ADI wagt es aber auch, proprietäre Ansätze zu entwickeln, und das sogar in einem Bereich, wo man erwarten würde, dass hier überhaupt kein Platz mehr für eine proprietäre Lösung besteht: Bussysteme. So hat ADI mit A2B (Automotive Audio Bus) einen Bus für die Übertragung von Audiodaten entwickelt. – Noch ein neuer Bus und dann ausgerechnet einer, der in manchen Anwendungen in direkter Konkurrenz zu MOST steht, kann das funktionieren? Steyerl fügt hinzu: »Viele neue Ford-Modelle, die in diesem Jahr in Produktion gehen, sind mit A2B ausgestattet.« Dass es ADI gelungen ist, einen weiteren Bus ins Auto zu bringen, erklärt Steyerl ebenfalls mit den Vorteilen, die der A2B mit sich bringt. So reicht für die Verkabelung eine einfache ungeschirmte Zweidrahtleitung – eines der Hauptargumente, die auch Ethernet nach vorne brachte –, und über den Bus können nicht nur Audio- und Steuerungsdaten versendet, sondern es kann auch die Stromversorgung der Endgeräte abgewickelt werden.
Steyerl: »In vielen Fahrzeugen sind im Inneren mittlerweile bis zu zwölf Mikrophone verbaut. Die alle über eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung analog mit der Head-Unit zu verbinden, funktioniert nicht, erstens weil dafür zu viele Kabel notwendig wären, zweitens weil auch gar nicht genügend Platz für alle Steckverbinder an der Head-Unit vorhanden ist. Mit dem kaskadierbaren A2B-Bus lässt sich diese Applikation ganz einfach realisieren.« Aber selbst wenn eine Technik enorme Vorzüge beschert, verlangt die Automotive-Industrie meist eine Second-Source. Wie sieht es damit aus? Steyerl ist auch in diesem Fall gelassen: »Wir haben für A2B bereits ein Lizenzierungsmodell aufgesetzt und sind mit anderen Halbleiterherstellern in Gesprächen.«
Ein weiterer wichtiger Zukunftsmarkt stellen für ADI Radaranwendungen dar. Laut Steyerl sind Radar-AFE-ICs von Analog Devices für 24 und 77 GHz bereits in Fahrzeugen zu finden, diese ICs haben sogar für eines der stärksten Wachstumsraten innerhalb des Unternehmens gesorgt. Auch ein BiCMOS-Radar-Chipsatz für 24 GHz ist schon verfügbar. Er befindet sich derzeit in der Automotive-Industrie in der Design-in-Phase. Im 77-GHz-Bereich gibt es derzeit zwei Anbieter, NXP und Infineon, die mit Chip-Sätzen auf dem Markt sind. Steyerl erklärt aber trotzdem: »Wir haben uns zum Ziel gesetzt, hier einer der Markführer zu werden. Wir arbeiten an einer Entwicklung eines 77/79-GHz-RFCMOS-Chipsatzes. Weitere Details zu den Produkten werden Ende dieses/Anfang nächsten Jahres angekündigt. Diese weisen einige Besonderheiten auf, die uns bei 77-GHz-Radar-ICs auf die Überholspur bringen werden.«