das von Bestückungsaufträgen profitiert, die aus China zurückverlagert werden.«
Thomas Klein spricht als Vice President Sales and Distribution von MSC Technologies von gigantischen Zahlen im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2015 (1.07. bis 30.06) und einer Beruhigung im Kalenderjahr 2016. Rund 50 Prozent seines Geschäftes generiert MSC mit Distribution, die andere Hälfte mit Entwicklung und Eigenprodukten von Embedded- und Display-Systemen. Seinen Mitbewerb sieht Klein daher weniger in der klassischen Distribution als im Embedded-Sektor.
Osteuropa: das Dollar-Eldorado
Jörg Strughold ist seit Januar verantwortlich für den Vertrieb von Arrow in EMEA. Auch er zeichnet ein positives Bild mit zweistelligem Wachstum und einem Plus bei den Marktanteilen für Arrow im Jahr 2015 und stabilem Wachstum auch weiterhin in 2016. »Die grundsätzlichen Voraussetzungen für dieses Jahr, wie europäische Investitionsprogramme etc., sind vorhanden, insofern sollte das ein gutes Jahr werden«, so Strughold. Das Marktwachstum in Osteuropa führt Strughold unter anderem auf steigende Lohnkosten in Asien zurück, die forcieren, dass Geschäft nach Nordosteuropa zurückkommt. »Zudem gibt es Near-Shoring-Strategien in Firmen, die dazu führen, dass verstärkt in baltischen Ländern und Osteuropa produziert wird.« Im Übrigen sei das Wachstum in Osteuropa ja nicht neu, so Strughold: »Wir sehen schon seit vielen Jahren ein starkes Wachstum in Osteuropa.«
»Osteuropa hatte außerdem den Vorteil, dass fast alles in Dollar fakturiert wird. Der größte Teil des deutschen Marktes hingegen basiert auf Industriegeschäft und Automotive. Hier wird normalerweise in Euro fakturiert, insofern ist das so nicht vergleichbar und wohl der Hauptgrund für die Schere zwischen Deutschland und Osteuropa«, stellt Jan Pape fest, Director Distribution EMEA von Texas Instruments.
»Im Übrigen hatten wir in Deutschland keinen ernsthaften Knick in den letzten Jahren«, konstatiert Pape, in Osteuropa hingegen sei es vor ein paar Jahren deutlich bergab gegangen. Seit einiger Zeit erhole sich der Markt dort aber wieder. Stärkere Zuwachsraten seien dort also derzeit ganz normal, so Pape. Für Texas Instruments war 2015 ebenfalls ein sehr gutes Jahr: »Wir haben Marktanteile gewonnen, vor allem hier in Deutschland. Dieser Trend schreibt sich fort im ersten Quartal 2016. Dies war für uns deutlich überdurchschnittlich im Vergleich zu den aktuellen DMASS-Zahlen mit 4,7 Prozent Year/Year Wachstum in Dollar. Wir haben hier deutlich stärker abgeschlossen. Insofern sind wir auch weiterhin für dieses Jahr sehr zuversichtlich.«
Florian Schrott, Regional Sales Manager DACH Distribution von Huber+Suhner, sieht als entscheidende Frage in den Wachstumsbilanzen der Unternehmen den Wechselkurs, denn in den meisten Fällen basieren die Preislisten auf Dollar. »In Euro umgerechnet, hatte man dann schon mal 10 Prozent Wachstum. „Deutschland“ ist kontinuierlich gewachsen, insofern ist es hier schwieriger, noch Wachstum draufzusetzen.«