Wird Audi dem eigenen Anspruch, Treiber der Elektrifizierung zu sein, gerecht? Nun, beim Thema 48 Volt haben die Ingolstädter zurzeit tatsächlich die Nase vorn. So konkret und umfassend hat sich noch kein anderer OEM zum Einsatz des neuen Teilbordnetzes geäußert. Interessant ist, dass bei Plänen zur (Mild-)Hybridisierung der Fahrzeugflotte neben den 48-Volt-Systemen auch explizit Lösungen für das 12-Volt-Bordnetz mit einbezogen werden. So wird es wohl ein sehr ausdifferenziertes Angebot mit umfassender 48-Volt-Technik inklusive elektrifizierten Motor- und Fahrtwerkskomponenten für die Oberklasse und kostengünstigeren 12-Volt-Mild-Hybridsysteme für die Einstiegsmodelle geben.
Bei den Plug-in-Hybriden kann Audi technisch ausgereifte Lösungen mit intelligenter Software-Unterstützung präsentieren. Doch auf diesem Gebiet sind auch andere Hersteller mit wachsendem Erfolg aktiv. Und für einen wirklichen Durchbruch der Plug-in-Hybridtechnik ist der Aufpreis im Vergleich zu den konventionell angetriebenen Modellen immer noch entschieden zu hoch – bei allen Anbietern.
Die größte Lücke zwischen dem hehren Anspruch, „Audi treibt die Elektrifizierung voran“ und der in diesem Fall eher tristen Wirklichkeit klafft bei den rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Hier steht Audi in puncto Serienmodelle aktuell völlig blank da. Laut Presseberichten soll der R8 e-tron zum Jahresende bestellbar sein, aber in Spanien wurde er noch nicht einmal erwähnt. Und so vielversprechend der elegante Technologieträger e-tron quattro concept auch ist – wenn 2018 endlich die Serienversion losstromern soll, ist dem anvisierten Konkurrenten Tesla mit dem Model 3 aller Voraussicht nach bereits der Sprung in den Massenmarkt gelungen.
Auch bei der Brennstoffzelle ist es mit dem Führungsanspruch nicht weit her. Audi-Techniker rümpfen zwar gerne angesichts der nicht völlig ausgereiften Wasserstoff-Serienfahrzeuge aus Japan und Korea etwas die Nase, weil sich dieser Mut zur Lücke nicht mit ihrem Premium-Anspruch verträgt. Doch allein die enormen Erfahrungswerte, die ein so umfassender Praxistest mit sich bringt, werden bei Toyota, Honda und Co. für einen großen Entwicklungsvorsprung sorgen. Nur mit einer kleinen Zahl von reinen Versuchsfahrzeugen dürfte dieser Vorsprung schwer zu kompensieren sein. Allerdings ist zurzeit auch noch völlig offen, ob die Brennstoffzellentechnik zukünftig überhaupt eine nennenswerte Rolle spielen wird.