Reale und virtuelle Welt verschmelzen zu einer neuartigen Fahrererlebniswelt

Besser als die Wirklichkeit

20. April 2012, 10:11 Uhr | Axel Jansen, Dr. Wolfgang Spießl und Gunnar Franz
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Anzeigekonzept und Absicherung

Das technisch reibungslose Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten vorausgesetzt, müssen die Informationen in der richtigen Art und Weise zur Anzeige gebracht werden. Dabei ist die sorgfältige Gestaltung der darzustellenden Elemente und ihres Verhaltens von besonderer Wichtigkeit. Da die Anzeigen im direkten Sichtfeld des Fahrers liegen und quasi mit der Umwelt interagieren, müssen die Informationen unaufdringlich, aber eindeutig und intuitiv verständlich sein. Sie dürfen den Fahrer nicht von den realen Objekten in seiner Umgebung ablenken. Farbgebung, Objektbezug, Sichtbarkeitsdauer, Animationen und ästhetische Gestaltung sind hierbei wichtige Parameter. Anzeigekonzepte müssen weiterhin technische Gegebenheiten wie die begrenzte Bildgröße, potentielle Kalibrierungsungenauigkeiten, Latenzen sowie mögliche Verdeckungen von realen durch virtuelle Objekte berücksichtigen. Wenn sich z.B. ein Navigationshinweis mit einem nahe vorausfahrenden Fahrzeug überlappt, muss die Anzeige in geeigneter Weise darauf reagieren können.

Um dies sicherzustellen, sind neue Abläufe im Entwicklungs- und Absicherungsprozess notwendig. Prozesse für traditionelle Anzeigen sind hier nur bedingt einsetzbar, da es bislang keine direkte Interaktion von virtuellen und realen Objekten gab. Wichtig ist vor allem eine schnelle Erlebbarkeit von Anzeigekonzepten und ihrer Interaktion mit der Umwelt, da sich ihre Eignung für den Einsatz im Fahrzeug im Labor kaum vorhersehen lässt.

Bild 8. Blick in den Fahrsimulator: Der hochwertige Aufbau und die moderne Projektionstechnik erzeugen einen perfekten Simulationseindruck für die Probanden.
Bild 8. Blick in den Fahrsimulator: Der hochwertige Aufbau und die moderne Projektionstechnik erzeugen einen perfekten Simulationseindruck für die Probanden.
© BMW Forschung

Die Umsetzung der Konzepte für eine erste Erfahrung erfolgte deshalb in den Fahrsimulatoren der BMW Group Forschung und Technik (Bild 8). Dies ist kostengünstiger als eine direkte Implementierung im Fahrzeug und Anpassungen lassen sich schneller durchführen. Hierfür wurde eigens eine Werkzeugkette für eine flexible Anbindung unterschiedlicher bildgebender Software-Komponenten an die Fahrsimulation realisiert. So können unter identischen Bedingungen unterschiedliche Varianten von Anzeigekonzepten schnell dargestellt und mit zahlreichen Probanden in kurzer Zeit verkehrssicher getestet werden. Dies setzt voraus, dass die Simulation eine sehr gute Darstellungsqualität und Realitätsnähe bietet, damit sich die Probanden auf die virtuelle Fahrsituation einlassen und sich wie im realen Verkehr verhalten. Hochauflösende und großflächige Visualisierung der Fahrumgebung, detailgetreue Modelle von Fahrzeugen, Straßen, Gebäuden und Fußgängern, eine realistische Geräuschkulisse, originalgetreue Versuchsfahrzeugmodelle sowie realis­tisches Fahrverhalten der virtuellen Fahrzeuge tragen hierzu bei.

Nach erfolgreichen Untersuchungen im Simulator werden die Anzeigekonzepte auch in Prototypen auf der Straße erprobt. Die Ergebnisse aus der Simulation werden auf das Versuchsfahrzeug übertragen, verfeinert und im Realverkehr untersucht. Beide Testumgebungen sind für verlässliche und valide Erkenntnisse zu den Anzeigen unverzichtbar, um maximalen Nutzen und Sicherheit für den Fahrer aus der neuen kontaktanalogen Anzeigetechnologie zu erzielen.


  1. Besser als die Wirklichkeit
  2. Passgenaue Deckung von virtueller und realer Welt
  3. Kontaktanaloge Anzeige von Navigationshinweisen
  4. Das Head-up-Display – Flugzeugtechnik im Fahrzeug
  5. Anzeigekonzept und Absicherung
  6. Die Autoren:

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