Agile Entwicklung setzt selbstorganisierende, unabhängige Teams voraus. ISO 26262 fordert jedoch, dass eine teamübergreifende Sicherheitskultur etabliert wird. Das ist kein grundsätzlicher Widerspruch zu einer agilen Entwicklung. Trotz intensiver Unternehmensanstrengungen dauert es in der Regel sehr lange, bis die Normen zur funktionalen Sicherheit in der automobilen Software-Entwicklung zumindest ansatzweise etabliert sind. Daher scheint es mehr als zweifelhaft, ob diese Denkweise tatsächlich gefestigt und verbreitet genug ist, um von den Teams ohne äußeren Druck übernommen zu werden.
In einer perfekten Welt wäre jeder Entwickler ein kleiner Sicherheits-Manager, der das Wissen und die Fähigkeiten besitzt, bei allen Tätigkeiten auf die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen zu achten. In der Praxis gibt es jedoch immer mindestens eine Person, die diese Rolle dediziert ausfüllt. Beispielsweise in SCRUM hat in der Regel der SCRUM Master die Aufgabe, für die Einhaltung dieser Prozessvorgaben zu sorgen. In einem sicherheitsrelevanten Umfeld könnte der SCRUM Master auch die Rolle des Projekt-Sicherheits-Managers übernehmen. Wichtig: Er muss sich um eine unabhängige Instanz bemühen, die garantiert, dass die geleisteten Arbeitspakete nachvollziehbar die Sicherheitsanforderungen des Produktes erfüllen. ISO 26262 fordert dazu explizite Bestätigungsmaßnahmen, die sowohl die Arbeitsergebnisse selbst als auch den Weg zu deren Erstellung – also den durchgeführten Prozess – abdecken.